Fliegende Blätter (14.1851 (Nr. 313-336))

52

Modernes Liebeslied

Deiner Blicke Telegraphen
Haben's schnell mir depechirt,

Daß das Handlungshaus der Liebe,

Daß dein süßes Herz fallirt.

Nimmer zählt's die Wechselschulden,

Die es mit mir contrahirt,

Doch ich werde mich gedulden
Wie's dem Gläubiger gebührt.

Ausgelöset ist o Jammer

Und gebrochen — bittrer Hohn!

Meines Herzens stille Kammer —

Meiner Sieb’ Constitution.

Wieder wählen mag ein jeder,

Doch mir bleibt nur eine Wahl,

Denn mein einziger Vertreter
Ist die bittre Liebesqual.

Preßfreiheit der zarten Hände,

Ach auch du bist mir verloren —

Daß ich doch Cautionen fände
Vor der Liebe bitterm Zorn!

Hättest du mich doch verklaget,

Aber auch das Schwurgericht

Deiner Liebe ward vertaget,

Denn die Schwüre hieltst du nicht. —

Sei's, ich Hab schon viel erlitten.

Sei verschmerzt du todter Lenz!

Aber eines will ich bitten
Noch die letzte Conferenz.

Modernes Liebeslied.

Daß vielleicht auf’s neue trösten
Mich ein schöner Morgen mag, —

Dunkel war’s ja auch in Dresden
Und doch ward es Bundes-Tag.

v. Miris.

Fortschritt.

„Aber Herr Ledermayer! Was haben’s mir denn da wieder für Ball-
schuh’ g'macht? — Die san ja viel z’groß, die kann i net braucha; wie
oft Hab i's Ihnen schon g'sagt? und allemal machn's wieder die nämli’
Es’lhaftigkeit!"

„Mein werthgeschätztes Fräulein, in Ihrem Unmuthe sind Sie un-
gerecht gegen mich; das ist durchaus nicht meine Schuld, — in dieser
Angelegenheit müssen Sie sich schon an's Atelier wenden — ich com-
ponire oder entwerfe vielmehr blos die Fußbekleidung; die Ausführung
und respective Verantwortlichkeit ist lediglich Sache meiner Schüler und
Gehülfen."