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Romanze.

146

Seil Du in s Meer gefahren.

Zur Ruhe nun geh', des Sohnes Arm
Lass fischen und vogelstellen,

Am Feuerheerd ist's hell und warm,

Draußen tosen die Wellen. —

Mein Haus ist wüst und mein Haus ist fremd
Und ringsum bellen die Hunde,

Sechs brave Zungen ohne Todtenhemd
Schlafen im Meeresgründe.

Mil glatten Nircn dort Hallen ste HauS
Tückisch herabgezogen.

Zu Hause tanzen nun Molch und Maus,

Friede ist auf den Wogen. —

Es ziehen die Wolken, es glänzt die See,

Am Felsen wallen die Fluten
Purpurn in die Höh'. —

Und vom Ufer stößt im Kahn der Greis
Zm rothen Abendlichte;

Und er rudert lang und rudert leis
Mit spähendem Angcstchte.

Nach den Krebsen frisch und Austern gut
Trägt er heut' nimmer Verlangen;

Heut' gilt's der falschen, der glatten Brut,

Heut' will er Niren fangen. —

Und er rudert leise und rudert lang,

Bis wo das Schiff versunken.

Dort ragt eine Klippe. Zm Meerestang
Blitzt es wie tausend Funken;

Da legt er die Netze tief und weit
Und beginnt ein Lied zu fingen,

Ein altes Lied aus versunk'ner Zeit
Bon süßen und zärtlichen Dingen.

Tie Wolken verglimmen, es träumt die See,
Am Felsen wiegen die Wogen
Schlaftrunken in die Höh'.

Da taucht es herauf und taucht empor
Von lauschenden Frauenköpfen,

Von den Scheiteln fließt es wie Nebelflor,

Wie Perlen von den Zöpfen,

Und ste flüstern und kichern fern und nah',

Und plätschern und zischeln und tuscheln
Und werfen den lieben Schwiegerpapa
Mit Bernstein und mit Muscheln, —

Und spritzen den Greis mit Wasser sogar
Die schuppigen Schwiegertöchter.

Dann Alle hinab und Schweigen war,

Tief unten nur schallt Gelachter.

In den Netzen aber zuckt es schwer
Und schluchzt mit tausend Stimmen.

Wer hebt nun die Last aus dem tiefen Meer?

Sie muß zum Strande schwimmen. —

Es glänzen die Wolken, es glänzt die See,

Zm Mondlicht jagen die Wogen
Lautlachend in die Höh'.

Und zum Lande rudert der Greis gebückt
Zm späten Nebelgrauen,

„Nun Hab' ich Euch endlich auch berückt,

Zhr falschen Wasserfrauen!"

Und er zieht und zieht die unendliche Last
In den kühlen klagenden Tiefen,

Wie will die Stirn' dem Allen fast
Von heißen Tropfen triefen. —

Jetzt hat er das Netz zu Lande geschanzt,

Da zappelt's von Armen und Schenkeln,

Und trostlos ist der Greis umtanzt
Von sechsunddreißig Enkeln;

Das krabbelt und hopst und schreit nach Brod
Und ist herumgekrochen;

Der Greis saß blaß noch im Morgenroth,

Und hat nichts mehr gesprochen. —

3. G.

Ein König und ich.

(Schluß.)

„Majestät!" rief Jener halb spöttisch, halb ärgerlich nach-
äffend. „Wo steckt meine Majestät?"

Da ich glaubte, daß diese Frage im Bewußtsein seiner
| verlorenen Krone gerichtet wurde und daß ihm mein Ausruf
j als eine boshafte Ironie gegolten, antwortete ich beschwichti-
gende „Man verliert die Majestät, die man einmal besessen
nie und nimmermehr."

„Ich verstehe", bemerkte Jener, indem er die Unterhosen
unter den Knieen festband. „Mit meiner Majestät ist es wahr-
haftig nicht weit her. Die Esel! Sie haben mich vor eini-
gen Wochen zu einem abgedankten König gestempelt und ver-
, leiden mir meine Reise, die ich Vergnügens halber unternom-
men. Ich wollte der Teufel holte ste Alle!"

„Also find Sie nicht der ehemalige König von Schwe-
dm?" fragte ich.

„Weder der König von Schweden, noch der König von
Mauritanien", erwiderte er. „Zn Nürnberg hat man mich
dazu gemacht. Ich logirte dort im „Karpfen" und unterhielt
mich nach meiner Weise mit den Gästen, die in meiner Nähe
i saßen. Der dortige Aufenthalt gefiel mir recht gut, bis ich
eines Tages eine plötzliche, mir unerklärliche Veränderung im
Benehmen des Wirthes und des Dienstpersonals sowohl wie
- im Benehmen der Stammgäste gegen mich wahrnahm. Diese,
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