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Meine erste Karte.

(Schluß.)

Nach einigen Tänzen setzte sich Marie wieder zu uns.
„Tanzen Sic nicht auch?" fragte mich nach einer Weile
der Müller.

Nein.""

„ „»an».

„Ei, und warum denn nicht?"

„„Weil ich es nicht kann.""

- „Was! nicht tanzen können?" rief hinter mir eine Stimme,
cs war die des Provisors, „nicht tanzen können? Kommen
Sie, Marie!" und fort ging's wieder in den Tanzsaal, wo
eben ein lustiger Walzer ertönte. Noch aus dem Lanze heraus
hörte ich Gelächter und den Ausruf: „Er kann nicht tanzen!"
Das Blut stieg mir zu Kopfe, und eben wollte ich aufstehcn
! und den Spötter aufsuchen, als Müllers Franz resignirt sich
! an mich wandte: „Ich kann auch nicht tanzen, cs thut aber

Und doch gestaltete sich die Sache für mich so übel nicht.
Für's erste hatte ich nun Müllers Franz ganz aus meiner
Seite; der Spott über daS Nichttanzenkönnen hatte ihn gleiche
falls beleidigt. Wir wurden bald auch so vertraut mit einander, |
daß wir Brüderschaft tranken. Sodann war Mariens Tänzer,
berauscht von heute geerntetem Ruhme, von Liebe und Bier,
bald nicht mehr Herr über seine Füße, und die Reihe des
Nichttanzenkönncns kam nun auch an ihn. Er setzte sich mit
Marie zu uns, klagte über Müdigkeit, legte die Arme aus den
Tisch, den Kopf auf die Arme, und bald kündigte lautes
Schnarchen an, welchem Gotte er ein Opfer brachte. „Sie
tanzen also wirklich nicht?" fragte mich Marie, und als ich !
verneinte, lächelte sic und meinte, „das sei Schade." Dieses
„Schade" tröstete mich über allen vorher gehabten Acrger. Wir
fassen noch eine Stunde in traulichem Gespräche beisammen, j

nichts." Der Gedanke einen Leidensbruder gefunden zu haben,
besänftigte mich. Ich hatte eigentlich auch keinen Grund, dem
Provisor böse zu sein. Bei einigem Scharfsinn mußte er schon
den Nebenbuhler in mir entdeckt haben; was Wunder, wenn
er sich nun über dessen schwache Seite lustig machte? Ja, nicht
tanzen zu können, war meine schwache Seite. In meinen Hef-
ten stand die Quadratur des Kreises aus 140 Decimalstcllen
berechnet, ich kannte die Kurven von einfacher und doppelter
Krümmung, wußte Bescheid über Wende- und Rückkehrpunkte:
aber die magischen Kreise des Walzers waren weder in meinen
Büchern verzeichnet, noch meinen Füßen geläufig. Ich glaube, '
ich hätte an jenem Abende alle meine in 0 langen Jahren !
sauer erworbenen Kenntnisse dahingegeben, um nur eine Viertel-
stunde mit Marien walzen zu können.

4
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Meine erste Karte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Flussufer
Liebespaar <Motiv>
Wald <Motiv>
Karikatur
Umarmung <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 29.1858, Nr. 682, S. 25
 
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