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lieh ; alle Anderen iahen die Göttin nur vom Eingang her und beteten zu ihr. In einer Doppelkapelle des
Aefkulap ebendafelbft war der Eintritt in die zweite Abtheilung nur den Prieftern geftattet etc. (Vgl.
Paufani&s.)

So hat z. B. ein Tempel in Selinus eine Cella-Breite von 7,6 om bei einer
Länge von 11,90 m, das Heraion in Olympia eine Mittelfchiffbreite von nur 3,so m
bei 27,84 "> Länge, der Zeus-Tempel dafelbft im Mittelfchiff 6,02 m auf 28,65 m. Bei
letzterem durfte nur 'ja der Cella vom Volke benutzt werden, da die übrigen 2/ä
von dem Götterbild und den Kranztifchen eingenommen wurden. Dem »Volke«
blieb hier fomit ein Raum von ca. 61/* auf 91/* m== Tot. 62 1m, ein Flächeninhalt, der
einem grofsen Wohnzimmer eines modernen Haufes entfpricht.

Das Mittelfchiff des Tempels:

auf Aegina mifst 3,27 m X 12,8 m = 41,8 lm,
in Phigaleia „ 4,41 m X 11,9 m = 48,a lm,
des Parthenon „ 9,ss m X 25,6 m = 252,9 lm.

Werden auch hier 2/s für Götterbilder und Altäre abgezogen, fo bleiben in
Aegina und Phigaleia für das »Volk« die geringen Flächen von 14 und 16 lm, im
Parthenon etwas mehr wie in Olympia, nämlich 85 1m übrig. »Viel Feftzug« liefs
fich auf diefem Räume nicht veranftalten, namentlich wenn man noch bedenkt, wie
vielen Platz die zahlreichen Weihgefchenke wegnahmen!

Laffen wir daher Volk und Feftzüge aus den Tempeln und fie nur von Ein-
zelnen betreten werden, hauptfächlich nur von Prieftern, die auf kleineren Altären
vor der Bildfäule des Gottes unblutige Opfer darbringen, während die Brandopfer
vor dem Tempel auf dem grofsen Altar fich abfpielen, nach afiatifchem Gebrauche.

Das Innere ift fomit, wie Vif eher zutreffend fchildert, »ein würdiges, zum Schauen
beftimmtes, reichgefchmücktes Gemach für den Gott, und die Vorhalle concentrirt
noch einmal den Geift des Schauenden zur Sammlung, ehe er eintritt«.

Den Abmeffungen im Grundplane entfprechend, find auch die Höhenmafse
der Tempel keine bedeutenden. Der Tempel auf Aegina mafs bis zur Giebelfpitze
10,60 m, der in Phigaleia 10,90 m, der Parthenon 19,iom. Auf mehrfach gegliedertem
Unterbaue, breit und ruhig gelagert, erhebt fich die Cella, von Säulen umgeben,
mit Architraven überfpannt, denen Friefe und das krönende Hauptgefimfe folgen,
und erhält der Bau feinen letzten ausdrucksvollen Schmuck durch die leicht an-
fteigenden, mit Figuren gefchmückten Giebel. In reicher Vergoldung und in leuch-
tendem Farbenfchmucke, durch metallifche Zuthaten bereichert, erglänzten die Tempel
im Aeufseren, in Uebereinftimmung mit den hohen Farben der fie umgebenden Natur.

A. Die dorische Ordnung.

1. Kapitel.
Gestaltung und Construction der Haupttheile.

a) Umfassungsmauern.

Die Umfaffungsmauern (Schutzmauern) der Tempelbezirke und Wohnftätten
find meift aus grofsen polygonal oder horizontal gefchichteten Quadern forgfältig
aufgeführt, ohne befonderen Schmuck, oder in der Zeiten Noth und Bedrängnifs
 
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