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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 35.1914-1915

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Hildebrand, Adolf von: Unsere neuen Burgen am Rhein: Zu den Radierungen von Josef Pennell
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https://doi.org/10.11588/diglit.7013#0158

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Unsere netten Burgen am Rhein.

Rücken Burgen tragen, die das zwanzigste
Jahrhundert gebaut, das auch seine Romantik
hat, freilich eine, die weniger zu Träumen
lockt. Pennell hat diese neue Romantik emp-
funden wie kein anderer, er wurde ein Apostel
der Zukunft, weil er die Gegenwart dort er-
kannt hat, wo am intensivsten alle Versprech-
ungen winken, und er hat das einzige Ver-
dienst, unsere Blicke für eine Schönheit ge-
öffnet zu haben, für die uns erst ganz allmäh-
lich das Bewußtsein kommen kann. Unter
diesem Gesichtspunkt ist seinen Blättern eine
Mission vorbehalten, die befruchtend auf das
künstlerische Streben unsererGegenwart wirken
kann. Denn nur so, wie er die Stätten der
Arbeit erkannte, sind sie in der Tat dankbare
Motive, die hundertfältige Aufgaben weisen,
die direkt aus der Hoffnung unseres Jahrhunderts
in ein neues Land der Verheißung führen, g. b.

T^vie Schönheit ruft jeden, denn sie ist eine mit
unserer Seele harmonierende Kraft; wer sich ihr
zuwendet, sieht und findet sie bald, denn sie ist das
Licht aller Materien und das Gleichnis der Gottheit

selbst.................. Raphael Menfls.

Coweit es sich um das Imitative handelt, steckt in
der bildenden Kunst eine Art Naturforschung und
die künstlerische Tätigkeit ist an diese gebunden.
Die Probleme, welche dabei die Form an den
Künstler stellt, sind von der Natur unmittelbar ge-
geben, von der Wahrnehmung diktiert. Werden
diese Probleme allein gelöst, d. h. hat das Geschaffene
nur in dieser Beziehung eine Existenz, so ist es
doch als Gebilde an sich noch zu keinem selbst-
ständigen Ganzen geworden, das neben und gegen-
über der Natur sich behaupten kann. Um dies zu
erreichen, muß sein imitativer Inhalt von einem
weiteren Gesichtspunkte aus, den ich im allgemeinen
als den architektonischen bezeichnen möchte, in die
höhere Kunstregion entwickelt werden. Die Probleme
der porm, welche bei dieser architektonischen Gestal-
tung eines Kunstwerkes entstehen, sind keine von der
Natur unmittelbar gestellten und selbstverständlichen,
sie sind jedoch gerade die absolut künstlerischen. Die
architektonische Gestaltung ist das, was aus der
künstlerischen Naturforschung ein höheres Kunstwerk
schafft. Das mit »imitativ« Bezeichnete stellt also
eine der Natur selbst entnommene Formenwelt dar,
welche erst architektonisch verarbeitet zum vollen
Kunstwerk wird. Damit tritt Plastik und Malerei erst
in die allen Künsten gemeinsame Sphäre, aus der
Welt des bloßen Naturalismus heraus, in die Welt
der wahren Kunst.......... Adolf Hildebrand.

RADIERUNG »EINGANG ZUM SCHACHT« SÄMTLICH IM BESITZ DER KUNSTHANDLUNG E. ARNOLD, DRESDEN.
 
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