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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Bredt, Ernst Wilhelm: Welche Künstler belehrt "man"
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0111
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FLORENCE JESSIE HÖSEL—BERLIN. »BAUM MIT WEISSEN PFAUEN«

WELCHE KÜNSTLER BELEHRT „MAN" ?

VON PROFESSOR E. W. BREDT.

Mit dem Rufe „los vom man" warnte ich
kürzlich vor dem unfaßbaren, überall zi-
tierten Geschmackstyrannen und Geschmacks-
verderber „man", d. h. der Meinung der allzu-
vielen. Heute erinnere ich an gewisse künst-
lerische Berufe, die sehr zum Vorteil sich beleh-
ren lassen werden über das, was man beliebt.
Welche Künstler sind das?
Die Maler gewiß nicht. Noch viel weniger
die Graphiker und Bildhauer. Ein Maler, der sich
nach dem Geschmack des kleinen „man" rich-
tet, ist unfehlbar dem Kitsch verfallen. Wer die
Größen der Gegenwart oder Vergangenheit nach
dem Geschmack ihrer jeweiligen Zeitgenossen

beurteilt, wird feststellen, daß wohl zufällig der
große Maler auch mal sofort sein großes Publi-
kum fand, daß aber der Grad der Liebäugelei
eines Künstlers mit dem Publikum seine ge-
schichtliche Größe entsprechend beeinträchtigt,
wenn nicht vollständig zerstört. Das ist eine
Tatsache, die sich immer wiederholt, weil sie
im Wesen der freischaffenden künstlerischen
Persönlichkeit liegt. Freilich, sie wird von der
Menge in kürzester Zeit vergessen und während
sie heute für Maler schwärmt, die noch vor
zwanzig oder dreißig Jahren verkannt, ver-
spottet, ja als Revolutionäre angefeindet wurden,
macht die verjüngte Menge den alten Fehler
 
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