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Abenteuer in Australien.

Krauen uns erst gar nicht fortlaffen wollten, was sehr ver-
nünftig war, da wir auch beinahe gar nicht wieder gekommen
waren — und wenn sich die Sache so verhält, wie ich fast zu
fürchten anfange, so gehört es sich auch gar nicht, daß wir über-
haupt mehr auf die Jagd gehen, was eine fakkermentfche Ge-
schichte ist.

Um aber wieder auf dieHeirath zu kommen, so war letzthin
ein Schiff eingelaufen, auf dem sich siebzehn lebendige Frauen-
zimmer befunden und das Schicksal wollte, daß zwei von diesen,
auf besonderes Anrathen des preußischen ConsulS in Sydney
in einem Leiterwagen nach dem Murrumbidgc hinaufkamen,
wo ich und Schuster nichts eiligeres zu thun hatten, als sie zu
hcirathen, womit wir der Colonie eine sehr große Freude machten
und uns selber in eine höchst sonderbare und schwierige Lage
hincingcbracht haben.

Wir bekamen also die Nachricht, daß der Squorra-Squorra
wieder gesehen worden sei, und Schuster, der eS zuerst hörte, wollte
es mir verheimlichen, weil er, wie er sagte, schon vom ersten Mal
vollkommen genug hatte, und gar nicht gesonnen war, der Bestie
zum zweiten Mal so nahe zu kommen als damals, wo er sie
für einen ruhigen anständigen FelSblock hielt. Ich bekam aber
Wind von der Geschichte und da wir die letzte Zeit doch keine
besondere Jagd gehabt hatten, denn mit den Känguruhs und
Kasuaren ist das eine höchst eigenthümliche Sache — beschloß ich
jedenfalls der riesigen Bestie nachzupirschen, und wenn ich ihr
nicht auf dem Wechsel beikommen könnte, mit List mein Glück
zu versuchen. Schuster ist eine treue Seele und ließ mich nicht
im Sttch und wir brauchten zwei Tage, mit all unseren Vor-
bereitungen zu Stande zu kommen, oder Schuster brauchte die
vielmehr, denn ich hing mir nur die Büchse und den Jagdranzen
über die Schulter, steckte Kümmelflasche und einen Knust Brod,
mit einem kleinen Ende Wurst, wie mein Arm lang, hinein,
und war ferttg.

Nun paßte allerdings die Witterung gerade nicht besonders
zu diesem Unternehmen, denn die Regenzeit war noch lange nicht
aus, und es goß manchmal wie mit Eimern; zu Schusters
hauptsächlichsten Instrumenten gehörte deshalb auch sein großer
rothbaumwollener Regenschirm, wie ich auch dagegen cinreden
mochte, daß das ganz unwaidmännisch, und im Walde auch höchst
schwierig fortzubringen sei, trotzdem machten wir uns aber auf
den Marsch und nun hätten Sie einmal das Lamenttren von
den Krauen sehen sollen. Schustern seine Frau macht Gedichte
und erst schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und
nannte sich eine verrathene und verlassene Wittwe und dann
setzte sie sich hin und schrieb ein langes Klagegedicht, worin sie
uns beide bis aufs Theezett abconterfeihte und sagte sie würden
Schuster, wie in alten Zeiten die Spar-Thaler in einem Schild
— ich weiß aber nicht, was sie damit sagen wollte — in seinem
Regenschirm wieder zurückbringen. Wenn sie aber geglaubt hat,
daß wir am Murrumbidgi Thaler finden würden, so hat sie
sich doch geirrt — doch davon später. Das Gedicht legte ich
Sie gerne bei, aber sie wills nicht herausgeben, denn sie sagt es
paßte jetzt nicht zu unserem Zustand, was mir sehr lieb war.

Wie wir aber auSsahen, muß ich Ihnen doch kurz beschreiben,
j denn so ein Australischer Jäger steht ganz anders aus wie ein
deutscher, was auch schon die weite Entfernung mit sich bringt.

Was mich selber betrifft, so hatte ich blos meinen Stutzen,
meinen Knicker, Hirschfänger, eine Saufeder und meinen Jagd-
ranzen mit, in dem das Ende Wurst mit noch einigen anderen
Kleinigkeiten stak, Schuster hatte sich aber eingerichtet als ob
er eine Festung aushungern und sich aus Lebenszeiten da oben
beim Squorra-Squorra niederlaffen wollte. Zuerst hatte er sei-
nen dicken Rock an wegen dem Regen, was sehr vernünftig war
und ich wollte ich hätte meinen ebenfalls mitgenommen; über die
eine Schulter trug er dabei seine Doppelflinte und über die
andere den Regenschirm. Um den Leib lag ihm ein zweihand-
breiter Gürtel, in dem zwei Pistolen und ein langes Meffer
staken, und hinten hing ihm ein Fernrohr und eine Bratpfanne,
was sich sehr gut machte. Wafferstiefeln hatten wir beide an,
Schustern war aber sein Hut vor ein paar Tagen abhanden
gekommen, denn als er durch den Busch ging, griff ihn ein
Casuar herunter und schluckte ihn augenblicklich nieder. Die
Bestien haben einen unverwüstlichen Magen und können selbst
Kieselsteine verdauen — ich hatte einmal einen zahmen, der fraß
Alles, messingene Hosenknöpfe, Dintenfäffer, Pomadenbüchsen rc.,
was Alles Schuster noch mit aus Deutschland gebracht hatte, ein-
mal schluckte er aber aus Versehen Schustern seinen rothen Adler-
ordcn hinunter, den er einmal auf der Durchreise durch Preußen
bekommen, und eine Viertelstunde drauf war er mausetodt.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Abenteuer in Australien. Zweiter Brief"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Lichtenheld, Wilhelm
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Auswanderer <Motiv>
Rückenfigur
Jagd
Karikatur
Schusswaffe <Motiv>
Jagdkleidung
Satirische Zeitschrift
Australien

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 397, S. 98
 
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