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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0122

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110

Klosterbrand.

XXXVIII.

Brand und Verwüstung des Klosters. — Lorsch wird wieder main-
zisch und dadurch katholisch. — Die Anstrengungen der Prämon-
stratenser, das Kloster wieder zu gewinnen. — Neue Kriegsbedräng-
nisse, Pest und Hungersnoth.

Das Hauptereigmß des 17. Jahrhunderts ist der dreißigjährige
Krieg. So lange hatte kein Krieg gedauert, ivie-dieser; in keinem niaren
so viele Städte, Dörfer und Schlösser in Nauch anfgegangen als iu
diesem; es fanden sich zuletzt nicht Menschen genug, um noch eine Armee
von 20,000 Mann znsammenzubringen, so sehr hatte Brand, Hunger
und Pest die Bevölkerung gelichtet; kein Fürst, kein Land und kein Volk
in Deutschland blieb unbetheiligt dabei. Vom Norden wüthete die
Kriegsfurie bis zum Süden, und das Blut floß im Osten wie im Westen
des Vaterlands. Hatte eine Horde die Gaue verlassen, so zogen andere
herein und überboten die erstern an Gräuel und Verwüstung. Ferne von
hier, im Böhmerland, brach der Krieg los 16 l8; zwei Jahre darnach
schweisten Freunde mie Feinde am Nheine, in der Pfalz und an der
Bergstraße herum. Die Böhmen hatten in Verbindung mit den Stän-
den von Schlesicn, Mähren und der Lausitz das Haupt der protestantischen
Union, dcn vierundzwanzigjährigen Knrfürsten Friedrich von der Pfalz, zu
ihrem König gewählt, den Kaiser Ferdinand als ihren König verwcr-
feud. Auf des Kaisers Seite stand Herzog Max von Bayern und Jo-
hann Geerz von Sachsen. Max rückte mit dem ligistischen Heere in
Böhmen ein und unterwarf dasselbe, während der kriegskundige spanische
Feldherr Spinola niit einem zahlreichen aus Burgnndern und Spaniern
bestehenden Heere in die Unterpfalz und die Bergstraße zog, welche er
jedoch verließ, weil er sie von den Feinden gut besetzt fand. Bessern
Erfolg hatte im folgenden Jahre der spanische General Corduba; die
Veste Stein, das Schloß Starkenburg, sowie Heppenheim und Bensheim
fielen in seine Hände. Corduba streifte bis Heidelberg; die Pfälzer er-
oberten zwar Weinheim, Heppenheim und Bensheim wieder, verloren
es jedoch an die heranrückenden Bayern, die Verbündeten des Kaisers.
Wohin die Spanier gekommen waren, hatten sie die katholische Neligion
wieder eingeführt. Auch Lorsch hattcn die Spanier besetzt, und nun ge-
schah es, ob aus Unvorsichtigkeit oder Bosheit läßt sich nicht sagen,
daß das Kloster in Brand gerieth, welcher sämmtliche Gebüulich-
keiten, auch die Kirche, in eine Nuine verwandelte (1621). Seit dieser
Zeit blieb die Kirche in Trünimern licgcn, um nie wieder zu crstehen.

Während dieser äußeren großen Bedrängnisse bereitete sich für Lorsch
 
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