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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0041

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Adalung 805-.838.

29

Kommt auch das Paar schon dort ge-

gangen,

Der Engel, hehr im Lichtgewand,

Den blinden Greis an seiner Hand.

„Herr Abt, wer ist der Gottesmann?"
„Mein Kaiser, Niemand will ihn kennen.
Als Laie kam er einst hicr an,

Nie wollt' er seinen Namen nenllen.

Er lebt seitdem als Mönch allein
Jn Bußq Beten. und Kastei'n."

Und von Altären zu Altar

Des Blinden Schritte sorgsam lenkend,

Stellt ihn der Engel Ällen dar;

Und er, die sromme Pflicht bedenkend,
Spricht.hier und dort ein still Gebet,
Und dann zurüst zum Kloster geht.

Der Kaiser neigt das Haupt und sinnt:
„Einst sah ich ihn an andrer Stelle;
Noch war er aber da »icht blind.

Auf, sühre mich zu seiner Zelle,

Das; er .Lei Christi Wunden frei
Zu Gott bekenne, wer er sei."

Sie treteil bci dem Blinden ein.
„Frcund, spricht dcrAbt, laßmicherfragen
Dein Vatcrland, dcn Namen dein;

Welch Schicksal dich hierher vcrschlagen,
Nicht eitlc Ncugier ist's, die fragt;
Antworte frei und unverzagt."

„Mein Vaterland war einst die Welt;
Jetzt liegt es mir in weiten Ferncn.
Nur Eins ist, wäs mich hier noch hält,
Dann find ich's wieder über'n SterNen.
Noch heiß' ich Sünder; ach! und fast
Erdrücket mich der Sünden Last."

„Nein, spricht der Kaiser, sroinmer Greis,
Die Sünden sind dir längst vergeben.
Versuch', erhebe dich! ich weiß,

Daß Gottes Engel dich umschweben."
Da staunt der Mönch ünd ruft eNtzückt:
„Du bist der Engel, den er schickt." ^

„Längst neig' ich mich dem Grabe zu,
Schuld gegen Dich knüpft mich aN's Leben.
Vergibst Du mir, dann find' ich Nuh'.
Durch Dich wird Gott mir auch vergrbcn.
Vergib dem Sünder, wohlbekannt,
Tassilo ward ich einst genannt."

Und Karl reicht ihm.gerührt die Händ.
„Hier nimm es, das Versöhnungszeichen !"
Tassilo küßt das theure Pfand.

Da sieht man seine Lippen bleichen;
Gebrochen ist des Büßers Herz,

Die Seele schwingt sich himmelwärts.

Er lächelt selig noch im Tod.

Und staunend sehen die Betäubten,

Wie jetzt im ernsten Morgenroth,

Auf ihn geneigt, zu seinen Häupten
Der Engel, still ihm winkend, steht.

Und Jeder neigt sich zum Gebet.

^TII.

Atlfiluug, tler fünste Abt 805—838.

Verzierung der Kirche im Jnnern. — Neue Schenkungen durch
die königliche Familie. — Einhards Schenkung. — Kriegsun-
ruhen bei Lorsch. — Die Königspfalz zu Bürstadt. — Die
Lorscher Schule und Bibliothek.

Adalung wird gelobt als ein Mann, mächtig in Wort und in
That, ganz nach dem Herzen Gottes ausermählt. Er regierte 33 Jahre
die Abtei; so lauge hatte kein Abt vor oder nach ihm die Abtswürde
bekleidet. Er konnte während dieser laugen Zeit in Folge sehr ansehn-
licher Schenkungen Manches zum Besten des Klosters thun. Vieles Geld
 
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