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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

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Behrens, Peter: Die Dombauhütte: aus der Eröffnungsrede von Peter Behrens
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https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0231
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»DOMBAUHÜTTE« MÜNCHEN. AUSF: ULLERSDORFER WERKE.

DIE DOMBAUHÜTTE

AUS DER ERÖFFNUNGSREDE VON PETER BEHRENS.

Die „Dombau-Hütte" will nicht als ein
„Ausstellungs-Objekt" im gewöhnlichen
Sinne dieses Begriffes betrachtet sein. Nicht
ein Zusammentragen und Zusammenstellen
vorhandener Dinge sollte vorgenommen werden
an einem Orte, der vorübergehend einen gün-
stigen Rahmen für die äußerliche Erscheinung
schuf, sondern wir wurden bei unserer Arbeit
durch die Idee geleitet, hier etwas Echtes und
Währendes vorzuführen.

Das Gebäude der Dombauhütte ist ein aus
Ziegeln gemauertes Haus, welches Sturm und
Wetter ertragen kann. Unsere Absicht war,
die Technik des Ziegelbaues zu zeigen. Im
Äußern wie im Innern wollten wir den Ziegel-
stein in seiner vielfachen Gestaltungsmöglich-
keit und edlen Werkstoffwirkung zur Geltung
bringen. Die Ziegeltechnik ist im Norden
von altersher gebräuchlich gewesen. Es soll
nicht behauptet werden, daß die Überlieferung
des Ziegelbaues auf der meisterhaften Höhe,
wie sie das Rathaus in Lübeck, das Kloster in

Chorin oder Kirchen in Wismar zeigen, gleich-
mäßig weiter geführt werden. Immerhin aber
beweisen viele und zwar die besten neuen
Bauten allerorten, daß man wieder eingesehen
hat, welche unerhörte Reize in diesem Baustoff
stecken, daß unsere Ziegeleien auch das Ver-
ständnis dafür gewonnen haben, die Schönheit
des Ziegels nicht mehr in der genauen und
langweiligen Glätte des Verblendens, sondern
in der gediegenen Behandlung des Tones und
des Brandes zu suchen.

Der Reiz der Ziegelmauer entsteht allerdings
aus der sorgfältigen Arbeit des Maurers. Aber
das Material, welches wir anwenden, ist nicht
gleichmäßig in der Farbe, ja nicht einmal immer
in der Form. Eben dadurch weichen wir der
Eintönigkeit aus. Um die Wand aber als eine
belebte Fläche wirken zu lassen, bedarf es nicht
nur des Senkbleis und Richtscheits, sondern
auch des Verstandes und der Empfindung des
Maurers, der die Eigenschaften unserer Steine
zu erhöhten Wirkung bringen kann, indem er

XXVI. Januar 1923 . 4*
 
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