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D i e Anwaltsprobe

Vm> Girg GUderich

Das, was ich jetzt erzähle, ist neulich meinem Chef passiert:

Es klopft an der Bürotür, und die Mandantin Frau
Zacherl schreitet zürnend herein. Sie möchte den .Herrn Iustiz-
rat selbst sprechen, sagt sie. „Bitte," sag ich, „einen Moment.
Na, da ist er schon."

„Also, Frau Zacherl," sagt leutselig mein Chef, „was
wollen S' heut?"

Aber die Frau Zacherl tut gar nicht leutselig, sondern
ziemlich ungehalten und beschwert sich über dies und jenes in
ihrem immer noch nicht zu Ende gehenden Prozeß vor dein
Landgericht, den der Herr
Iustizrat schon ein bißl anders
führen könnte. Da hättet ihr
nun den Chef sehen sollen, der
überzeugt war, bisher zur
vollen Zufriedenheit seiner
Partei gehandelt zu haben.

Wie der Blitz ist er auf-
gefahren, hat sich in seiner
ganzen Länge (und er mißt
fast an die zwei Meter) vor
die Frau Zacherl hingestellt
und hat sich in eine Hitze hi-
neingeredet, daß es fast ein
heldenmäßiger Anblick war.

Den Mund hat er ausgerissen,
und mit den Händen hat er
gesuchtelt,daß unser Buchhal-
ter,der doch allerhand gewöhnt
ist, sogar Angst gekriegt hat.

Eine halbe Stunde hat
der Chef geschrien, ununter-
brochen geschrien.

„Frau Zacherl," hat er ge-
schrien, „was glauben S' denn,

Frau Zacherl, wie glänzend
die Geschichte vorm Landge-
richt gegangen ist. Da hören
Sie's, hat der Richter zum
Gegenanwalt gesagt,wie ich ge-
redet Hab in der Verhandlung,
da hören Sie es, ganz meine
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Meinung. And das hat der Richter gesagt, Frau Zachcrl! Ich
weiß nicht, ob Sie wissen, was das heißt. Am Landgericht,
Frau Zacherl! And alles Hab ich bestritten, und bewiesen haben
wir, daß der Protokollführer nur so geschwitzt hat. Hat's denn
Ihr Mann nicht erzählt? Ja Kreuz-Teufel nochmal, Frau
Zacherl, wenn's Ihnen nicht so recht war, warum sind Sie dann
nicht selber gekommen in die Verhandlung? Donner und Doria,
Frau Zacherl! Die Juristerei ist was anderes als Holzhacken,
als Stiefelputzen und Mistfahren!"

And so hat der Chef eine geschlagene halbe Stunde ge-
brüllt. Die Frau Zacherl hat
er gar nicht mehr gesehen
hinter seinem offenen Mund.

Je mehr aber der Chef ge-
brüllt und geschimpft hat, ei»
umso freundlicheres Gesicht hat
die Frau Zacherl gemacht. And
wie der Chef allmählich blau-
rot angelaufen ist vor Schreien,
da hat die Frau Zacherl ge-
radezu gütig gelächelt.

Dann endlich war der Chef
still und hat sich mit dem
Taschentuch abgewischt. Die
Frau Zacherl aber hat sich
zum Gehen gerichtet.

„So," sagt da noch der
Chef, „was haben S' jetzt
eigentlich wollen?"

„Ja mei," sagt die Frau
Zacherl, „wollen — eigentlich
Hab i nur sehgn wollen, ob
Sie Ihnen recht schnell ein-
schüchtern lassen, Herr Iustiz-
rat. Aber jetzt bin i ganz be-
ruhigt. Wenn Sie am Land-
geeicht aa a so schrei», nacha
steht's nöt schlecht um unfern
Prozeß. Pfüa God beinand!"

Da hättet ihr erst das Ge-
sicht des Chefs sehen sollen!
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"-- tanzen wir langsam, in der Trauer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4355, S. 34

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