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Das Geld liegt am Wege.

(Schluß.)

6. Sonnige Tage — die Saat reift.

Die Bäuerin hatte in der That bereits am andern Tage
das Bett verlassen, eine Zentnerlast war ihr vom Herzen und
sie fühlte sich leicht und wohl. Die alte Freudigkeit war

wieder eingekehrt an der Stätte, die sie so lange gemieden.

Auf Anregung der Genesenen wurde nach einer zehn-
jährigen Pause — zunächst ein „Maientanz" im Dorfe be-
! schloffen und bald war Alles mit Vorbereitungen dazu be-
: schäftigt. Die Bauern luden ihre Verwandten und Bekannten
in Dorf und Stadt ein, die Schneider und Schneiderinnen
der Umgegend halten vollauf zu nähen, die Küchenpfannen
. brodelten auf jedem Herde, während das Brettergerüste um
die mit den flatternden blauweißen Fähnchen und rothen Bän-
dern reich geschmückte Linde aufgerichtet und mit schön ver-
zierter Eingangspforte versehen wurde.

Johann hatte als Versammlungsort den väterlichen Hof
vorgeschlagcn und hier herrschte am Festtage ein buntes Trei-
ben. Die Mädchen, mit dem Maschcntuche um das heute
kunstvoll geflochtene Haar und mit neuen Gewändern angethcm,
eilten geschäftig durcheinander, wanden hohe Sträuße und
steckten sie auf die Mühen der „Buben", die in schneeweißen,
bauschigen Hemdärmeln ungeduldig des Tanzes harrten. Jetzt
war Alles fertig, die Musik erscholl, man tanzte drei Reihen
in der Stube, und dann bewegte sich der Zug, begleitet von
den weißgeschürztcn „Kellerern" mit vollen Biersbrengcrn, unter
anhaltendem Juchzen in's Freie, der „Bruck" zu, um die sich
bereits die Jugend der umliegenden Dörfer geschaart hatte.

Johann und Kathrina waren das erste der zwölf Paare,
und er trug daher die mit rothen und blauen Seidenbändern
durchflochtene „Maie" im Arm. Manches Mädchen betrachtete

! neidisch die schöne Braut, die vor den Bauerntöchtern cinher-
schreiten durfte, während die andern Webcrmädchen zuletzt
mit den Knechten kamen; denn selbst die Mägde, geführt von
den Webergesellen, hatten den Vorrang vor ihnen.

So beschritt man die „Bruck", der Tanz begann, und
mit dem zweiten Reihen ging die Maie an das zweite Paar
über, bis sie auf diese Weise endlich beim letzten angelangt
war. Erst als die nach dem zwölften kurzen Schleifer cin-
getretcne Unterbrechung vorüber war, durften auch die aus-
wärtigen Bursche und Mädchen tanzen, und — „um die
Linde ward es voll."

Johann und Kathrina sahen einander mit glücklichem
Lächeln an — sie dachten wohl an den Unterschied zwischen
dem heutigen Feste und dem letzten Kirchweihtanze in jener
Hellen Mondnacht.

Ein tiefblaues Himmelsgewölbe ruhte über der Erde,
die Wiesen blühten im vollsten Sommerschmucke, nun zu
wirklichen „Gärten" geworden, und wie neubclebte Greise, die
sich heute einen grünen Strauß auf das gealterte Haupt ge-
steckt, schauten die umliegenden Höfe, das Antlitz vom braunen
Riegelfach wie von Furchen durchzogen, mit den leuchtenden
Augen ihrer Fenster auf die laute Fröhlichkeit herab. Drei
Tage währte cs, bis das Alltagstreibcn wieder Raum ge-
winnen konnte.

Zur Sonnenwende umsteckte Kathrina wieder mit der
schützenden Johannisblume dieselben Felder, denen sie sonst,
als Kind, alljährlich diese Fürsorge hatte angedeihen lassen.

Am Sonntag darauf erfolgte das erste Aufgebot und
drei Wochen später fand die Hochzeit statt.

Als die Wägelchen, mit denen man nach Münchbcrg
zur Trauung gefahren war, wieder im Hofe angclangt waren,

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