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Geschichten aus der Heimath.

(Fortsetzung.)

II. Der versinkende Thurm.

Än der Westseite des Dorfes, wo die Ebene ausläuft, stand
ein zerfallenes Gebäude, ein niedriger, zweistöckiger Thurm,
kaum sechs Klafter im Gevierte enthaltend, ohne irgend einen
Anbau oder Spuren hievon. Ein versumpfter Weiher umgab
ihn von drei Seiten schier bis an das Mauerwerk, und ließ
kaum so viel Raum, um das Gebäude umgehen zu können.
Der Weiher war überwachsen mit hohem, dichten Röhricht, und
an seinem Rande hin stunden acht mächtige Weidenbäume, mit
bemoosten Häuptern. — Nicht selten, daß die Dorfjungen hieher
ihre Wanderungen machten, und sich daran ergötzten, mit Stein-
würfen die Spatzen aufzustöbern, die sich in den Mauerritzen
und Löchern zu Hunderten aufhielten. Noch hatte es aber
Keiner gewagt, in das Innere des Thurmes zu dringen, denn
die Leute redeten gar Sonderbares davon.

Wohl vor mehr als zweihundert Jahren, noch vor dem
Schwedenkriege soll hier das Herrenhaus gestanden sein. Es
ging die Sage, daß es, wie es war, versunken sei in dem
nachgebenden Moorgrunde, also daß nur noch der Thurm

darüber heraus rage. Dieser hatte in der Thal nirgends
einen Eingang oder eine Thüre, und wer es versuchen wollte,
wie es drinnen ausschaue, mußte es durch die schmalen
Bogenfenster wagen, die etwa zwei Klafter über dem Erd-
boden sich befanden. Mit dem Versinken sei es aber, wie die
Leute sagten, noch heutiges Tages nicht zu Ende, und wer
das Alter erlange, könne es erleben, daß nur noch die rostige
Wetterfahne aus dem Moore Herausluge. Es dünkte uns
auch schier, so oft wir hinaus kamen, als ob der Thurm
wieder um ein Paar Zoll tiefer stecke im Erdboden. Doch
wollte es nie so weit kommen, daß wir durch die Fenster
hineinschauen konnten in seinen geheimnißvollen Raum, so
sehr wir uns auch streckten.

Dieses Geheimniß war es insbesondere, was mich reizte
und lockte, und zwar um so mehr, als die hierauf bezüg-
lichen Fragen von den Aelteren in gleich geheimnißvoller
Weise beantwortet wurden. Ich weiß noch heutiges Tages
nicht, ob das geschah, um sich über den Respekt lustig zu
machen, den wir vor dem räthselhaften Baue hatten, oder
— weil sich die abergläubischen Alten eben so wenig hinein
gewagt hatten, als die furchtsamen Jungen.

Einige Jahre später, da ich waghalsiger geworden und
mir allbereits die Aufklärung des Convicts in den Kops
gestiegen war, brachte ich die Osterfeiertage daheim zu. .Es
war zur Zeit, als die Moosgrillen und Kibitzen brüteten,
und ich kam gegen die Mittagszeit aus dem Moore zurück,
mit einer reichen Beute von Kibitzeneiern, am Thurme
vorüber. Die Sonne stand hoch, und so viel hatte ich
los, daß dies just die Stunde nicht sei, wo die Geister
rumorten. Lange stund ich davor. Mir gefielen die schönen
spitzbogigen Fenster mit den feingemeißelten Säulchen in
der Mitte, das hohe Giebeldach, auf dessen Ziegeln das
Moos üppig wuchs und bereits gelbes Mauerkraut blühte;

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Geschichten aus der Heimath"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Turm <Motiv>
Nacht <Motiv>
Karikatur
Landschaft <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 4.1846, Nr. 91, S. 145
 
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