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16) InMylaffa befindet fich auch noch eine Votivfäule mit reichem, aber verftümmeltem Akan-
thos-Kapitell, die einft eine Statue trug, mit einer Schildtafel an den Canneluren und der Infchrift: »Dem
Menandros, der felbft feinem Lande Wohlthäter war und von Wohlthätern (lammte«.

17) Refte eines Tempels bei Ephefos, dem Claudius Ciifar bei feiner Vergötterung geweiht,
mit reich verziertem Gebälke und karniesförmigern Friefe.

18) Hierher dürften auch noch die verfchiedenen, architektonifch oft fehr reichen Skenen-Ge-
bäude der grofsen kleinafiatifchen Theater zu rechnen fein, die meid im üppigften korinthifchen Stil
ausgeführt find.

19) Schliefslich fei von beweglichen Architekturen noch das Palaftfchiff des Ptolemaios Philopator
erwähnt, mit feinem grofsen peripteren Saale und feinen Säulen von Cypreffenholz mit korinthifchen
Kapitellen aus Gold und Elfenbein.

II.

Profanbauten und Gräber.
D. Oeffentliehe Bauten und Anlagen.

14. Kapitel.
Theater.

»Das Schaufpiel — weit entfernt, von einer eiferfüchtigen Priefterkafte verdammt
zu werden — diente vielmehr felbft dem Cultus der Götter, und in jeder gröfseren
griechifchen Stadt war eben fo ficher wie ein Tempel auch ein Theater zu finden.«

Dithyramben und gottbegeifterte Gefänge wurden darin angeftimmt, und ein
befonderes Logeion und Theologeion wurde errichtet für die höchften Offenbarungen
der Weisheit oder des Fatums. Hier fprachen die Dichter ihre Verfe vor dem Volke;
für jeden Staatsbürger war es Ehrenfache, das Theater zu unterftützen, und ein
Ehrenamt des Geburts- oder fpäter des Geldadels, die Leitung deffelben oder die
Stellung der Chöre zu übernehmen. Der Staat forgte für die Schaufpieler, welche
den Dichtern unterftellt waren; er ermöglichte auch den Unbemittelten den Befuch.
Nicht um Gewinn, fondern des Cultus halber wurde gefpielt; bis zur Verfallszeit,
bis Aristophanifcher Witz und bittere Kritik fich breit machten, waren die Theater
in Wahrheit Kunfttempel, dem gefammten Volke zugänglich, der Sammelplatz und
Brennpunkt des politifchen, religiöfen und künftlerifchen Lebens. Sie verödeten,
als das Volk vom Orient überwuchert oder unter römifcher Herrfchaft nur noch
Gefallen an Ring- und Wagenkämpfen oder an den Mordfpielen der Arena fand
und diefe zum einzigen und letzten Kunftgenuffe wurden, bis auch fie das zur
Macht gelangte Chriftenthum fchlofs.

173-

Urfprung

und

Entwickelung.

a) Einrichtung und Conftruction.

Die Anfänge des griechifchen Theaters wurzeln in dem von Often ein-
gewanderten Dionyfos-Dienft.

Der Dithyrambos, das Feftlied, das die grofsen Thaten und Leiden des
Gottes verherrlichte, enthält die Keime der tragifchen Poefie, während in den aus-
gelaufenen Gefangen des feftlichen Jubels, in den Phallos-Gefängen, die der Komödie
zu fuchen find.

Im Reigentanz um den Altar des Gottes ziehend, wurden feine Thaten befungen;
er bildete fomit den Mittelpunkt der Feftfeier und den Mittelpunkt des Feftraumes.
 
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