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8».

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den Band von 24 Nummern 3 st. 36 kr. R.-W._

ob. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. R.-W. od. 3 ggr

I¥. Band.

Der Wucher er.

(Fortsetzung.)

Die Tochter der Wittwe schaute ihm lange durch die nieder«
Fenster nach, doch plötzlich von einem rettenden Gedanken er-
griffen, schlich sie sich, während ihre Mutter mit der Pünktlich-
keit des Alters das Geld nachzählte, leise aus der Stube, eilte
in ihre Kammer, nahm dort aus einer Chatoulle ein zusammen-
gelegtes Papier heraus, und lief nun, so schnell sie konnte,
Ehrlich nach, der bereits auf die Weite von hundert Schritten
das Dörfchen im Rücken hatte. Bald war sie so nahe hinter
ihm, daß Ehrlich, der eilende Tritte hinter sich hörte, umblickte,
und als er nun das holde Mädchen gewahr wurde, zeigte

er ihr eine honigsüße Miene, und fragte mit einschmeichelnden
Worten, was dem Fräulein zu Diensten stehe.

Schüchtern, und ohne ihr Auge, das in reinem, ungeschwäch-
tem Glanze strahlte, zu dem gleißnerischen Wucherer zu erheben,
gab sie ihin das zusammengefaltete Papier, das sie aus ihrer
Kammer geholt, in die Hand, und sagte mit schmerzlicher Auf-
richtigkeit: „Lieber Herr Ehrlich, sehen Sie, ich erwog, daß die
zwanzig Gulden, welche die Mutter im Drange der Roth an-
nahm, uns wirklich nichts nützen; denn wir werden wieder in
einigen Wochen so hülflos dasteheu wie zuvor. Das, was ich
durch Handarbeit verdiene, ist allzuwenig, um unfern Lebens-
unterhalt zu sichern, und die ohnedies so sehr geschwächte Mutter
verschmachten zu sehen, das vermag ich nicht. Ich beschloß
dahier dieses Papier —*

„Welches Ihnen nach dem Tode der Mutter aus den Fonds
der Lebensversicherung tausend Gulden zusichert" — unterbrach
sie Ehrlich, der, während sie sprach, die Urkunde entfaltet und
gelesen hatte —

„Zu versetzen," ergänzte die Jungfrau.

Ehrlich schüttelte bedenklich den Kopf und sagte: „Ei, mein
Fräulein, das führt uns leider zu keinem ergiebigen Resultate;
denn derartige Papiere nimmt man nur selten und höchst un-
gern in Versatz, weil man seine liebe Roth damit hat. Erstens
muß jedes Jahr pünktlich zur festgesetzten Frist Zahlung geleistet
werden, was denn doch nach Jahren eine hübsche Summe macht;
auch ist nicht vorauszusehen, daß Ihre Frau Mama bei ihren
geringen Jahreseinkünften je wieder im Stande sein wird, dieses
Papier einzulösen. Es bleibt dann fortwährend in den Händen
Desjenigen, der Geld darauf gegeben. Dieses Geld verzinst
sich nicht, und alljährlich müffen noch einige Louisdors darauf
bezahlt werden, damit die Prämie nicht verfalle. Stirbt dann
auch ein Mal die Mama, — wie alt ist sie?" unterbrach sich
Ehrlich.

1*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Wucherer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Brief <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 4.1846, Nr. 83, S. 81
 
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