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Zeitung für Einsiedler.
1808.- —. 28 . .25. Juny.

Von einigen Uebersetzern.
GeSneruS sckreibek: Wen» man einem Kapaun Brod in starken Wein geweicht zu fressen gi-br, dass er
darinnen voll wird, und ihn alsdann an einen sinftcrn Ort über Scher setzet, das Nest mir einem Siebe
belecket, damit er nicht davon kommen kann, wenn er nun wieder zu sich sechsten kS na t, « <d den
Trunk verdauet hat, so denkt der Narr nicht anders, als er Hal« die Euer selbst <wlegt u>i l>r «
tet ste vollends auS. «/» 1/ S. 2i7.


Geschichte des ersten Bernhäuters.
(Beschluß.)

VH. Messa'linus Cotta wird beschämt, Trau¬
ung, gelehrte Thierhetze, hohe Todes-
fälle, der dunkle Riese, .Geschichte von
-er Ratte, (indischen Ursprungs.)
Mcssalinus Cstta war bereits zurückgekehrt, und
-er Bernhäuter langte auf einem Umwege auch vor
dem Schlosse an, und schickte seinen debauchirten Trom-
peter hinauf, den Herrn MessalinuS Cotta um die Er-
laubniß zu bitten, ihm und der Familie seine Aufwar-
tung zu machen. MessalinuS Cotta empfieng ihn mit
offnen Armen, und setzte ihn zwischen seine beiden älte-
ste« Töchter, die jüngste hatte er versteckt, die beyden
Töchter wechselten in der Bemühung ab, ihm zu gefal-
len, und er küste ihnen Hände und Füße, um zu sehen,
ob er seine« Vergißmeinichtsring nicht finde. MessalinuS
Cotta sprach davon, die Parthie könne zu Stande kom-
men,- Herr von Bernhäuter, werde eine andre heura-
then, dieser aber wußte wohl, daß seine Eudoxia Rin-
bcckia nicht zugegen war, er begehrte daher, MessalinuS
Cotta sollte ihm die dritte Tochter auch vorstellen, daß
er sich an -er Aehnlichkeit der drei ergötzen könne, Mes-
salinus Cotta mußte fie wohl rufen, und Eudoxia Rin-
beckia nahm unten am Tische Platz wie ein Turteltäub-
lein, das seinen Gemahl verlohren, denn fie mußte sich
stellen, als habe sie als eine Verlobte keine Ansprüche
auf diesen ansehnlichen Herrn, die Schwestern aber
triumphirten, und warfen ihr einen stechenden Blick nach
dem andern zu. Bernhäuter aber gieng aus der Stnbe,
warf seine Bärnhaut um, und trat so wieder auf,
MessalinuS Cotta und Eudoxia Rinbeckia, gerietben in
große Angstz ich komme, eure Tochter zu holen, sprach
er, Eudoxia Rmbeckia, zeige mir den halben Trauring;
Eudoxia Rinbeckia erblaßte; ich habe gehört, treuloser
Messaltnus Cotta, daß du deine Tochter einem andern
versprochen, - -a war guter Rath theuer - Messali-

nus Cotta kniete nieder, und schwur auf seinen gebog-
nen Knieen nebst Eudoxia Rinbeckia, daß dergleichen
Exzesse nie wieder vorfallen sollten. DeS treff.ichen ge-
fühlvollen Herrn Obrist von BernhäutcrS Herz konnte
nicht länger wiederstehen, er verzieh, er warf den Wild-
schur ab, und gab sich zu erkennen, ach der Geliebte
und Gefürchtete waren einer nur, und sie hatte Arme,
ihn zu umarmen, nahmenloses Entzücken. St. LukaS
Ochs trat herein, und gab sie zusammen, die ganze
Gesellschaft -er Thiere waren Zeugen, der Trompeter
-ließ, daß das Haus zitterte, MessalinuS Cotta stellte
alle Gänsefüße bei, die er vorräthig hatte, nach Tisch
war Thierhetze, die gelehrte Gesellschaft biß sich unter-
einander selbst, und da sie sich über die maßen angrif-
fen , verbiß sich der Hund in den Palm - Esel, daß er
trotz aller Mittel nicht von ihm zu trennen war, man
lief daher zum Brunnen, einen Eimer Wasser zu holen,
und auf ihn zu gießen, der Eimer war ungewöhnlich
schwer, und als man ihn endlich herauf brachte, sieh
La, 0 Jammer, der Leichnam der ältesten Tochter Kuz-
butzia hing daran, sie hatte sich aus Verzweiflung über
Eudoxias Rinbekias Glück ersäuft, dem Hund gingen
uuter Jammergeschrei die Zähne auseinander, alles war
sehr betrübt, man sagte Trauer an, und jeder verfügte
sich in seine Garderobe, die Traucrkleider anzulegen, als
Eudoxia Rinbeckia das ihrige vom Zapfenbrette loshän-
gen wollte, griff sie an einen menschlichen Leib, Licht!
Licht l MessalinuS Cotta kommt mit einem Brand auS
-er Küche, und siehe da, es war die zweite Tochter
Dykia Merkelia, die sich aufgeknüpft hatte, neues Ge-
schrei, doppelte Trauer. Man sammelte sich so gut
man konnte. St. Markus Löwe laß eine Abhandlung
über den Selbstmord vor, und die Stunde nahte heran,
in welcher nach so vielen Stürmen der treffliche Bern-
häuter sich mit seiner werthen Brant in sein Kämmer-
lein begeben sollte. Als er von dem Schwiegervater
und der Dienerschaft an seiner Thüre verlassen war,
überfiel ihn ein wunderbarer Schauer, die Braut begab
Ach zur Ruhe. Der Obrist stand am Fenster, es pochte
 
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