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Da sind sie alle gegangen ...

Da sind sie alle gegangen,
ünd ich bin wieder allein:

Nun darf ich hangen und bangen
Und traurig sein.

Sie sagen nichts, wann sie gehen,
Und sehen mich lächelnd an:
Sie können mich nicht verstehen,
Mich alten Mann.

Die Nacht mit dem Tiger

„Ich muß nach der Bank, Fräulein. Wenn inzwischen der Wehrmachtsbericht kommt,
stenographieren Sie ihn doch mit. — Das werden Sie ja wohl können; er wird ja
ganz langsam wiederholt."

war so bösartig und gefährlich, daß bei den
Dressurversuchen immer ein paar Mann mit
Revolvern und Eisenstangen bereitstehen
mußten."

„Meine Frau und ich wollten —"

„Mein Mann und ich wollten ihn trotzdem
in unsere große Nummer mit den vier anderen
Tigern hineinbringen. Doch schon der erste
Versuch scheiterte. Kaum, daß er zum ersten-
mal zu den anderen in den Käfig kam, fiel
er de» nächsten an. Damit hakte er allerdings
Pech, denn unser riesiger Bengale bekam ihn
sofort beim Genick zu fassen. Mit Lilfe der
Gabeln gelang es, durch die Gitterstäbe hin-
durch die allgemeine Balgerei zu schlichten und
Tamara in seinen Käfig zurückzutreiben. Dort
raste er zwei Stunden lang wohl infolge der
schmerzhaften Nackenwunden. And so oft man
sich seinem Käfig nur näherte, begann er von
Neuem zu toben. Also ließen wir ihn vorläufig
in Ruhe. Wir wohnten damals in Artisten-
zimmern jenes Bostoner Zirkusgebäudes. Ein-
mal in dieser Nacht wurde ich munter, stand
auf, warf mir einen Mantel über und ging,
ohne meinen Mann zu wecken, in die Stallungen
hinunter, um nach Tamara zu sehen. Den
schlafenden Wärter ließ ich ruhig auf seinem
Stuhl weiterschlafen und trat durch die Eisen-
tür in den abgesonderten Raum für Raub-
tiere. Vorsichtig näherte ich mich Tamaras
Einzelkäfig — ja, wo war denn Tamara? Eis-
kalt durchzuckte es mich, als ich sah, daß die
Tür offenstand — Blitzschnell wandte ich mich
zurück, um die Eisentür zu gewinnen — zu
spät — nur noch einige Schritte von mir ent-
fernt und flach auf dem Bauch kriechend schlich Tamara auf mich
zu. Als er sich bemerkt sah, setzte er zum Sprung an — und schon
schnellte er los. Da warf ich mich zu Boden, sein Leib sauste über
mich hinweg, brüllend und pfauchend machte er seine Wendung —
setzte neuerlich zum Sprung an — jetzt war ich verloren. ,Tamara!'
schrie ich in Todesangst. ,Was bist du für ein unartiges Biest! Tut

man das, eine kleine wehrlose Frau anfallen. Pfui — schäme dich,
du häßlicher Zwerg, ich werde dir helfen, außerdem wird man dich
erschießen, wenn du mir auch nur ein Laar krümmst —'' And das
Wunder geschah! Tamara verharrte in seiner sprungbereiten Stellung,
pfauchte noch ein paarmal, begann aber dann, mir aufmerksam zu-
zuhören. Wie ich schon erwähnte, war in normalen Zeiten nur dann
etwas mit ihm anzufangen, wenn man auf
ihn einsprach. Also kauerte ich am Boden und
redete und redete. Sobald ich aber nur eine
Bewegung machte, begann er sogleich sprung-
bereit zu wackeln. Ich sprach und sprach. Stunde

Beispiel „Sage nicht immer: ,ich will das'! Kinder haben nichts zu wollen!"

„Darf ich auch nicht sagen: ,ich will folgsam und fleißig sein/ Vater?"

Ich brauch nicht lang zu lesen,
Denn das verlernt sich nie:
Ich bin auch jung gewesen,
So jung wie sie.

R. v. Schaukal

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ich muß nach der Bank, Fräulein" "Beispiel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Traub, Gustav
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5015, S. 166

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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