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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0243

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KLEINE KUNST-NACHRICHTEN.

MAI 1914.

PARIS. Die beiden Frühjahrssalons der Societe
Nationale und der Societe des Artistes francais
haben keine so große Bedeutung wie derHerbstsalon;
sie zeigen nur die traditionelle und offiziell aner-
kannte französische Kunst. Im „Salon de la Societe
Nationale" sind es hauptsächlich die Porträtisten,
die Interesse erregen. An ihrer Spitje steht Albert
Besnard, der jetjt die französische Akademie in
Rom leitet und der die Ausstellung mit vier Por-
träts beschickt hat, die sich alle durch die hervor-
ragende Feinheit des Tones auszeichnen. Der Spanier
Zuloaga, der seit einigen Jahren Gast des Salons
ist, bringt unter anderem ein Bildnis des bekannten
Pariser Schriftstellers Maurice Barres, der auf den
Hügeln von Toledo in etwas allzu theatralischer
Pose auf die Stadt hinunterblickt, die er so oft
beschrieben; der bekannte Porträtist de la Qandara
hat ein Porträt der in Paris sehr beliebten rus-
sischen Künstlerin Ida Rubinstein geschickt, das
viel bewundert wird. Und auch alle anderen Por-
trätisten, die man seit Jahren hier zu treffen ge-
wohnt ist, sind vertreten: Boldini mit seinen mon-
dänen Pariserinnen, Frl. Blanche mit einem be-
achtenswerten Porträt der Comtesse de Noailles,
Alfred Roll mit dem Bildnis einer bekannten Pariser
Schauspielerin. Unter den dekorativen Werken
erregen einige Frühlingsmotive von Maurice Denis
ziemliche Beachtung. Alfred Roll hat den Plafond
ausgestellt, der für das Petit Palais in Paris be-
stimmt ist und der ein sicheres Gefühl für Kom-
position verrät. Der größte Raum des Salons ge-
hört einer Ausstellung der Werke des verstorbenen
Gaston La Touche, des bekannten Malers der galan-
ten Feste, der aus diesem Salon hervorgegangen ist.

Im Salon des Artistes francais steht in der
Regel die dekorative Kunst im Vordergrunde. Das
meiste Interesse erregt hier ein großes Wandge-
mälde: „Die Werkstätte" von Henri Martin. Dieser
französische Maler, der sich für den Nachfolger
Puvis de Chavannes hält, hat seine Arbeit in staat-
lichem Auftrage ausgeführt; sie ist dazu bestimmt,
im Pariser Justizpalast den Saal zu schmücken, in
dem die Arbeitsunfälle zur Verhandlung kommen.
Henri Zo hat eine große dekorative Landschaft
ausgestellt, die als Wandschmuck für das Museum
von Bayonne bestellt ist. Unter den Landschaftern,
die übrigens in beiden Salons selten sind, finden
Guillemet und Pointelin ernste Beachtung. In
der Skulptur-Abteilung wird besonders eine Jeanne
d'Arc-Büste bewundert, die von Antonin Mercie
stammt, dem Präsidenten des Salons und dem
Schöpfer der bekannten Quand Meme-Statue im
Tuileriengarten. — leon g. lery- -pakis.

DRESDEN. Die „Ausstellung französischer
Malerei des XIX. Jahrhunderts", die in der
Galerie Ernst Arnold veranstaltet wurde, bot
keineswegs ein allseitiges Bild der malerischen
Entwicklung dieses Zeitraums in Frankreich, selbst
in dem engeren der modernen Bewegung fehlte
eine gleichgewichtige Darstellung Millets, für
mich auch eine Andeutung Boningtons und
Jongkinds. Denn der beste Wert der Dar-
bietung lag in dem Nachweis einer organischen
Ordnung, aus der die beiden Ausländer so wenig
auszuschließen sind wie van Gogh. Immerhin bot
sich ein tiefer Einblick in das herrliche Spiel von
schöpferischen Kräften, deren individuelle Umgren-
zung durch eine glückliche Auswahl und Zusammen-
führung zurücktrat gegen ihre größere Rolle in
der modernen Genesis. Was sich etwa im Frauen-
bild, Akt, Figur und Porträt, darbot, war neuer
Einblick in die Entwicklung, Erkenntnis neuer Zu-
sammenhänge: überall nimmt die eigentliche Sphäre
des Genies schaffenden Anteil an diesen Frauen-
bildern, bei Corot und Renoir der landschaft-
liche Rhythmus in der verschiedenen Schwingung
tiefbeschlossener Anmut und sonniger Wohllust, bei
Courbet das Stilleben, bei De gas das mondäne
Milieu, gleich bestimmt nach Ort und Zeit, bei
Manet die Rasse. Sonst erschienen zwei Kom-
plexe besonders anschaulich herausgestellt: die ab-
solute Leidenschaft der Malerei in Gericault und
Delacroix, die alles Übrige wie ein Nährboden
durchwirkt und von Daumier monumentalisiert
wird, und der Kreis um Monet, der wie eine
Nachlese und ein Ausklang wirkt, stünde nicht der
große Wegweiser in die Zukunft hinter ihm,
( ezanne. Aber auch im einzelnen gab es Ge-
nuß genug am Seltenen und Dokumentarischen,
das die geläufige Einschätjung dieser Künstlerreihe
nicht umstürzte, aber um Wesentliches bereicherte.
Das vorgeführte Faktum, daß trotj allerhand An-
feindungen so wertvoller Besit} in deutschen Hän-
den ist, bereitet überdies keine nebensächliche Ge-
nugtuung. Man wird auf ihn Acht haben müssen.
Er hat noch seine Rolle in der Erziehung, des
Künstlers und des Laien, zu spielen. — eisler.
Ä

OFFENBACH. Ausstellung von Kunst-
werken aus Privatbesitz Man wird
künftighin das Industriezentrum Hessens nicht mehr
als unbeträchtlich für die Kunst betrachten dürfen:
nach den Resultaten dieser Ausstellung, die der
Verein für Kunstpflege und die Techni-
schen Lehranstalten zusammen veranstalteten,
gibt es eine sehr respektable Summe an altem und

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