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1)(. Bestellungen ircrtcn in allen Buch- und Kunst-
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tTro Erscheinen wöckcnllich ein Mal. SubseeivIionS- vtiv

1== H 04» preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. V

oder 2Rtl,lr. ö Sgr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder 4 Lgr.

Warum der Kopist Huldreich nicht heirathete.

Wenn man i» dem kleinen sächsischen Städchen P. einen
Lag verlebte, fiel Einem gewiß ein niedliches, dürres Männ-
chen aus, dessen ganzes Wesen vvn der hohen Bedeutung zeugte,
welche es sich selbst beilegte. Aus die Frage, wer der Mann
sei, folgte stets die Antwort: „der Kopist", und diese Antwort
war ganz richtig, denn bei dem einzigen Advokaten im Städt-
chen, der zugleich Gcrichtsdirektor war, war er der einzige
Kopist. Und er spielte mit seinem grauen Köpfchen und grauen
Aeuglein eine gar nicht unbedeutende Rolle in der Stadt, denn
er war ja ein Beamter und deßhalb, obwohl er monatlich kaum
zwanzig Thaler zu verwenden hatte, mehr als die reichen
Seifensieder und Metzger, welche in den großen Häusern am

Markte wohnten. Hatte der Kopist aber eine gute Stunde, wie sic j
manchmal kamen, wenn er ein Gläschen mehr getrunken als
nöthig, dann erzählte er, und die Anwesenden hörten ihm an-
dächtig zu, fast andächtiger, als dem Herrn Pfarrer, wenn
er Sonntags- predigte.

So geschah es auch eines Abends, als cs recht kalt war, und
die Gäste, sich um den runden Tisch zusammengerückt hatten,
der im RathSkellcr dicht neben dem Ösen stand,-daß das Ge-
spräch aus daS Hcirathen kam, wobei mancher einen tiefen
-Seufzer aussticß, weil er an seine sechs oder sieben ledigen
Töchter dachte, die daheim saßen und der Erlösung aus dem
Zungfraucnstandc harrten. Der Kopist hatte ruhig zugchört,
und kein Wörtlein gesagt, was sonst nicht seine Art war. Da
fragte ihn endlich einer der Gäste, warum denn er nicht gchcirathct
habe. Anfangs schien er keine Antwort geben zu wollen,

dann aber ließ er sich ein Glas Punsch bringen, that einen
herzhaften Zug und erzählte folgende Geschichte.

Ich bin jetzt ein alter Mann, aber ich habe noch eben- ,
soviel Kraft, wie mancher junge Lasse, der seine Jugend vcr-
wüthct hat, ich könnte noch jeden Augenblick heirathcn, icb
habe mein gutes Auskommen und bin, wie man zu sagen
pflegt, ein Mann wie er sein soll, aber ich will nicht, denn
die Weiber sind alle falsch, und man lebt besser allein. Doch
ich habe auch eine Zeit gehabt, wo ich anders dachte. Es war
vor nunmehr zwanzig Jahren, oder noch etwas länger, in dem
Jahre, in welchem ich hierher kam; vorher war ich in der
Residenz; ich wußte, daß ich hier in der kleinen Stadt eine
Frau ernähren könne und dachte daran, mich zu verehelichen,
wußte aber, da ich keine Mädchcnbckanntschaften hatte, nicht
an wen. Da wohnte mir gegenüber ein Mädchen, die Tochter
eines Maurers, sic hatte blaue Augen und hellblondes Haar


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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Warum der Kopist Huldreich nicht heirathete"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Nachricht
Schrecken <Motiv>
Verlöbnis
Briefträger
Beobachtung
Karikatur
Kopist <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 29.1858, Nr. 704, S. 201
 
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