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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0014

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2

Chrodegang >764—766.

das Volk die Erinnerung an den Nuhm, dessen sich Lorsch nnd die Um-
gegend zu erfreuen hatte; noch erzählen sich die Bcwohner staunend von
den Schätzeu und Kostbarkeiten, melche, von frommen, opferwilligen Vor-
fahren Gott und seinem Diener Nazarius geopfert, treu gehütet ivaren;
noch ivünschen Alle, den Tag zu erleben, ivo die seit drei Jahrhunder-
ten spurlos verschrvundenen Gebeine des Patrons des Stiftes iviederge-
funden und der andächtigen Verehrung der Gläubigen zurückgegeben iver-
den könnten. Daß dieser Wunsch je in Erfüllung gehe, ist kaum zn
erivarten; einem andern Wunsche jedoch, die Geschichte des Klosters
näher kennen zn lerncn, von seinem Ruhme und seiner Wichtigkeit Et-
ivas zu vernehmen, an dem fromnien Sinne dcr Stifter und Beförde-
rer desselben sich zu erbauen,s soll in solgenden Blättern entsprochen
iverden. ^ ^

I.

Gründung des ersten Klosters, zum heiligen Petrns, bei Lorsch. —
Chrodegang von MeH als erstcr Abt 764—766 dernfcn. — Scin
Bruder Gnndeland wird zweiter Abt 766—778.

Es ivohnte in der Zeit des achten Jahrhunderts nach Christi Gc-
burt unter der Negierung der Frankenkönigs Pipin und Karl im obern
Rheingaue ein reichbegütertes, angesehenes und dabei frommes Grafen-
geschlecht ch. Ein Sprößling dieser Familie nminte sich Caneor; seine
Mutter, eine Tochter des Grafen Adellielm! meü'Willisminda und ivar
mit Graf Nupert verniählt. Cancor und die verivittwete Mutter Wil-
liswinda faßten den Entschluß, zur Ehre Gottes, zum Heile ihrer See-
len und zum Nutzen ihrer Mitmenschen cin großes, gottgefälliges Werk
auszuführen. Beide glaubten in dieser Hinsicht nichts Besseres thun zn
können, als ein Kloster zu gründen. Wie sie dachten, so thaten sie
auch. Jm Jahre 764 ließen sie anf ihrem Landgute — Laurissa — die
zu einem Kloster nöthigeu Gebäulichkeiten aufführen, ivobei eine Kirche
die erste Stelle einnahm. Dieses Kloster lag nicht in Lorsch, sondern
eine gute halbe Stunde von Lorsch entfernt, gegen Weinheim zn, anf
einer Jnsel der Weschnitz (damals Wisgotz genannt). Der veränderte
Lauf des Baches läßt die ursprüngliche Anlage nur schwer crkennen;
ein im freien Felde stehendes Häuschen (PferdehirtenhäuSchen) bezeich-
net die Stelle, wo das ersie Kloster gestanden. Nun handelte es sich
darnm, wesscn Händen die ganze Stiftung anvertraut, mit ivelchcn
Mönchen das Kloster besetzt iverden sollte. Dcn Stiftcrn fiel die Wahl
nicht schwer. Es lebte damals ein seiner Vorznge ivegcn in hohem
Ansehen stehcnder, seincs heiligen Wandels halber weithin bernhmter
 
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