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17& Der ökonoi

und ein paar Dorfgeschichten geweckte Wunsch rege wurde:
„Auf'S Land! auf's Land!" —

Albuin hörte kaum diesen Wunsch, so theilte er ihn auch
und hatte nun nichts Eiligeres zu thun, als die schleunigste
Realifirung herbei zu führen. —

Schon nach wenig Wochen gelang es ihm, dem Glücks-
kinde, ein billiges kleines Landgut sammt allen seinen bis ins
Detail gehenden Einrichtungen kaufen zu können, das eine in
ihr Vaterland rückkehrende englische Familie seil einigen Jah-
ren bewohnt hatte. Den Verwalter Bartholomäus Speckbauch,
einen Deutschen, welcher aus purem Patriotismus als Unter-
händler zurückgeblieben war, engagirte Lilienstcngel sogleich für
fich und bedeutete ihm, wie er schon in wenigen Tagen seine
künftige Herrschaft zu erwarten habe.

Fröhlich und zufrieden in später Nacht nach Hause zu-
rückgekehrt, ließ er auS zarten Rückfichten seine Ankunft der
Gattin nicht mehr melden, sondern wollte zur nöthigen Geistes-
sammlung den kommenden Morgen erwarten; und an diesem
finden wir ihn am Eingänge unserer Geschichte. —

Kaum von der Anwesenheit ihres Gemahls benachrichtet,
sprang Emilie schon Morgens 9 Uhr aus dem Bette und eilte
in dem ungeordnetsten Neglige der Welt auf ihres Gatten
Zimmer. —

Welche Freude Emilie bei der Botschaft von dem gekauf-
ten Landhause bezeigte, das überlassen wir den malenden Fe-
dern der Neuromantiker, und begnügen uns zu erzählen, daß
man acht Tage nach diesem Morgen auf dem Wege nach dem
Landhause eine schwer bepackte Chaise fahren sah, die unser
liebes Pärchen nach dem gewünschten Ziele trug. —

Die Abendglocke des etwas tiefer gelegenen Dorfes hatte
bereits die Feierstunde eingeläutet, als Albuin und sein zweites
Ich, von Speckbauch ehrerbietigst empfangen und in die nied-
lichen Gemächer des Landhauses geführt wurden. Für eine
weitere Jnspizirung war nach einer achtstündigen Reisestrapatze
und bei dem einbrechenden Dunkel keine Rede mehr. Albuin
schlief mit jenen seligen Gefühlen und schaukelte fich in jenen
schönen Träumen, welche nur der kennt, welcher eine größere
Freude findet im Bereiten von Vergnügen, als im Erhalten;
aber seine Nerven litten unter diesen angenehmen Spannungen
so sehr, daß er mit dem erwachenden Tage ein leichtes Kopf-
leiden verspürte und die herrliche Emilie es nicht duldete, daß
er das Bett verließ.

„Wenn Du mich liebst Albuin, so bleibst Du ruhig lie-
gen, bis Mittag ist Alles vorüber. Der Verwalter muß mich
indeß mit unseren Befitzungen bekannt machen und ich werde
vielleicht dabei schon heute Gelegenheit bekommen, meine theo-
retischen Kenntnisse praktisch anzuwenden, und Du glaubst gar
nicht, wie angenehm es ist, zu imponiren und befehlen zu kön-
nend Mit diesen Worten der Gattin war Albuin mehr als
zufrieden. — Der herbeigerufene Verwalter vernahm den Be-

ische Geist.

fehl der Herrin und wenige Minuten später schon sehen wir
Emilien und den feisten Verwalter aus dem Thore des Land-
hauses treten.

Erster Ruhepunkt.

Verwalter. „Ich werde die gnädige Frau möglichst
systematisch in der Runde führen, um den Ucberblick Ihrer
Befitzungen zu erleichtern. Hier an der östlichen Seite des
Landhauses sehen Sie den zum Gute gehörigen Blumengarten,
an den sich ein kleiner Park anreihet!"

Emilie. „Ach! das ist recht; sehen Sie, ich liebe nichts
so sehr alS Maiglöckchen und Alpenrosen, und wünsche, daß
deren recht viele hier gesäet werden; und erst der Park!"

Verw. „Der Park ist nur klein, kaum eine halbe Stunde
im Umfang; — jedoch sehr niedlich angelegt!"

Em. „Nun, das ist gerade recht, denn mein Mann sagt
so immer, er habe die kleinen Dinge lieber als die großen,
— wenn aber nur recht Hirsche und Rehe und andere wilde
Thiere darin find, denn ich Hab schon oft gehört, daß wenn
man diese Thiere in einen Park thut, fie sogar Brod aus der Hand
fressen, und das Fressen ist halt gar so lieb, aus der Hand."

Verw. „Das geht hier nicht, gnädige Frau. Ein ein-
ziger Hirsch würde in einem Tage alle die zarten jungen Bäum-
chen zerstört haben."

Em. „Was? — ein Park ohne Hirsch? — Haha! —
nun dann müssen wenigstens recht viele ausländische Vögel
hinein, die den ganzen Tag pfeifen und fingen, die fressen die
Bäume nicht ab!" —

Verw. „Das geht wieder nicht, gnädige Frau, die stie-
gen uns ja davon!"

Em. „Was, das geht nicht? — Denken Sie doch
nur Verwalter! Denken ist die Hauptsache! Kaufen Sie nur
die Vögel auf meine Rechnung, thun Sie dieselben in den
Park, und daß fie nicht hinaus können, lassen Sie einen manns-
hohen Zaun herummachen! — — Nicht wahr, das wäre
Ihnen nicht eingefallen?"-

Und der Verwalter schwieg ehrerbietigst, gab fich einer
ruhigen Contemplation hin und schritt mit seiner Gnädigsten
weiter zum

Zweiten Ruhepunkte.

Verw. „Hier an der nördlichen Seite des Landhauses
breitet fich der Obstgarten aus, dessen Bäume sämmtlich trag-
bar find und beinahe alle Sorten von Obst hervorbringen."

E m. „Für mich hat nur der Erdbeerbaum und der Trau-
benbaum einen Reiz; das find meine Lieblingsfrüchte."

Verw. „Derartige Bäume find leider nicht da, dagegen
rankt fich an der Ostseite des Landhauses, wie gnädige Frau
bemerkt haben werden, ein schöner Rebenstock empor, der jedoch
bei unserm etwas rauhen Klima nur selten, und da nur un-
reife Trauben trägt."

Em. „Nun denn? — wie nur noch Niemand daran
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