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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Michel, Wilhelm: Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0148

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PROFESSOR JOSEF HOFFMANN - WIEN. »HERRENZIMMER PROF, DR. ZUCKERKANDL«

KLEINE KUNST-NACHRICHTEN.

APRIL 1914.

BERLIN. Nach zehnjähriger Bauzeit ist nun der
gewaltige Block, dessen Tiefe von der Straße
„Unter den Linden" bis zur Dorotheenstraße reicht,
fertig gestellt worden. Die ungewöhnlich große
Baumasse umfaßt die Räume der königlichen Bib-
liothek, der Akademie der Wissenschaften und die
der Universitätsbibliothek. Im Zentrum des Bau-
körpers liegen zwei Säle von außerordentlichen
Abmessungen: Lesesäle für dreihundert und für
vierhundert Menschen. Diese beiden Riesenzellen
und die Magazine, die für eine Million Bücher
eingerichtet sein mußten, bestimmten dem Bau
die Aufteilung und den Charakter. Man hätte sich
vorstellen können, daß diese moderne Bibliothek
von einem Ingenieur aus Eisen, Beton und Glas
gebaut werden würde; man hätte sich den Bau
als ein ganz der Sachlichkeit hingegebenes und
nach den legten Errungenschaften der Bibliotheks-
technik organisiertes Instrument zu denken ver-
mocht. Man hätte erwarten dürfen, daß etwa
solche Überlegungen die Entscheidung für das
System und die Form des Baues hätten bringen

müssen: wie stellt man am besten die Massen der
Bücher so auf, daß sie möglichst leicht zugänglich
sind; wie legt man die Wege an, auf denen die
Bücher, die verlangt werden, in kürzester Zeit aus
den Magazinen an die Ausgabestellen gelangen;
wie macht man den Benußern der großen Lesesäle
den Aufenthalt so angenehm wie möglich. Es ist
ja gewiß, daß Überlegungen dieser Art angestellt
worden sind; sie scheinen aber nicht mit der nötigen
Kühle vorgenommen worden zu sein. Hätte man
sonst wohl für den Saal, der die vierhundert Leser
umfassen soll, eine Höhe von vierzig Metern zuge-
lassen: wozu soll denn der endlose Luftraum, der
über den Menschlein dort unten sich hebt, eigent-
lich dienen. Er ist keine hygienische Notwendig-
keit, und so überzeugend auch die technische Lösung
des achteckigen Kuppelraumes, wie er durch den
Ingenieur Adams geschaffen wurde, auf uns wirkt,
so wenig vermögen wir zu begreifen: warum der
Lesesaal einer Bibliothek die Höhe eines Domes
haben muß. Wir begreifen dann auch nicht, warum
solch eine Bibliothek wie ein Palast der Hochrenais-

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