Fliegende Blätter (163.1925 (Nr. 4170-4195) = 81. Jahrg.)

WARUM ICH VON MEINER TANTE ENTERBT WURDE

Eines Tages machte ick Befuch bei meiner Tante, die gerade im Begriffe war, etwas zu schreiben. Teilnehmend und ahnungsvoll fragte ick mit falscher
Miene, wen sie denn mit ihren zarten Sdhriftzügen beehre, worauf fie geschmeichelt antwortete: „Lieber Neffe, heutzutage ift man auf feinen Spaziergängen
nie sicher, ob man nicht durch ein solch modernes Teufelsfahrzeug fein armes Leben einbüßen muß, und so mache ich denn auf alle Fälle mein Testament/'
— „Aber, liebe Tante!" rief ick in scheinheiliger Entrüstung, „dazu ift doch gar kein Grund vorhanden.

Den Gefahren auszuweihen, ift dir ja bei deiner Jugendlichkeit eine Verrammeln z. B. einige Autos, die gerade Waren abladen, den Ober

Bagatelle

gang, so krieckft du einfach unten durch.

Mi

Die vorbeifaufenden SAnauferl werden im Sprunge genommen.

Straßenwalzen tun dir sowenig wie dem Elfenkönig Breitbart.

Und sollte dick schon wirklich einmal so ein Fuhrwerk überfahren, fo brauckft
Auck ift die Möglihkeit vorhanden, mitten durch den Wagen zu springen, du dick nickt zu beunruhigen,- denn die Eigentümer müffen ja Schadenersatz

1 eilten." — Auf das hin wurde ick von meiner Tante enterbt.

255