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Der Herzog kommt!

In dem ärmlich ausgestatteten, aber sauber gehaltenen
Zimmer eines kleinen, einstöckigen Häuschens saß eine schon
bejahrte Frau, einen offenen Brief zwischen den gefalteten
Händen haltend und mit gen Himmel gerichteten Augen, die
von Thränen noch naß waren. „Ja! du guter Gott im Him-
mel bist nun die einzige Zuflucht einer armen Wittwe und
bekümmerten Mutter! hilf Du, sonst verzagt mein Herz und
die Hoffnung meines Lebens sinkt in's Grab und ich mit ihr!"
Das waren die Worte, die sich ihrer gepreßten Brust entran-
gen. Und sie hatte triftigen Grund zur Bekümmerniß. Sie
war eine arme Wittwe. Das kärgliche Witthum, das sie als
hinterlaffene Frau eines Beamten untergeordneten Ranges zu
genießen hatte, reichte kaum aus, ihr Leben zu ftisten, und

doch hatte sie den einzigen Sohn, der bei des Vaters Tobe !
gerade die Schule verlassen wollte, auf Gott, den Beschützer ,
der Armen und Verlassenen vertrauend, nach Halle ziehen
lassen, um sich dort zu einem geistlichen Amte vorzubereiten. !
Das kleine Häuschen, das sie bewohnte, hatte sie mit Schulden !
belastet, um ihren Ferdinand in Halle unterstützen zu können. J
Zwei Jahre war er bereits dort und hatte die rühmlichsten
Zeugnisse des Fleißes und sittlichen Bettagens aufzuwcisen.
Freilich hatte das von der Mutter ihm übersandte Geld lange i
nicht zugereicht, seine Bedürfnisse und Ausgaben zu bestreiten: I
aber er hatte gleich nach seiner Ankunft in Halle Gelegenheit ;
gefunden, den Kindern eines Professors Unterricht zu crthcilcn \
und dafür Wohnung, Heizung und fteicn Tisch zu erhalten. '
So war es ihm möglich gewesen, sich bisher durchzureißen.
Aber die Knaben, die er unterrichtet, waren nun dem Gym-
nasium übergeben; er hatte in Folge dessen das Haus des
Professors verlassen müssen und keine anderen Schüler zum i
Unterricht bekommen. Jetzt bedurfte er der größern Unter- !
stützung der Mutter und das war gerade der Grund ihrer j
Bekümmerniß und ihrer Roth. Nicht, daß sie nicht gern und
willig gegeben hätte, was sie besaß; aber sie besaß eben nichts !
mehr. Ihr Häuschen war so stark mit Schulden belastet, daß
Niemand, so Viele sie auch darum angegangen, noch mehr
darauf darlcihen wollte. Da hielt sie nun schon den dritten ■
drängenden Brief ihres armen Sohnes in der Hand; er schrieb ,
darin, er werde, wenn ihm die Mutter nicht bald Geld schicken :
könne, Halle verlassen müssen, denn er könne nicht ferner be- j
stehen. Er habe nun schon seit Wochen nichts Warmes ge-
nossen, sondern sich auf dem gcmietheten Dachkämmerchen mit !
eitlem Brodc gesättigt.

>

Eben kam Sophie, ihre Tochter, die auf dem Kloster ;
St. Ludgeri als Wirthschafterin diente, zu ihr in's Zimmer, |
„Nur auf einen Augenblick sprcch' ich bei Dir vor, liebe Mut- j
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Herzog kommt!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Fenster <Motiv>
Witwe <Motiv>
Brief <Motiv>
Kummer <Motiv>
Blick <Motiv>
Karikatur
Mansarde
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 22.1855, Nr. 520, S. 121
 
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