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in Die Auktions-Arena zu treten. „90 Mark zum ersten . . . zum
zweiten . . . zum. . . niemand mehr?" — Frau Binchen rief
zaghaft: „100." — „100 . . ." der Mann mit dem Hammer
»ahm daö neue Gebot zur Kenntnis. —

„105" schallte es aus der anderen Ecke.

„110" hauchte schnell Trinchen. Der
Feind trat in Kampsesstellung: „>>5."

Niemand sonst war dem Buddha aus
seinem Preis-Wege so weit gefolgt.

„120" beeilte sich Binchen zu bieten.

„125" echote der Jüngling drüben.

„130" - „135."

Die Ziffern jagten sich. Bei „205"
kielt Frau Trinchen erschöpft inne. Als der
Unentwegte sie mit schnellem „2 20" schlug,
verging ihnen vor Erregung fast derA tem.

Sie stellten sich, beide, auf die Zehen-
spitzen und nahmen Front zum Gegner.

Was der Kerl nur wollte? Den Buddha
ihnen wegnehmen ? Den süßen Kerl dort,
der den Vorgang überlegen zu belächeln
schien? Die beiden Frauenköpse wandten
sich gegen den Widersacher: „265"

Gleichmütig erhöhte der Jüngling.

Wie? Schäbig sah er aus, der Böse-
wicht. Der kauft solche Kunstwerke? Und
bleibt ruhig und gelaffen, während . . .

„280" — Der Auktionator, der nicht
ohne Wohlgefallen den Kampf beobachtet,
ergriff das Wort, rühmte die Vorzüge
der Figur und begann wieder seine Litanei: „285" — „290" zum
ersten . . . zum ..." — „300" hauchte der Jüngling. Und nun sah
auch er de» Gegnerinnen ernst mahnend und mißbilligend ins An-
gesicht. Würden sie nachgeben?

„320" schrieen sie, beide gleichzeitig: Trinchen und Binchen.

Lauernd hob der Mann am Tisch den Hammer. „Zum ersten . ..
zum zweiten . . . niemand mehr? . . . zum . . . nichts mehr, der
Herr, daö schöne Stück . . . Niemand ein höheres Gebot?" Und
indem er melancholisch die Stimme senkte, fuhr der Hammer nieder:
„Zum Dritten!" Binaien und Trinchen fielen auf ihre Plätze zurück.
Die Erregung verdampfte. Wie gleichgiltig war es ihnen, daß der

Kampf sich nun aufs
Neueerhob.Sie suchten
das Freie und gingen
beim: Beseligt, aber

Der Sieger

Zum nebenstehenden Bild

.,Da hast jetzt dein gold-
nen Pokal und dein sil-
bernes Zigarettenetui:
trinken derfst nix,rauchen
derfst nip, weil mer dös
„Training" hoaht. den
Zustand, aus dem un-
sereiner nimmer raus-
kommt!"

nicht ohne einen Anflug von moralischem Kater. 320 Mark für ein
solches Ding? Und der alte Wormser wollte eine Vitrine effen,
wenn er nicht für 150 den Zuschlag erhielte? Unzuverläffiger Mann,
der... Na überhaupt die Männer! Aber
Frau Binchen wollte gleich morgen hin
zu ihm, ihn zur Rede zu stellen.

Sie tat es. „Der Buddha . . " sie
sagte nichts weiter, denn Herr Wormser
fiel ihr ins Wort: „Tut mir furchtbar
und aufrichtig leid, Madame. Mein junger
Mann hätte ihn für 100 Mark haben
können. Aber da waren, wie er sagt, zwei
alte Weiber, die haben sich in das Stück
verbissen . .. Bis 300 Mark bat er mit-
geboten. Aber Sie können mir glauben,
ich kenn die Sorte Frauen. Wenn sich so
eine etwas in den Kopf gesetzt hat. . .
Aber, trösten Sie sich, die Schachteln
haben die Figur mehb als doppelt über-
zahlt . . ." — Da wankte Binchen heim.
Dort stand der Buddha an seinem Platz.
Und — lächelte.

dEig

Ordnung muß sein!
Apollinaris Semmelmann, Prototyp
des verknöcherten Beamten, der seinen
strohgefütterten Amtsschimmel in allen
Gangarten der höheren Zopfdreffurpünkt-
lich und bis zum I-Tippelchen genau vor-
zuführen weiß, Inhaber sämtlicher Dreh-
schemelrekorde, überraschte urplötzlich seinen besten Freund, wie dieser
- den Browning schon an die Schläfe gedrückt - eben dabei war,
aus eine derartig unvorschriftsmäßige, also gesetzwidrige, deshalb
strafbare, vor allem aber in keinem „Vorgang" vorgesehene Art und
Weise seinem Leben ein Ende zu machen.

„Mensch! Was fällt dir denn ein?" rief er sittlich empört, stürzte
wie aus allen Wolken auf den Selbstmordkandidaten los und entriß
ihm gerade noch im letzten Augenblick das gefährliche Mordwerkzeug.
„Ich glaube gar, der Kerl will sich erschießen und hat womöglich nicht
einmal einen - Waffenschein?!"

Grob

„Was kann deine Braut?" fragte derVater streng. „Kann sie kochen,
nähen, die Zimmer auswaschen?" - „Nein, aber sie kann wunderbar
singen." - Brüllt der Vater: „Heirat 'ne Nachtigall, du Rindvieh!"

Kleines Mißverständnis

Pöberlein möchte gern eine andere Wohnung haben. Da er gehört
hat, daß auch Frau verwitwete Kümmelsam mit der ihrigen, auf die
er längst ein Auge geworfen hat, nicht zufrieden ist, rückt er der Witwe
eines Tages auf die Bude. „Ich höre, Sie wollen Ihre Wohnung
tauschen," eröffnet er die Feindseligkeiten.

„Die Ihrige mag ich nicht," lautet die schnippische Antwort.

„Na, wie wärs denn mit einem Ringtausch?" fragt er harmlos.
Da sinkt ihm die errötende Wittib mit 200 Pfund Lebendgewicht in die
Arme und flötet: „Liebster, wann sollen wir das Aufgebot bestellen?"

Poesie und Prosa

„Emil, hörst du das Schwingen unserer Seelen?" -„Nee
- du täuschest dich, das ist mein Magen, der kullert so."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Poesie und Prosa" "Der Sieger"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Flechtner, Otto
Geis, Josef
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 167.1927, Nr. 4295, S. 256

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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