Die Narren liste
antwortete ungehemmt der Seher, „fünf Abgesandte mit sehr viel
Geld in ein fernes Land geschickt hast, um edle Pferde für dich ein-
zukaufen. Diese fünf Männer, mit so vielem Gelbe, werden doch
natürlich niemals wiederkommen." — „And wenn sie dennoch wieder-
kommen, Omar?" fragte der Kalif weiter, „dann setzest du wohl
dich an die Spitze deiner Narrenliste?" Da schüttelte der vom Volk
so hoch verehrte Weise den Kopf und sprach: „Nicht mich, groß-
mächtigster Sultan, sondern jene fünf Männer."
And da geschah es, daß auch der Sultan — zum ersten Mal in
seinem so wohlbehüteten Fürstenleben — laut und frei heraus lachte.
Aber dann wurde er sogleich wieder ernst. Er winkle, daß man dem
Blinden Geld reiche und ihn zu seinem Brunnen zurückführe. Er
selber aber schritt in seine Gemächer zurück, und obgleich er der Kalif
war und vor niemand sich in Acht zu nehmen brauchte, hütete er sich
doch, in diesem Augenblick zu sagen, was er dachte.
Nun, was dachte er denn? „Beim Barte des Propheten,"
dachte er, „wenn ich nicht der Kalif wäre, ich möchte Omar sein.
Er ist ehrlicher, als ich es in dieser Stunde bin. Er ist der
ehrlichste Mensch, der mir bis jetzt begegnet ist." And dann winkte
er seinen Sklaven, daß sie ihn anzöge», denn nun wollte er sich erst
recht verkleiden und unter das breite Volk gehen.
Ewige Kreise
„Bei diesem Patienten hat der Arzt Kreislaufstörungen festgestellt.
Wahrscheinlich eine Berufskrankheit; der Mann ist Karuffellbesitzer!"
Aus einem Programm
„Durch den Wald, den dunklen, geht" — Fräulein Erna Keßler,
Begleitung Lerr Lans Müller.
„Äerr Direktor, Sie können mein Drama nicht brauchen? Ich
war der Ansicht, daß es so gut wie angenommen war."
„Es war eben nicht so gut, wie ich angenommen hatte."
Auskunft
Der alte Landarzt Dr. Mutzenbecher hat es nicht gern, wenn die
Bauer» eine ärztliche Beratung schinden wollen.
Neulich sitzt er wieder im Krug vor seinem Schoppen Bier und
raucht stillvergnügt sein Pfeifchen, da gesellt sich der Lindenhof-
bauer zu ihm, der im ganzen Dorf wegen seines Geizes ver-
schrien ist.
Nachdem er ein paarmal vernehmlich gestöhnt hat, sagt er zum
Arzt: „Doktor, was würden Sie tun, wenn Sie das Reißen im
Bein hätten?"
Freundlich sagt Muhenbecher: „Stöhnen würd' ich, Lindenhof-
bauer, genau wie du."
So leicht läßt sich der aber nicht abwimmeln.
„Ich mein, was würden Sie dann anfangen, Doktor?"
„Das Linken würde ich anfangen, denke ich."
Der Lindenhofbauer ist aber einer von den Zähen und glaubt,
er könne dem andern doch noch die Würmer aus der Nase ziehen,
wie man so zu sagen pflegt. Also forscht er weiter: „Ich mein doch,
was Sie dann gebrauchen würden, damit's aufhört?"
„Auf alle Fälle würde ich einen ärztlichen Rat gebrauchen."
Da beugt sich der Lindenhofbauer mit einem letzten Versuch ver-
traulich über den Tisch: „Ich will sagen: wenn Sie nun das Reißen
hätten, was würden Sie dann in der Apotheke verlangen?"
Da beugt sich der alte Mutzenbecher ebenso vertraulich zurück:
„Die Medizin würde ich verlangen, die der Doktor mir verschrieben
hat." Weiter hat der Lindenhofbauer dann lieber nicht mehr ge-
fragt; denn der Doktor war doch zäher als er.
94
„Analphabet, Plattfüße, Vollidiot, aber sehr wertvoll als Beobachter für
die ASA-Marine: er kann gleich zwei Deutsche A-boote im Auge behalten!"
antwortete ungehemmt der Seher, „fünf Abgesandte mit sehr viel
Geld in ein fernes Land geschickt hast, um edle Pferde für dich ein-
zukaufen. Diese fünf Männer, mit so vielem Gelbe, werden doch
natürlich niemals wiederkommen." — „And wenn sie dennoch wieder-
kommen, Omar?" fragte der Kalif weiter, „dann setzest du wohl
dich an die Spitze deiner Narrenliste?" Da schüttelte der vom Volk
so hoch verehrte Weise den Kopf und sprach: „Nicht mich, groß-
mächtigster Sultan, sondern jene fünf Männer."
And da geschah es, daß auch der Sultan — zum ersten Mal in
seinem so wohlbehüteten Fürstenleben — laut und frei heraus lachte.
Aber dann wurde er sogleich wieder ernst. Er winkle, daß man dem
Blinden Geld reiche und ihn zu seinem Brunnen zurückführe. Er
selber aber schritt in seine Gemächer zurück, und obgleich er der Kalif
war und vor niemand sich in Acht zu nehmen brauchte, hütete er sich
doch, in diesem Augenblick zu sagen, was er dachte.
Nun, was dachte er denn? „Beim Barte des Propheten,"
dachte er, „wenn ich nicht der Kalif wäre, ich möchte Omar sein.
Er ist ehrlicher, als ich es in dieser Stunde bin. Er ist der
ehrlichste Mensch, der mir bis jetzt begegnet ist." And dann winkte
er seinen Sklaven, daß sie ihn anzöge», denn nun wollte er sich erst
recht verkleiden und unter das breite Volk gehen.
Ewige Kreise
„Bei diesem Patienten hat der Arzt Kreislaufstörungen festgestellt.
Wahrscheinlich eine Berufskrankheit; der Mann ist Karuffellbesitzer!"
Aus einem Programm
„Durch den Wald, den dunklen, geht" — Fräulein Erna Keßler,
Begleitung Lerr Lans Müller.
„Äerr Direktor, Sie können mein Drama nicht brauchen? Ich
war der Ansicht, daß es so gut wie angenommen war."
„Es war eben nicht so gut, wie ich angenommen hatte."
Auskunft
Der alte Landarzt Dr. Mutzenbecher hat es nicht gern, wenn die
Bauer» eine ärztliche Beratung schinden wollen.
Neulich sitzt er wieder im Krug vor seinem Schoppen Bier und
raucht stillvergnügt sein Pfeifchen, da gesellt sich der Lindenhof-
bauer zu ihm, der im ganzen Dorf wegen seines Geizes ver-
schrien ist.
Nachdem er ein paarmal vernehmlich gestöhnt hat, sagt er zum
Arzt: „Doktor, was würden Sie tun, wenn Sie das Reißen im
Bein hätten?"
Freundlich sagt Muhenbecher: „Stöhnen würd' ich, Lindenhof-
bauer, genau wie du."
So leicht läßt sich der aber nicht abwimmeln.
„Ich mein, was würden Sie dann anfangen, Doktor?"
„Das Linken würde ich anfangen, denke ich."
Der Lindenhofbauer ist aber einer von den Zähen und glaubt,
er könne dem andern doch noch die Würmer aus der Nase ziehen,
wie man so zu sagen pflegt. Also forscht er weiter: „Ich mein doch,
was Sie dann gebrauchen würden, damit's aufhört?"
„Auf alle Fälle würde ich einen ärztlichen Rat gebrauchen."
Da beugt sich der Lindenhofbauer mit einem letzten Versuch ver-
traulich über den Tisch: „Ich will sagen: wenn Sie nun das Reißen
hätten, was würden Sie dann in der Apotheke verlangen?"
Da beugt sich der alte Mutzenbecher ebenso vertraulich zurück:
„Die Medizin würde ich verlangen, die der Doktor mir verschrieben
hat." Weiter hat der Lindenhofbauer dann lieber nicht mehr ge-
fragt; denn der Doktor war doch zäher als er.
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„Analphabet, Plattfüße, Vollidiot, aber sehr wertvoll als Beobachter für
die ASA-Marine: er kann gleich zwei Deutsche A-boote im Auge behalten!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Analphabet, Plattfüße, Vollidiot..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5063, S. 94
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg