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Der Außenseiter qöon 3. Rssi-r

Pauline kramte unruhig in ihrer Tasche. Eine abgesessene Kinokarte
fiel heraus, ein ungespihter Bleistift, ein Warenzettel aus dem Jahr 1934
und eine ganze Reihe Stratzenbahnfahrkarten. Aber das, was Pauline
suchte, fand Pauline nicht.

„Nanu?" sagte sie dann, „nanu?"

Sie hob ihre Stimme in schrille Löhen und rief: „Paul! Pauli"

Der Ehemann stand in der Tür.

„Ja? Was gibt es denn?"

„Paul, hast du mir meine zwanzig Mark aus der Tasche ge-
nommen?" — „Ja."

„Wie kommst du dazu?"

„Ich dachte, du merkst es nicht," meinte Paul.

„Das ist doch toll! Mir mein Geld wegzunehmen!"

„Wieso dein Geld? Das ist doch mein Geld? Das habe ich
dir doch selbst gegeben!" — „Ja. Aber als Wirtschaftsgeld!"

Paul versuchte, es mit einer Landbewegung abzutun.

„Wenn ich kein Geld habe und Geld brauche, muß eben das
Wirtschaftsgeld herhalten! Schließlich ist es ja mein von mir ver-
dientes Geld. And ich brauche es eben heute" — „Wozu denn?"

Paul erwiderte, ein wenig kleinlaut: „Ich brauche das Geld
zum Rennen. Ich habe einen ganz unerhörten Tip für heute be-
kommen. Ganz große Sache! Ein toller Außenseiter! Zahlt dreißig-
faches Geld!"

„Wer hat dir denn den Bären aufgebunden?"

„Das ist kein Bär, Pauline, das ist ein Pferd mit dem Namen
Lannibal! Lannibal ante portas I, Ich weiß nicht, ob du das ver-
stehst, aber so viel wirst du verstehen, daß es eine Dummheit wäre,
das sichere Geld nicht mitzunehmen."

Pauline warf die Arme in die Lüften. „Du fällst auch immer
auf so einen Schwindel herein! Dabei verlierst du seit Jahren Stock
und Kragen!"

„Wer ernten will, muß auch säen," brummte Paul leise.

Da klopfte es. Es war der Nachbar. „Störe ich?" fragte er.

„Ansinn, Lerr Busse, kommen Sie nur herein in die gute Stube!"

Busse guckte bedächtig. Paul trat zu ihm.

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„Gut, daß Sie gekommen sind, Lerr Busse! Sie find doch
ein vernünftiger Mann, Sie können das meiner Frau sicher
besser erklären."

„Aber gern. Was denn?"

„Leute ist Rennen. Ich habe von meinem Friseur, dem
besten Freund des Bruders des Schwagers eines Jockeis,
einen ganz fabelhaften Tip für heute bekommen. Einen Stall-
kip. Ganz geheim, kein Mensch weiß davon. And nun habe
ich mir vom Wirtschaftsgeld zwanzig Mark weggenommen,
richtiger gesagt: zurückgenommen, denn ich habe das Geld ja
erst verdient und gegeben, um damit zum Rennen zu gehen."

„Richtig, Sie sollen ja ein passionierter Weiter sein," fiel
Busse ein, „Ihre Frau hat es mir erzählt."

Paul warf einen bitterbösen Blick auf Pauline.

„Lat sie das? Das freut mich. Das freut mich wirklich.
Nun tut es mir geradezu leid, daß ich heute mit den zwanzig
Mark gewinnen muß. Denn Lannibal gewinnt, das ist eine
todsichere Sache, da können Sie Gift darauf nehmen!"

„Wenn dem so ist," meinte bedächtig Lerr Busse, „müßte
man sich ja auch mit hereinhängen."

„Natürlich. Das sollten Sie. Lolen Sie Ihren Lut!
Kommen Sie mit!" — Busse schüttelte den Kopf.

„Das hat nun auch keinen Zweck. Alle zwei müssen wir
ja nicht hinaus. Da genügt einer. Schon wegen der Eintritts-
karten.Wenn es Ihnen rechtist,fahre ich alleinund sehe für Sie."

Paul sah das ein.

„Das können wir machen. Zugucken macht mir sowieso
keinen Spaß. Mir kommt es nur auf den sicheren Gewinn an.
Lier sind meine zwanzig Mark, und vergessen Sie nicht: drittes
Rennen, Lannibal, Sieg."

„Keine Sorge." „Lalsundbeinbruch!" Damit verließ Paul
das Zimmer. — Pauline weinte noch immer.

„Labe ich das nicht fein gemacht, Frau Gautsch?"

„Wieso?"

„Verstehen Sie denn das alles nicht?" — „Nein."

„Ich tat doch nur so.als ob ich auch wette. Ich wette aber nicht."

„Aber das Geld von meinem Mann setzen Sie?"

„Nein. Das eben nicht,Frau Gautsch. Ich gehe überhaupt nicht
hinaus. And am Abend bringe ich Ihrem Mann seine zwanzig
Mark zurück, und wir erzählen ihm alles. Da wird er heilfroh sein,
sein Geld wiederzubekommen. Sie haben mir schon oft Ihr Leid

„Lier Hab ich ne passende Rolle für Sie."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Höher" "Theaterdirektor: 'Hier hab ich ne passende Rolle für Sie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4784, S. 212

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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