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oder grau werden müßten; aber Herr von Rosenduft war nicht
der Mann, um gewaltsame Entschlüsse muthig auszuführen.
Er lag bebend unter dem schrecklichen Einfluß des Majors wie
das Kaninchen im Banne der giftigen Zauberaugeu der Klap-
perschlange. Statt nach den Pomotu - Inseln einzupackcn, ent-
kleidete er sich seufzend und streckte sich mit der Last seines
sorgenschweren Herzens aus sein Lager nieder. Das war unter
den vielen unruhigen Nächten seiner Bräutigamszeit eine der
schlimmsten für den geängstigten Rosenduft! und als sich end-
lich der Morgen durch die Vorhänge in das Schlafzimmer des
jungen Herrn stahl, saß dieser noch lange unschlüssig, das ge-
bogene Knie zwischen den gefalteten Händen, auf dem Bette,
starrte in das Halbdunkel hinein, daß seine Augst mit unzähligen
unangenehmen Bildern bevölkerte, und wagte nicht in den ver-
hängnißvollen Tag hineinzuspringen. „Wie wird das werden?"
seufzte er, als er endlich sein Lager verließ. „Auf der einen
Seite der Major, auf der ander» Cäcilie!" er schüttelte trostlos den
Kopf und wagte nicht, all diesen Dingen weiter nachzudenken.

Pünktlich mußte man sein, wenn man mit dem allen
Herrn zu verkehren hatte, das wußte Jedermann weit und breit,
und Punkt neun Uhr hielt daher auch der Wagen des Herrn Hugo
vor dem Machauer Herrenhaus, und wie ein armer Sünder
zum Hochgericht hinauf, stieg der sorgenvolle Bräutigam. Oben
fand er Alles wider Erwarten. Was war hier vorgcgangen?
Cäcilie kam ihm entgegen, sie war freundlich, gefällig und
liebevoll und blieb es den ganzen Tag über, bis der junge
Herr, dessen zurückgescheuchte Liebe von neuem aufloderte, ganz
entzückt nach Hause fuhr. Er wurde dringend eingeladen, mor-
gen doch ja wieder zu kommen. Hugo freute sich des Um-
schwungs der Dinge, ohne sich lange den Kopf zu zerbrechen,
wie derselbe herbeigeführt sei, er begnügte sich, Abends beim
Schlafengehen zu sagen: „ Der Major ist ein toller
Kerl! er setzt wahrhaftig Alles durch! Lch glaube,
derbrächte die Sonne zum Stehen, wenn er wollte!"

Cäcilie blieb liebenswürdig, ja.sie schien eine
wirkliche Zuneigung zu ihrem Bräutigam zu fühlen.

Hugo war nun beständig in Machau und die Schnei-
der in der Residenz hatten alle Hände voll zu thun,
dem Beglückten neue Westen, Röcke, Surtouts u. s.
w. zu schaffen. — „Nicht wahr, Hugo, Sie kommen
morgen?" fragte Cäcilie schmeichelnd am dritten
Tage ihrer erwachten Zärtlichkeit. „Der Vater ist
auf die Jagd nach Graublingcn eingeladen und mir
wird der Tag unendlich lang werden!" — „Ich
komme, ich komme!" jauchzte der glückselige Hugo.

Schon früh am Morgen fuhr sein Wagen in den
Hof ein. Cäcilie begrüßte den Bräutigam auf das
freundlichste. „Wissen Sie, Hugo," sagte sie, „Sie
könnten mir eine große Freude bereiten, wenn Sic
mich heut Nachmitrag auf Ihr Gut fahren wollten.

Ich möchte doch," fügte sic crröthcnd hinzu, „meinen

künftigen Wohnort einmal sehen."

„Wahrhaftig,

Cäcilchen? Sie wollten? Ach, mein Gott ... aber.,
da muß ich .. da muß ich ja noch Alles... cs

! sieht zu wilde aus!" stammelte Hugo.— „Ach was thut das?"
war die Antwort, „aber gut, fahren Sie hinüber, ich habe
ohnehin noch mancherlei zu besorgen und kommen Sie dann heut
Nachmittag. Sic fahren mich hinüber, wir nehmen dort
den Kaffee ein. Was meinen Sie? Ich sehe dann einmal Ihr
Liebelsingen!"

Hugo bestieg freudetrunken sein Fuhrwerk, jetzt war ihm
Cäciliens Liebe gewiß. Unten im Hofe stand Nancttc, der
Braut Kammermädchen, gerüstet wie zu einem weiten Weg.
„Nun wohin, Nanette?" rief Hugo. — „In die Stadt, gnä-
diger Herr! dort habe ich etwas für mein Fräulein zu besor-
gen!" war die Antwort. „Ei, so fahren Sic bis Liebelfingen
mit mir!" rief Hugo. „Soll ich sie mitnehmen, meine süße
Cäcilie?" Diese bat darum, und Nanette stieg ein. Hugo un-
terhielt das Mädchen während des ganzen Weges mit begei-
sterten Rhapsodieen überfeine himmlische Cäcilie; Nanette kam
darüber gar nicht aus dem Lachen heraus. In Liebelfingen
dankte das Mädchen und eilte weiter der Stadt zu. — Nach-
mittags hielt Hugo mit dem Wagen vor dem Herrenhaus in
Machau, und Cäcilie stieg ein. Als die Straße sie durch den
dichten Wald führte, links zog sich der Forst hinab' den Ufern
des Flusses zu, kam ihnen ein Mann in großer Hast entgegen.
„Ach Fräulein Cäcilie!" rief er, als der Wagen vorüber rollte.
Cäcilie legte ihre Hand auf Hugos Arm und sagte: „Hugo
halten Sie! den Mann kenne ich, es ist der Müller unten
aus der Mühle. Er hat die Luise geheirathet, die lange bei
uns war, ich habe sic recht lieb gehabt, und sie haben mich
bei ihrem Kinde zu Pathen gebeten. Ich muß doch hören,
was er will."

Der Müller war unterdessen herangekommen. — „Ach,
gnädiges Fräulein!" sagte er athemlos, „nehmen Sie
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Warum der Herr Hugo von Rosenduft sein schönes Gut verkaufen wollte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Nachricht
Wald <Motiv>
Kutsche <Motiv>
Karikatur
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 29.1858, Nr. 693, S. 114
 
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