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„Daher gehst ®’, Lump!" — „Moana <5’ mi’ oder Eahnern
Hund?!"

Der Gangsteig.

.V^iroifdjen dem Anwesen vom Daxenbacher und dem vom Unter-
^ leitner führt ein Gangsteig. Der Gangsteig ist eng und eine
Mauer begrenzt ihn hüben wie drüben. Tagsüber gehen dort
nicht viel Leut'; abends aber und auch nachts ist der schmale weg
mehr beschrittcn; denn er mündet unmittelbar zum Wirtshaus.

Auch der Daxenbacher und der Unterleitner wandern dann dort
regelmäßig hin und her. Zuweilen kommt es vor, daß sie einander
begegnen oder aneinander vorbeiwollen. Sie sind Nachbarn und
sind nicht gut zusammen, wo sie können, weichen sie sich aus.
wenn sie sich aber auf dem Gangsteig treffen, gibt es kein Aus-
weichen. Dort gibt es auch kein leichtes Aneinandervorbeikommen.

So führt denn jede Begegnung zu einem Zusammenstoß,
„wann nur der Malefizgangsteig net wär'l" jammert die Daxen-
bacherin.... und „wann nur der Malefizgangsteig net war' I"
klagt auch die Unterleitnerin. Dst sagen sie's alle zwei; denn
sie kennen nichts von der Feindschaft der Männer und kommen
gut aus miteinander.

„Da gibt's kein anderes Mittel, als daß der heilige Aloisius
sich d'reinlegtl" meint die Daxenbacherin, wie sie wieder einmal
ihr gemeinsames Leid bereden. „Ja, der heilige Aloisius muß sich
d'reinleg'n! nickt auch die Unterleitnerin — und sie beschließen, jede
eine große rote Kerze für den Schutzpatron des Dorfes zu opfern.

Das geschieht auch.

Und schau — der heilige Aloisius legt sich d'rein.

Auf einmal hören die Streitereien der zwei Nachbarn im
Gangsteig auf. Ja, ein Wunder geschieht. Man hört hin und
wieder die beiden Männer, wenn sie einander dort begegnen,
freundliche Worte wechseln. Schließlich bleiben sie gar längere Zeit
beieinander stehen, reden und schwatzen und sagen wie andere Leut'
„Grüß' Gott!" und „Pfüat' Gott!"

Die zwei Weiber sind ganz glückselig, opfern dem heiligen
Aloisius jede eine noch dickere und rötere Kerze und beschließen
überdies, sich einmal auf die Lauer zu legen, um mit selbeigenen
Augen das Wunder zu schauen und zu beobachten, wie es denn
zugeht, daß die zwei Bauern nicht mehr aufeinanderrumpeln,
wenn sie einander im Gangsteig treffen.

Der Mond scheint hell, kferüben hockt die Daxenbacherin auf
der Leiter und blinzelt über die Mauer und drüben hockt die Unter-
leitnerin droben und schielt den Gangsteig hinauf.

... Da kommt der eine von links, der andere von rechts.
Alle zwei grüßen einander, dischk. irren etliches vom Vieh und vom

Bier und von, Wetter — dann gehen sie glatt aneinander vorbei.
— Ja, was ist denn da passiert? Sind die Mauern auseinander-
gerückt? Vder ist der Boden breiter worden? Gder ist's wirklich
ein reines Wunder?

Ah na, ganz einfach ist's: Der Krieg hat zwar den Gang-
steig nicht weiter gemacht, aber die zwei Bauern magerer...
das ist das ganze Geheimnis vom heiligen Aloisius!

Der Geisterpilz.

^ie Lerr Lasso eines Morgens
Aus dem Burgtor tritt herfür,
Steht ein schlanker, langer, weißer
Geisterfchwammerl vor der Tür.

Blaß und bleich sind Dach und Stengel.
Gruselhaft ragt er und stumm.

Doch um seine Kante zieht ei»
Schwarzer Trauerrand herum.

Jäh erschrickt der tapfre Ritter,

Faßt d'rauf sich und auch sein Schwert
Und hat kühn den Pilz enthauptet,

Eh' er ein in's Wirtshaus kehrt.

Doch wie er beim Mondenschimmer
Kommt dem Tor des Schlosses nah.
Steht der schlanke, lange, weiße
Geisterschwammerl wieder da.

Grauen faßt den edlen Lasso.

Aber alsbald schwingt er neu
Sein erprobtes Schwert und spaltet
Grimm den Gruselpilz entzwei.

Doch Entsetzen! Andern Morgens
Steht der Schwammerl wieder da
And — so oft er-ihn geköpft hat —
Also oft es neu geschah.

Schließlich traut sich vor das Burgtor
Weder Lerr »och Knapp' herfür.

20b
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Daher gehst D', Lump!" "Der Geisterpilz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Elleder, Karl
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1918
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3827, S. 205

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