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186 Ein Besuch bei meine

Zone, gefälligst in die Hüne meines Herrn einzutreten." Gewiß
sehr höflich.

Dann führte mich Onkel Tom, immer in scheuer Skla-
venhaltung, wobei ich Gelegenheit hatte, die graziösen Be-
wegungen seines schlanken Leibes zu bewundern, durch den
Hof an die HauSlhüre, wo ich mit einiger Befangenheit an
der Klingelschnur zog, die aus Menschenzähnen gemacht war,
so wie mich der Lämmergeier etwa- genirte, der hier an der
Stelle eines Hundes an der Kette lag, und mein Erschei-
nen mit eigenthümlichem Gaumenlaute markirte. Auch ein
Cactus in vollster Blüthe starrte zu meiner Rechten, und die
Vorhänge deS Fensters zu meiner Linken waren aus Pan-
thersellen. Einige wahrscheinlich indianische Schriftzüge waren
an die Thüre geschrieben, wobei ein Zeichen täuschend einem
europäischen 6-Schlüffel ähnlich sah. Ueber der Thüre, die
merkwürdig schmal war, prangte ein Ornament von allerlei
Waffen, Schädeln, Menschenknochen und Federn. Auch ein
Halbmond aus masfivem Golde war dabet, denn, wie ich spä-
ter aus seinem Munde erfuhr, war mein Freund auch Inha-
ber von zwei Roßschweifen.

Der Fußboden war mit den seltensten Edelsteinen, Per-
len, Muscheln und Goldstaub förmlich übersäet und ich kann
wohl sagen, ich trat auf mindestens 25,000 Thaler. Der
Nigger blieb immer in Sklavenhaltung.

Aus mein Läuten wurde mir von einer jungen Qua-
dronin geöffnet, der ich im Vorübergehen einige Artigkeiten
sagen wollte, als ich einen Strick am Halse fühlte, an dem
ich ein Paar Schritte vorwärts gezogen wurde. Der Strick,
wie mein Freund mir später mittheilte, war ein Laffo, der
jedem Besuchenden umgeworfen wurde, was so viel als „Will-
kommen" bedeutete. Als ich mich von dieser mir bisher völlig
unbekannten Begrüßungsformel erholt, war die Quadronin
bereits mit einem furchtbaren Satze und einem Freudengeschrei
wie verschwunden. Ich stand mitten in einem hohen geräu-
migen Vorzimmer. Dieses war bis auf die Umkleidung einer
mir gegenüber stehenden Thüre höchst einfach, nur schien es
mir mit Galle angestrichen und der Fußboden mit Menschen-
blut gewichst. Doch eben diese Thüre nahm meine ganze
Aufmerksamkeit in Anspruch. Ich will nur vorübergehend
eines grünen Storchs mit einem enormen Schnabel erwähnen,
und eines Affen in Livree, der eben das Zimmer fegte und
mich höflichst ersuchte, einzutreten, als ich zufällig über mir
ein Scheusal erblickte, das mich beben machte.

Dieses Scheusal hatte mein Freund, wie ich später er-
fuhr, zum Geschenke erhalten. Es war ein ausgestopfter
australischer Häuptling von den Sandwichsinseln, der jetzt in
furchtbarer Haltung auf einem von gebrannter Thonerde ge-
formten Postamente über der Thüre thronte. Schade, daß der
Häuptling etwas verbogen war; er soll durch den Transport
bedeutend gelitten haben. Zu beiden Seiten hingen zwei

m Freunde Gerstäcker.

Porträts auf indianisches Käsepapier gemalt, von denen ich
nicht recht unterscheiden konnte, ob männlichen oder weiblichen Ge-
schlechts; jedenfalls aber zwei höchst interessante Physiogno-
mien , und gewiß ebenfalls Geschenke überseeischer Freunde,
denn an dem Bilde links steckte eine Karte von Gerstäcker mit
der Bleistiftanmerkung: Von meinem lieben Quickquick am
Sakramento. Also!

In einem mit den seltensten Gegenständen völlig über-
stopften Zimmer empfing mich endlich mein Freund in ruhig-
ernster Haltung, sich an einen Löwen lehnend. (Dieser Löwe
ist bei ihm, was für uns Europäer ein Lieblingshund ist. Er
heißt Ami.)

Ich muß gestehen, ich war bei diesem Anblicke mehr als
befangen, und verneigte mich wie vor einem Vorgesetzten, :
blieb jedoch immer in bescheidener Entfernung von Ami.

Mein Freund betrachtete mich mit jener Gravität, welche >
Einem zur andern Natur werden soll, wenn man lange unter
den Wilden gelebt hat. Sein Antlitz war edel wie sonst,
Haar und Bart wirr, auch sah ich deutliche Spuren von Wü-
stenstaub. Er trug einen Schlafrock von Büffelleder, der durch
einen Ungeheuern californischen Goldklumpen zusammengehalten
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Besuch bei meinem Freunde Gerstäcker"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gast <Motiv>
Affen <Motiv>
Livree
Indigenes Volk <Motiv>
Weißer Storch <Motiv>
Exotismus
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Amerika

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 408, S. 186
 
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