Das Rückkaufgeld
meyger schaffe» will! Ihnen hat er das natürlich nicht auf die Nase
gebunden! Nee, Lerr Strunk, da sind Sie nun aber tüchtig herein-
gefallen!"
Zwar war Strunk sich bewußt, daß dieser Mann immer ausschnitt,
aber ein Stachel blieb doch in ihm stecken. Er überdachte den Lande!
die halbe Nacht und kam zu dem Entschluß, lieber das Reukaufgeld
schwimmen zu lassen und vom Kauf zurückzutreten. Da er sich nun
vor den spöttischen Blicke» des alte» Mecke fürchtete, machte er die
Sache schriftlich, fügte das Neukaufgeld in Form eines Zwanzig-
markscheines bei und schickte die Magd mit dem Brief zu Mecke.
Er wartete damit aber bis zur letzten Viertelstunde vor Ablauf
der Rücktrittfrist.
Mecke war gleich »ach dem Verkaufsgespräch, das er mit Strunk
hatte führen müssen, in den Stall getappt und hatte schuldbewußt mit
seinem treuen, alten Lebcnskameraden Lans ein langes Gespräch ge-
führt, wie er das gewöhnt war, gerade, als unterhielte er sich mit einem
Menschen. Als kleiner Bauer, der Bargeld nur mit harter Mühe
verdient, war er tief beeindruckt von einem so hohen Betrag, wie
das 300 Mark in seinen Augen waren. Liber wenn er nun in die
großen, glänzenden und so beredten Augen seines alten Pferdes
blickte, dann verblaßte der Glanz der Geldsumme, und er kam sich
wie ein Verräter vor. Tr schlich nach langem Verweilen aus dem
Stall mit dem ingrimmig gegen den „Versucher" Strunk gerichteten
Entschluß lieber das Reukaufgeld schwimmen zu lassen und vom
Verkauf zurückzutreten. Da er sich nun vor den spöttischen Blicken
des Städters Strunk fürchtete, machte er die Sache schriftlich, fügte
das Reukaufgeld in Form eines Zwanzigmarkscheines bei und schickte
die Magd mit dem Brief zu Strunk. Er wartete damit aber bis
zur letzten Viertelstunde vor Ablauf der Rücktrittfrist.
Die beide» Mägde begegneten einander auf der Dorfstraße und
grüßten sich ahnungslos.
Fast zur gleichen Minute öffneten ihre beiden Lerren.die beiden
Briefe.
Beide sahen den Partner vom Vertrag zurücktreten und empfingen
beide ein Neukaufgeld. So war es ausgemacht. Alles in Ordnung.
“2lbcr wie sie die. Sache bei Licht betrachteten, hatte keiner, trotz
dieser willkommenen Einnahme, einen Pfennig mehr, als er vorher
gehabt hatte.
Lugt hinter manchen Dingen im Leben, so völlig logisch und
geradezu mathematisch klar sie oftmals sind, nicht doch so etwas
vor wie die freche Spitze von einem Teufelsohr? Dem laudwirt-
werdenwollenden Städter Strunk und dem alten Bauer Mecke
wollte cs wenigstens so erscheinen.
Kleine Ckronik
Churchill hat im vorigen Jahre Italien als den „weichen Unter-
leib" Europas bezeichnet. Nun hat der Londoner „Daily Worker"
geschrieben, dieser Unterleib erweise sich jetzt als so hart, daß die
anglo-amerikanischen Politiker sich an ihm ihre falschen Zähne aus-
brächen.
Man konnte sich denken, daß es falsche Zähne sein mußten; sie
zeigten sie immer so stolz.
Nachträglich kommt allerlei heraus. So von Badoglio, daß er sich
im Abessinien-Feldzuge ein Vermögen von mehreren hundert Millionen
Lire zusammengeraubt hat. Nach der Einnahme von Addis Abeba ließ
er zwei Eisenbahnzüge mit kostbaren Teppichen, Gold-, Silber- und
Kunstgegenständen beladen, die dann hier und dort verkauft wurden.
Vier Vasen, die eine besondere Sehenswürdigkeit im Palaste des
Negus gewesen waren, hat er für 28 Millionen Lire an einen indischen
Maharadscha verkauft.
Bares Geld war ihm lieber. Er wollte nichts Kostbares behalten,
deshalb verkaufte er auch schließlich seine Ehre.
*
„Was diese Inder nur haben, Hunger ist doch
etwas Schönes 1"
* ' W4O0&Z
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meyger schaffe» will! Ihnen hat er das natürlich nicht auf die Nase
gebunden! Nee, Lerr Strunk, da sind Sie nun aber tüchtig herein-
gefallen!"
Zwar war Strunk sich bewußt, daß dieser Mann immer ausschnitt,
aber ein Stachel blieb doch in ihm stecken. Er überdachte den Lande!
die halbe Nacht und kam zu dem Entschluß, lieber das Reukaufgeld
schwimmen zu lassen und vom Kauf zurückzutreten. Da er sich nun
vor den spöttischen Blicke» des alte» Mecke fürchtete, machte er die
Sache schriftlich, fügte das Neukaufgeld in Form eines Zwanzig-
markscheines bei und schickte die Magd mit dem Brief zu Mecke.
Er wartete damit aber bis zur letzten Viertelstunde vor Ablauf
der Rücktrittfrist.
Mecke war gleich »ach dem Verkaufsgespräch, das er mit Strunk
hatte führen müssen, in den Stall getappt und hatte schuldbewußt mit
seinem treuen, alten Lebcnskameraden Lans ein langes Gespräch ge-
führt, wie er das gewöhnt war, gerade, als unterhielte er sich mit einem
Menschen. Als kleiner Bauer, der Bargeld nur mit harter Mühe
verdient, war er tief beeindruckt von einem so hohen Betrag, wie
das 300 Mark in seinen Augen waren. Liber wenn er nun in die
großen, glänzenden und so beredten Augen seines alten Pferdes
blickte, dann verblaßte der Glanz der Geldsumme, und er kam sich
wie ein Verräter vor. Tr schlich nach langem Verweilen aus dem
Stall mit dem ingrimmig gegen den „Versucher" Strunk gerichteten
Entschluß lieber das Reukaufgeld schwimmen zu lassen und vom
Verkauf zurückzutreten. Da er sich nun vor den spöttischen Blicken
des Städters Strunk fürchtete, machte er die Sache schriftlich, fügte
das Reukaufgeld in Form eines Zwanzigmarkscheines bei und schickte
die Magd mit dem Brief zu Strunk. Er wartete damit aber bis
zur letzten Viertelstunde vor Ablauf der Rücktrittfrist.
Die beide» Mägde begegneten einander auf der Dorfstraße und
grüßten sich ahnungslos.
Fast zur gleichen Minute öffneten ihre beiden Lerren.die beiden
Briefe.
Beide sahen den Partner vom Vertrag zurücktreten und empfingen
beide ein Neukaufgeld. So war es ausgemacht. Alles in Ordnung.
“2lbcr wie sie die. Sache bei Licht betrachteten, hatte keiner, trotz
dieser willkommenen Einnahme, einen Pfennig mehr, als er vorher
gehabt hatte.
Lugt hinter manchen Dingen im Leben, so völlig logisch und
geradezu mathematisch klar sie oftmals sind, nicht doch so etwas
vor wie die freche Spitze von einem Teufelsohr? Dem laudwirt-
werdenwollenden Städter Strunk und dem alten Bauer Mecke
wollte cs wenigstens so erscheinen.
Kleine Ckronik
Churchill hat im vorigen Jahre Italien als den „weichen Unter-
leib" Europas bezeichnet. Nun hat der Londoner „Daily Worker"
geschrieben, dieser Unterleib erweise sich jetzt als so hart, daß die
anglo-amerikanischen Politiker sich an ihm ihre falschen Zähne aus-
brächen.
Man konnte sich denken, daß es falsche Zähne sein mußten; sie
zeigten sie immer so stolz.
Nachträglich kommt allerlei heraus. So von Badoglio, daß er sich
im Abessinien-Feldzuge ein Vermögen von mehreren hundert Millionen
Lire zusammengeraubt hat. Nach der Einnahme von Addis Abeba ließ
er zwei Eisenbahnzüge mit kostbaren Teppichen, Gold-, Silber- und
Kunstgegenständen beladen, die dann hier und dort verkauft wurden.
Vier Vasen, die eine besondere Sehenswürdigkeit im Palaste des
Negus gewesen waren, hat er für 28 Millionen Lire an einen indischen
Maharadscha verkauft.
Bares Geld war ihm lieber. Er wollte nichts Kostbares behalten,
deshalb verkaufte er auch schließlich seine Ehre.
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„Was diese Inder nur haben, Hunger ist doch
etwas Schönes 1"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Was diese Inder nur haben, Hunger ist doch etwas Schönes!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5128, S. 232
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg