Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zeichnung von E. Kirchner

Umstellung

Dr. Zapf ist ein junger Rechts-
anwalt, dessen Praxis noch ganz,
ganz klein ist. Emil Pogge ist ein
Bekannter von ihm. Sie sind zu-
sammen zur Schule gegangen, und
deshalb duzen sie einander, aber
Freunde sind sie gerade nicht.

Gestern hat in der Abendzeitung
etwas über Emil Pogge gestanden.
Man hat ihn festgenommen; schlimme
Betrügereien hat er verübt, in der
schändlichsten Weise hat er einige
alte Damen um erhebliche Summen
begaunert. Dr. Zapf ist empört. „Das
hätte ich nicht von ihm gedacht," sagt
er zu seiner Frau. „So ein gemeiner
Mensch!"-

Leute kommt Dr. Zapf recht ver-
gnügt aus seinem Büro nach Lause.
„Denke dir," erzählt er seiner Frau,
„der Emil Pogge hat mir seine Ver-
teidigung übertragen. Ist doch 'n an-
ständiger Kerl!"

„Onkel, Papa hat mir heute eine Sparbüchse geschenkt
- wollen wir sie mal gleich in Gebrauch nehmen?"

Geringer Anteil

„Ich habe uns ein Lühnchen gebraten, Gottfried! Das ist doch
dein Leibgericht?"

„Ja . . aber nicht zu Vieren!"

Folgerung

„Nach der Statistik werden verheiratete Männer älter als Jung-
gesellen!"

„Dann habe ich Aussicht, besonders alt zu werden; ich bin schon
zum viertenmal verheiratet!"

Gedankenleser

Nicht jeder, der sich Gedanken-
leser nennt, ist auch einer. Meistens
läßt sich das Publikum durch raffi-
nierte Tricks täuschen. Am einer Klage
des Bundes der Gedankenleser vor-
zubeugen, erkläre ich aber hiermit, daß
es mir fern liegt, den Stand herabzu-
setzen. Es ist zweifellos, daß es wirk-
liehe Gedankenleser gibt. Wie wäre
sonst das folgende, das ich selber in der
Eisenbahn erlebt habe, denkbar?

In Lalle stieg ein Lerr ein, der
sich still in seine Ecke setzte. Er hatte
einen nach innen gekehrten Blick und
ein transzendentales Aussehen. In
Corbetha kletterte ein Mann ins Ab-
teil, der gleichfalls etwas Anwirk-
liches an sich hatte. Die beiden saßen
sich eine Zeit lang stumm gegenüber.

Plötzlich hoben sie die Köpfe und
sahen sich herausfordernd in die
Augen.

„Ich muß doch sehr bitten!" sagte
der eine.

„Sie haben ja angefangenI" ver-
teidigte sich der andere.

„Ich protestiere! Ich habe nicht das geringste gedacht, was
Sie zu solchen Anverschämtheiten hätte reizen können."

„Lerr, schweigen Sie! Sonst zeige ich der Bahnverwaltung an,
daß Sie keine» Zuschlag gelöst haben!"

Dann trat Ruhe ein. Ich dachte mir: Am Gottes Willen, du
fährst mit zwei Irrenhäuslern!

Da standen beide Lerren gleichzeitig aus, traten dicht an mich
heran, und der eine sagte:

„Mein Lerr, in unser beider Namen sage ich Ihnen im Guten:
Noch eine solche Impertinenz — und wir zeigen Sie wegen Beleidi-
gung an!"

Im Verhältnis

„Ich hatte Ihnen erlaubt, wieder mäßig Bier zu trinken, und
da trinken Sie gleich drei Maß?"

„Früher trank ich zehn, Lerr Doktor!"

Im Bahnhofrestaurant

„Lerr Ober, zwei Eier, bitte! Drei Minuten gekocht! Aber
rasch! In zwei Minuten geht mein Zug!"

142
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Onkel, Papa hat mir heute eine Sparbüchse geschenkt..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4648, S. 142

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen