Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- 6 1 70, per Kreuzband 7 M 50 einzelne
Handlungen, sowie von allen Postämtern und -»j a A-g jm Nummer 30 H— für Oesterreich-Ungarn 8 L-,
23. Zeitungs-Expeditionen angenommen. per Kreuzband 8 K. 50 b.., einzelne VLummer 36 h.; 114. 23b*
Erscheinen wöchentlich einmal. — für die anderen Länder des Weltpost--
Preis, halbjährlich (26 Nrn.): für Deutschland Vereins 8 c/lti.
Erlöst.
S war einmal eine
Königstochter; die
war so schön,
daß man sie gar nicht so
schön zeichnen konnte, und
wenn man sie gleich zwölf
Mal ausradirte. Und ge-
(Alle Rechte für fämmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)
scheidt erst . . . ach, da sprechen wir lieber gar nicht
davon! Aber, aber! Lin böser Zauberer war ihr nicht
hold; er hielt sie auf einem gläsernen Berge, in einem
gläsernen Käfig gefangen und bewachte sie mit feinen
gläsernen Augen durch eine schwarze Brille. Täglich aber
gab er ihr einen Schmatz und sprach frozzelnd: „Wenn Dir
ein Anderer besser gefällt, so soll er heraufkommen und
Dich erlösen!" Täglich schrie dann die Königstochter so
laut auf vor perzMid, daß die Ritter von nah und fern
herbeikamen, um ihr zu helfen. Und auf alle erdenkliche
Weise versuchten sie den Berg zu erklimmen! Liner
schmierte seinem Pferde die pufe mit Pech, so daß es schon
picken blieb, bevor es an das Glas herankam. Lin
Anderer wollte mit seinem Brillantringe einen Weg aus-
kratzen; aber da stellte es sich heraus, daß der Brillant
falsch war, trotzdem er ihn von seiner Braut hatte. Lin
Dritter engagirte einen Glasfresser, welcher jedoch schon
beim dritten Meter wegen eines eingetretenen Magen-
katarrhs auf feine Leibspeise verzichten mußte. Wieder ein
Anderer versuchte es mit einem lenkbaren Luftschiff, wurde
aber 3000 Meter südlich verschlagen. Noch Liner wollte
aus Glaserkitt einen weg auftragen; aber den schabte der
Zauberer in der Nacht immer wieder herunter. Viele ge-
langten bis zur halben pöhe, aber dann fausten sie herab,
daß die Posen rauchten.
Da kam am Mai ein ganz gewöhnlicher Laden-
schwengel mit einem Spiegel in der Linken und etwas Zu-
gedecktem auf dem rechten Arm. Der warf der Königs-
tochter eine Kußhand zu und sprach: „Das werden wir
gleich haben", worüber alle Ritter höhnisch lachten, weil
er ja doch kein Ritter war. Lr aber stellte den Spiegel so,
daß sie ihn sehen mußte, deckte das Zugedeckte ab und
breitete eine Robe allerneuester Fatz- und Secession aus. Da
schrie die Königstochter laut auf vor Entzücken, trat die
zolldicken Spiegelscheiben durch, pauschte ihr Kleidchen zu-
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Handlungen, sowie von allen Postämtern und -»j a A-g jm Nummer 30 H— für Oesterreich-Ungarn 8 L-,
23. Zeitungs-Expeditionen angenommen. per Kreuzband 8 K. 50 b.., einzelne VLummer 36 h.; 114. 23b*
Erscheinen wöchentlich einmal. — für die anderen Länder des Weltpost--
Preis, halbjährlich (26 Nrn.): für Deutschland Vereins 8 c/lti.
Erlöst.
S war einmal eine
Königstochter; die
war so schön,
daß man sie gar nicht so
schön zeichnen konnte, und
wenn man sie gleich zwölf
Mal ausradirte. Und ge-
(Alle Rechte für fämmtliche Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)
scheidt erst . . . ach, da sprechen wir lieber gar nicht
davon! Aber, aber! Lin böser Zauberer war ihr nicht
hold; er hielt sie auf einem gläsernen Berge, in einem
gläsernen Käfig gefangen und bewachte sie mit feinen
gläsernen Augen durch eine schwarze Brille. Täglich aber
gab er ihr einen Schmatz und sprach frozzelnd: „Wenn Dir
ein Anderer besser gefällt, so soll er heraufkommen und
Dich erlösen!" Täglich schrie dann die Königstochter so
laut auf vor perzMid, daß die Ritter von nah und fern
herbeikamen, um ihr zu helfen. Und auf alle erdenkliche
Weise versuchten sie den Berg zu erklimmen! Liner
schmierte seinem Pferde die pufe mit Pech, so daß es schon
picken blieb, bevor es an das Glas herankam. Lin
Anderer wollte mit seinem Brillantringe einen Weg aus-
kratzen; aber da stellte es sich heraus, daß der Brillant
falsch war, trotzdem er ihn von seiner Braut hatte. Lin
Dritter engagirte einen Glasfresser, welcher jedoch schon
beim dritten Meter wegen eines eingetretenen Magen-
katarrhs auf feine Leibspeise verzichten mußte. Wieder ein
Anderer versuchte es mit einem lenkbaren Luftschiff, wurde
aber 3000 Meter südlich verschlagen. Noch Liner wollte
aus Glaserkitt einen weg auftragen; aber den schabte der
Zauberer in der Nacht immer wieder herunter. Viele ge-
langten bis zur halben pöhe, aber dann fausten sie herab,
daß die Posen rauchten.
Da kam am Mai ein ganz gewöhnlicher Laden-
schwengel mit einem Spiegel in der Linken und etwas Zu-
gedecktem auf dem rechten Arm. Der warf der Königs-
tochter eine Kußhand zu und sprach: „Das werden wir
gleich haben", worüber alle Ritter höhnisch lachten, weil
er ja doch kein Ritter war. Lr aber stellte den Spiegel so,
daß sie ihn sehen mußte, deckte das Zugedeckte ab und
breitete eine Robe allerneuester Fatz- und Secession aus. Da
schrie die Königstochter laut auf vor Entzücken, trat die
zolldicken Spiegelscheiben durch, pauschte ihr Kleidchen zu-
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Erlöst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1901
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)