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ro.

LSLS.

Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions- r,,

preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr.

od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2V, Sgr.

Das Geld liegt am Wege.

1. Aus der Kinderzeit.

Die gegenwärtige Geschichte ist einfach, aber dennoch,
! wie mir scheint, der Aufzeichnung werth. Sie spielt in einer
Periode, die — zum Leidwesen manches alten biederen Mütter-
chens — in den letzten Jahren ihren Abschluß fand: — der
Blüthczeit des Lotto, jener Anstalt, der ihre zahlreichen Ver-
ehrerinnen bei ihrem seligen Abscheidcn seinerzeit in diesen
Plättern ein so schwärmerisches Valet sangen. „Do mortnis
flil nisi deno!" — Darum wollen wir diese Begebenheit hier
erzählen, um dem verewigten Institute auch bei seinen Gegnern
ein freundliches Andenken zu bereiten; denn auf ihm beruht
Zunächst die wunderbare Fügung, die Leid in Freude verkehrte
und zwei unglückliche Herzen glücklich machte.

Der Schauplatz unserer Erzählung ist jener Theil des
bayerischen Voigtlands, der sich von der obern Saale zur
! Selbitz hinzieht.

Stundenlang rollt sich hier dem Auge immer dastelbe
Landschaftsbild auf: — sanftgeschwungene, fruchtbedeckte Hügel,
manchmal zu mäßigen, doch wcitgedehnten Bergen ansteigend
und auch sämmtlich so benannt, laubreiche Dörfer und Einzel-
höfe, schwarzgrüne Waldstreifen, Wiesen und Weiher und da-
hinter die blauen Wellen des Fichtelgebirges, welche die Aus-
sicht nach Süden malerisch und erhaben abschließen. Ein
ernster, elegischer Hauch ruht über der Gegend, den selbst das
goldene Licht des Abends, das über die Hügel streift, die
Teiche in den Niederungen zu Becken flüssigen Silbers um-
gewandelt und die Laubwipfel der Gehöfte entzündet, nur in
ein „Lächeln der Wehmuth" zu verwandeln vermag.

Am thaufunkelnden, dampfenden Morgen allein strahlt
auch hier die Natur in lichter Freudigkeit und Lebensfrische.

Im Spätherbst sinken die Nebel über die kahlen Fluren
und in das Rauschen der Fichtenwälder ertönt der schwcr-

müthige Jodelklang des Hütbuben, das Gebimmel der Hcerden-
glocken — wie die verhallende Stimme der entschlummernden
Allmuttcr. Es ist eine Zeit voll mächtig ergreifender Ein-
samkeit und Poesie.

Ein solch umdüsterter Tag neigt sich eben seinem Ende
zu. Ein kalter Nebelhauch steigt aus den Weihern und
feuchten Wiesgründen auf, das eintönige Flüstern des sich
leiseregenden Nadelholzes zieht melancholisch um die ihres
Aehrenschmuckes längst beraubten Hügel, zuweilen von dem
Schrei einer vorübcrstreichenden Krähe, von den Glocken des
weidenden Viehes oder dem Gesänge eines hütenden Kindes
unterbrochen, dann und wann auch von dem Taktschlage der
Drescher, der dumpf herüberhallt.

Hier. und dort fährt noch ein Bauer mit dem Pfluge
über das Feld oder ein mit den letzten Früchten — Kar-
toffeln und Rüben — beladener Wagen schwankt im Hohl-
wege dem kleinen Dorfe zu, dessen im Sommer so lustiggrüne
Laubbäume nun entblättert in die graue Herbstluft cmporragen.

Am Rande eines langgezogcnen Gehölzes sitzt auf dem
Raine schier regungslos ein kleines Geschöpf, einen Kartosfel-
sack als Mantel umgeschlagen, aus dem fast nur die klaren
großen Augen hervorschauen. Sie sind auf die vor ihm im
Grunde und an den Hängen zerstreuten wenigen Höfe und
Häuser gerichtet, und, ließe die schützende Umhüllung das kleine
Gcsichtchcn frei, so würde man wohl einen ziemlich stark aus-
geprägten Zug von Ungeduld darin entdecken. Auch der zot-
tige schwarze Hofhund neben dem Kinde scheint Langeweile
zu haben. Fröstelnd richtet er sich dann und wann vom
kühlen Boden auf und schaut mit vorgestreckter Nase schno-
bernd in die Weite. Durch die Büsche drängt sich, langsam
schreitend und weidend, braunes und geflecktes Vieh in allen
Größen, während auf der Brache eine kleine Schasheerde sich

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