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Andere Zeit, andere Leut'
Schneidermeister: „Ah Herr Bemsler, das freut
mich, daß ich Sie auch da heroben in Hesselohe trefs'. Aber
die Masse Leut, nit wahr? Man kann kaum sein Maßl im
Sitzen trinken. Sie haben gewiß keinen Platz gefunden.
Wollen Sie sich nit aus meinen Stuhl da setzen?"
Be m sler: „Bitte, Bitte, Herr Schneidermeister, Sie sind
zu gütig. Aber wo setzen dann Sie sich hin?
Schneidermeister: „Machen Sie sich keinen Kummer.
Ich setze mich gleich ins Gras da 'rein. Da ist's schön kühl."
Frau Schneidermeisterin (zu ihrem Mann): „Aber
Mann, warum bist Du denn gegen den Herrn gar so höflich?"
Schneidermeister: „Weißt Du, das ist a neue Kund-
schaft von uns. Verstehst mich jetzt?"
Festgedicht,
verfaßt nnd gesprochen von Athanasius Stiefel, Wortführer einer
Deputation von Arbeitern aus der Andreas Balzer'schen Tuch-
fabrik in Armenthal, bei Gelegenheit der Rückkehr ihres Chefs von
der Ausstellung in London, bei der ihm eine silberne Medaille zuer-
kannt wurde.
Kaum haben wir die frohe Kund' vernommen,
Daß Eu'r Hochwohlgcbor'n in die Fabrik
Nach Armenthal bereits zurückgekommen,
Als ivir beschlossen in dem Augenblick,
Wie's üblich ist in derlei Dingen,
Ten Glückwunsch Ihnen darznbringen
Zn dem bei der Exposition
Tavongetrag'nen hohen Lohn.
Ein Jahr darauf.
Bemsler: „Das ist gut, daß ich Sie hier heroben
treffe, Herr Schneidermeister. Es ist heut schon so voll,
daß man kein einziges Sitzplätzchen bekommen kann."
Schneidermeister (kurz): „So? da schauens her!"
Bemsler: „Sogar den Krug muß man immer in der
Hand behalten, daß man den Krampf bekommen könnte.
Dürft' ich vielleicht ihn auf ihren Banzen da Herstellen, weil
doch noch Platz da wäre?"
Schneidermeister: „Müßt' schon bitten; da muß
mein Peperl drauf spielen können. Da müfscns schon wo
anders hingehen."
Frau Schneidermeisterin: „Aber Mann, warum
warst denn heut gar so grob gegen den Herrn?"
Schneidermeister: „Weißt du, der hat ja d' Kund-
schaft bei uns aufgeben. Verstehst mich jetzt?"
Wir haben zwar in Zweifel nie gczogeit
Den sicheren Erfolg — nur dann und wann,
Wenn Eins zum Andern wurde lvohl erwogen,
Was man die ganze Streck' per Eisenbahn
Für drei so große, schwere Ballen
An Fracht wird haben zu bezahlen,
Da haben doch wir nachstudiert,
Ob sich das Ding rentiren ivird.
Denn nebst der Fracht, die übrigens ermäßigt
Bon mancher Eisenbahngesellschaft war,
Darf nicht das G'ringste werden vernachläßigt
Beim Arrangir'n der ansgestellten Waar'.
Ta braucht man Lent', die Alles machen,
Und And're noch zum Uebcrwachen —
So müssen, 's ist leicht einzuseh'n,
Fünf, sechs Person' nach London geh'n.
Andere Zeit, andere Leut'
Schneidermeister: „Ah Herr Bemsler, das freut
mich, daß ich Sie auch da heroben in Hesselohe trefs'. Aber
die Masse Leut, nit wahr? Man kann kaum sein Maßl im
Sitzen trinken. Sie haben gewiß keinen Platz gefunden.
Wollen Sie sich nit aus meinen Stuhl da setzen?"
Be m sler: „Bitte, Bitte, Herr Schneidermeister, Sie sind
zu gütig. Aber wo setzen dann Sie sich hin?
Schneidermeister: „Machen Sie sich keinen Kummer.
Ich setze mich gleich ins Gras da 'rein. Da ist's schön kühl."
Frau Schneidermeisterin (zu ihrem Mann): „Aber
Mann, warum bist Du denn gegen den Herrn gar so höflich?"
Schneidermeister: „Weißt Du, das ist a neue Kund-
schaft von uns. Verstehst mich jetzt?"
Festgedicht,
verfaßt nnd gesprochen von Athanasius Stiefel, Wortführer einer
Deputation von Arbeitern aus der Andreas Balzer'schen Tuch-
fabrik in Armenthal, bei Gelegenheit der Rückkehr ihres Chefs von
der Ausstellung in London, bei der ihm eine silberne Medaille zuer-
kannt wurde.
Kaum haben wir die frohe Kund' vernommen,
Daß Eu'r Hochwohlgcbor'n in die Fabrik
Nach Armenthal bereits zurückgekommen,
Als ivir beschlossen in dem Augenblick,
Wie's üblich ist in derlei Dingen,
Ten Glückwunsch Ihnen darznbringen
Zn dem bei der Exposition
Tavongetrag'nen hohen Lohn.
Ein Jahr darauf.
Bemsler: „Das ist gut, daß ich Sie hier heroben
treffe, Herr Schneidermeister. Es ist heut schon so voll,
daß man kein einziges Sitzplätzchen bekommen kann."
Schneidermeister (kurz): „So? da schauens her!"
Bemsler: „Sogar den Krug muß man immer in der
Hand behalten, daß man den Krampf bekommen könnte.
Dürft' ich vielleicht ihn auf ihren Banzen da Herstellen, weil
doch noch Platz da wäre?"
Schneidermeister: „Müßt' schon bitten; da muß
mein Peperl drauf spielen können. Da müfscns schon wo
anders hingehen."
Frau Schneidermeisterin: „Aber Mann, warum
warst denn heut gar so grob gegen den Herrn?"
Schneidermeister: „Weißt du, der hat ja d' Kund-
schaft bei uns aufgeben. Verstehst mich jetzt?"
Wir haben zwar in Zweifel nie gczogeit
Den sicheren Erfolg — nur dann und wann,
Wenn Eins zum Andern wurde lvohl erwogen,
Was man die ganze Streck' per Eisenbahn
Für drei so große, schwere Ballen
An Fracht wird haben zu bezahlen,
Da haben doch wir nachstudiert,
Ob sich das Ding rentiren ivird.
Denn nebst der Fracht, die übrigens ermäßigt
Bon mancher Eisenbahngesellschaft war,
Darf nicht das G'ringste werden vernachläßigt
Beim Arrangir'n der ansgestellten Waar'.
Ta braucht man Lent', die Alles machen,
Und And're noch zum Uebcrwachen —
So müssen, 's ist leicht einzuseh'n,
Fünf, sechs Person' nach London geh'n.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Andere Zeit, andere Leut'"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 37.1862, Nr. 896, S. 78
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg