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Übe
früher auch ab und zu etwas geräubert haben (Dmar lächelte
bescheiden) und könntest den Auftrag, der zwei Tagereisen in An-
spruch nimmt, am besten ausführen. Komm' also morgen mit
Tagesanbruch zu mir, dann kannst Du die Reise antreten!"
vier kleine, mit Bast verschnürte Päckchen bargen die kost-
baren Perlen, die Dmar mit einem versteckten Grinsen aus den
Händen Muffas nahm und in seinem ledernen Nantelsack wohl
verwahrte. Als der Perlenhändler mit dem Burschen durch den
Garten schritt, nahm er von einem Tisch eine Anzahl Pfirsich-
kerne, steckte sie mit nachlässiger Miene in ein Leinensäcklein und
sagte lachend: „Fatme. Saladins zweite Tochter, war stets ent-
zückt bei ihrem letzten Besuch von meinen herrlichen Pfirsich-
bäumen; ich sende ihr da mit Allahs Gruß eine Handvoll Kerne
Zum Letzen — vielleicht erfreut sie sich ähnlich guter Resultate
wie ich in meinem Garten." — wohlgemut trabte das Kamel
Dniars ,nit seinem Reiter durch die wüste, geschickt wußte der
frühere Wegelagerer die Tummelplätze der räuberischen Araber zu
umgehen und erreichte unangefochten am zweiten Tage Jaffa.
Dor dem Tore machte Dmar in einem versteckten Hain halt,
nahm vorsichtig die kostbaren päcklein aus der Tasche und vergrub
sie geschickt unter die Wurzel eines brcitästigen Dlivenbaumes . . .
Mit wehmütiger Miene stand der diebische Bursche eine kurze
stunde später vor Saladin, der ans der Plattform seines schönen
krauses den Abend genoß und erzählte, nachdem er die mit selt-
samen Zeichen gefüllte Pergamcntrolle Muffas dem Makler über-
listet. 181.
geben hatte, wie ihn die Räuber überfallen und die kostbaren Perlen
geraubt hätten, wies die Wunden vor, die ihm der Überfall
gekostet, als er sich wehrte — (in Wirklichkeit hatte er sich die
. Hautschürfungen beim Hindurchschlüpfen einer Rosenhecke geholt,
um die Sache glaubhafter zu gestalten) — und vergoß bittere
Tränen. „Beim Worte des Propheten, Seline, Fatme, meine
Töchter, werden Dich, freund, nicht besonders loben, wenn sic
das Perlengeschmeide vermissen müssen," klagte der Besteller der
Kostbarkeiten und las mit gefurchter Stirne, was sein Freund, der
Perlenhändler, schrieb.
Dmar hatte die Tränen, die ihm nicht wenig Mühe kosteten,
getrocknet und schielte scheu umher; als mit einer Platte voll
Früchte eine Tochter Saladins herzutrat, erinnerte er sich geschwind
seines zweiten Auftrags und übergab mit Muffas Empfehlung
das Leinenfäcklein mit den Pfirsichkernen, und empfahl sich dann
mit gedrückter Miene von dem an seinem Tschibuk rauchenden
Makler — — — — — — — — —-— — — —---
Fluchend stand Gniar in später Abendstunde vor deni greisen
Trödler in der stillen Gasse Jaffas, als dieser ihm mit dürren
lvorten auseinandersetzte, daß die zahlreichen perlen der vier
päcklein kaum — fünf Piaster wert seien. Jetzt hatte er zum
Spott den Schaden, weil Muffa die versprochenen ;oo Piaster erst
ausbezahlte, wenn er seine Perlen richtig abgelicfert . . .
Zur gleichen Zeit saß Saladin mit seinen beiden Töchtern
an, Tische, brach lachend die künstlich zusammengefügten Pfirsich,
kerne auf und schüttelte die — echten perlen aus den Schalen.
Fritz j)ritliimtter.
A ns w c g. ~4-
o
„. . Ich kann mir doch die
Zeche nicht von Ihnen bezahlen
lassen! ..."
„Aber ich bitte Sie — die
Paar Glas Bier!"
„Na, tvenn Sie schon ab-
solut nicht anders wollen, dani,
Pumpen Sic mir halt zehn
Mark!"
Übe
früher auch ab und zu etwas geräubert haben (Dmar lächelte
bescheiden) und könntest den Auftrag, der zwei Tagereisen in An-
spruch nimmt, am besten ausführen. Komm' also morgen mit
Tagesanbruch zu mir, dann kannst Du die Reise antreten!"
vier kleine, mit Bast verschnürte Päckchen bargen die kost-
baren Perlen, die Dmar mit einem versteckten Grinsen aus den
Händen Muffas nahm und in seinem ledernen Nantelsack wohl
verwahrte. Als der Perlenhändler mit dem Burschen durch den
Garten schritt, nahm er von einem Tisch eine Anzahl Pfirsich-
kerne, steckte sie mit nachlässiger Miene in ein Leinensäcklein und
sagte lachend: „Fatme. Saladins zweite Tochter, war stets ent-
zückt bei ihrem letzten Besuch von meinen herrlichen Pfirsich-
bäumen; ich sende ihr da mit Allahs Gruß eine Handvoll Kerne
Zum Letzen — vielleicht erfreut sie sich ähnlich guter Resultate
wie ich in meinem Garten." — wohlgemut trabte das Kamel
Dniars ,nit seinem Reiter durch die wüste, geschickt wußte der
frühere Wegelagerer die Tummelplätze der räuberischen Araber zu
umgehen und erreichte unangefochten am zweiten Tage Jaffa.
Dor dem Tore machte Dmar in einem versteckten Hain halt,
nahm vorsichtig die kostbaren päcklein aus der Tasche und vergrub
sie geschickt unter die Wurzel eines brcitästigen Dlivenbaumes . . .
Mit wehmütiger Miene stand der diebische Bursche eine kurze
stunde später vor Saladin, der ans der Plattform seines schönen
krauses den Abend genoß und erzählte, nachdem er die mit selt-
samen Zeichen gefüllte Pergamcntrolle Muffas dem Makler über-
listet. 181.
geben hatte, wie ihn die Räuber überfallen und die kostbaren Perlen
geraubt hätten, wies die Wunden vor, die ihm der Überfall
gekostet, als er sich wehrte — (in Wirklichkeit hatte er sich die
. Hautschürfungen beim Hindurchschlüpfen einer Rosenhecke geholt,
um die Sache glaubhafter zu gestalten) — und vergoß bittere
Tränen. „Beim Worte des Propheten, Seline, Fatme, meine
Töchter, werden Dich, freund, nicht besonders loben, wenn sic
das Perlengeschmeide vermissen müssen," klagte der Besteller der
Kostbarkeiten und las mit gefurchter Stirne, was sein Freund, der
Perlenhändler, schrieb.
Dmar hatte die Tränen, die ihm nicht wenig Mühe kosteten,
getrocknet und schielte scheu umher; als mit einer Platte voll
Früchte eine Tochter Saladins herzutrat, erinnerte er sich geschwind
seines zweiten Auftrags und übergab mit Muffas Empfehlung
das Leinenfäcklein mit den Pfirsichkernen, und empfahl sich dann
mit gedrückter Miene von dem an seinem Tschibuk rauchenden
Makler — — — — — — — — —-— — — —---
Fluchend stand Gniar in später Abendstunde vor deni greisen
Trödler in der stillen Gasse Jaffas, als dieser ihm mit dürren
lvorten auseinandersetzte, daß die zahlreichen perlen der vier
päcklein kaum — fünf Piaster wert seien. Jetzt hatte er zum
Spott den Schaden, weil Muffa die versprochenen ;oo Piaster erst
ausbezahlte, wenn er seine Perlen richtig abgelicfert . . .
Zur gleichen Zeit saß Saladin mit seinen beiden Töchtern
an, Tische, brach lachend die künstlich zusammengefügten Pfirsich,
kerne auf und schüttelte die — echten perlen aus den Schalen.
Fritz j)ritliimtter.
A ns w c g. ~4-
o
„. . Ich kann mir doch die
Zeche nicht von Ihnen bezahlen
lassen! ..."
„Aber ich bitte Sie — die
Paar Glas Bier!"
„Na, tvenn Sie schon ab-
solut nicht anders wollen, dani,
Pumpen Sic mir halt zehn
Mark!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ausweg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1912
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 137.1912, Nr. 3507, S. 181
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg