Fliegende Blätter (12.1850 (Nr. 265-288))

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Wallensteins Geist.

livrdöstlich von der Stadt Gitschin im blühenden Böhmen liegt in einer
reizenden Gegend auf einer sanften Anhöhe von grünenden Hügeln und Wäldern
umgeben, ein weitläufiges Gebäude, dessen regelmäßige Bauart und massive von
! der Länge der Zeit geschwärzte Mauern, dem Wanderer sogleich sagen, daß seine
j ursprüngliche Bestimmung nicht die eines gewöhnlichen Wohnhauses war. Die
düstere Ruhe, nur durch das Rauschen des Windes in den Wipfeln der uralten
Tannen unterbrochen, ist ganz geeignet, die Seele zu beschaulichen Betrachtungen
zu stimmen und so mancher starke Geist mag hier, dem thatkräftigen Wirken

für das Wohl seiner Mistnenschen entzogen,
in der schiefen Richtung seiner Zeit, unter
nutzlosen Meditationen, unter Entbehrungen
und freiivilliger Mühsal des Körpers ver-
kümmert sein: es ist die Walditzer Karthause,
die von dem großen Wallenstein, dem ge-
fürchteten Friedländer, erbaut und durch 150
Jahre die Ruhestätte seines Gründers wurde,
bis sie endlich durch des erleuchteten Joseph
H. Machtwort das Schicksal der meisten
Klöster theilte.

Eines schönes Herbstmorgens ums Jahr
1640 sah man einen Reitcrtrupp sich deni
Kloster nähern; der Anblick der prächtigen
Gebäude beflügelte ihre Eile; sie hofften bei
behäbigen Mönchen gastliche Aufnahme und
reichliche Entschädigung zu finden für den
forcirten Ritt; Krieg und Pestilenz hatten
das Land verheert, die Gegend war öde und
menschenleer. Vergebens späheten die Führer
des kleinen Zuges nach einem lebenden We-
sen, das ihnen hätte Aufschluß geben können,
ob die gastlich winkenden Räume leer oder
vielleicht vom Feinde besetzt seien, der ihnen
im Hinterhalt Verderben drohe.

Das Stampfen der Rosse auf dem holz-
gepflasterten Eingang hatte den einzigen Be-
wohner, den das Haus noch beherbergte, aus
seinem Stübchen gelockt: ein Greis mit einem
Silberbarte, das haarlose Haupt mit einem
Käppchen bedeckt, in eine Kutte gehüllt, hieß
die Gäste willkonimen.

„Heda, Alter!" riefen mehrere Stimmen

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