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Aus dem Leben ei

Gewiß Hab' ich unter den Lesern der fliegenden Blätter
einige Leidensgenossen, die gleich mir mit einem Gebrechen
belastet sind, das zwar ans den ersten Blick nicht gerade auf- !
fällt, aber doch bei tausend Gelegenheiten seine kleinen und
großen Tücken fühlbar macht und Verlegenheiten über Ver-
legenheiten bereitet. Ich meine die Kurzsichtigkeit. Nun
diesen meinen lieben Leidensgenossen zum Tröste und vielleicht J
den übrigen Lesern zum Vergnügen und zur Unterhaltung
will ich ein Paar kleiner Geschichten erzählen, deren Held
ich selbst bin, ich, der Kurzsichtigste im ganzen Fürstenthum
Schwarzburg-Rudolstadt, und das will doch, glaub' ich, viel
sagen. Denn je kleiner der Staat oder das Staatcheu, dem
man angehört, um so kleiner und enger der Gesichtskreis der !
Menschen darin. Man wird so mit der Zeit aus Gewohn-
heit kurzsichtig; diese Gewohnheit wird zuletzt wie alle Ge-
wohnheiten zum süßen Bedürfniß; ja! es giebt Leute in
solchen kleinen Raubstaaten, namentlich unter den Beamten,
die aus purem, blanken.Patriotismus, aus einer Art Pflicht-
gefühl sich förmlich der Kurzsichtigkeit befleißigen und sich
etwas darauf einbilden. Was mich nun betrifft, so will ich
gleich bevorworten, daß ich nicht wie Viele meiner Landsleute
aus falschem Patriotismus, oder aus süßer Angewöhnung
und aus Bedürfniß halb blind war, sondern von Natur.
Ich bin leider so auf die Welt gekommen und soll schon als
Kind von fünf Jahren den zufällig auf bcn' Fußboden ge-
stellten Punschnapf meiner seligen Eltern für einen Nachttopf
angesehen haben. Ich habe diese unglückselige Geschichte
tausend Mal hören müssen. So oft ich in Folge meiner
schwachen Augen einen Mißgriff gethan, sagte mein Vater
zu mir: „Karl! du hast die Punschbowle wieder für einen
Nachttopf angesehen."

Kurzsichtigen.

Ist nun die Kurzsichtigkeit schon an sich ein Nebel, so
sie's noch im vergrößerten Maßstabe durch die fatalen
Folgen und Wirkungen, die sich damit verbinden. Ich wurde
mit der Zeit linkisch, tölpelhaft, machte mir selbst und anderen
tausend Verlegenheiten; dadurch ward ich wiederum mißtrauisch
gegen mich selbst, einsiedlerisch, menschenscheu, mißlaunig.
Das heitere Gelächter Anderer, dessen Ursach ich nicht kannte
und das ich auf mich bezog, brachte mich gleich um alle gute !
Laune. Im klebrigen war ich, glaub' ich,, ein harmloser und j

■*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Aus dem Leben eines Kurzsichtigen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Verwechslung <Motiv>
Junge <Motiv>
Nachttopf
Bowle <Gefäß>
Karikatur
Kurzsichtigkeit
Satirische Zeitschrift
Monokel

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 39.1863, Nr. 942, S. 25
 
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