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Das Hexengrab.

(Fortsetzung.)

Im Wirthshause mußte der traurige Bräutigam mit seiner Braut
tanzen und als ihm der muntere Walzer in die Beine kam, war Grete
und Alles vergessen; das Brautpaar flog herum auf dem Tanzboden wie
das Wetter, zu allgemeiner Bewunderung. Dadurch aufgemuntert, und
durch häufiges Zutrinken begeistert, wurde Jakob bald so aufgeräumt und
lustig, als ob nichts vorgefallen wäre, und als endlich spät in der Nacht
mit Sing und Sang und Kling und Klang das Brautpaar nach Hause
gegeigt wurde, war er der muthwilligste von allen Gästen, zum Staunen
seiner Braut und sämmtlicher Anwesenden. —

Am andern Tage fand der Fischer einige hundert Schritte unterhalb
der Brücke halb auf einem Kiesbette und halb im Wasier liegend, einen
weiblichen Leichnam. Er zog ihn aufs Trockene. — Es war die anne Grete.
— Nun flickten alsbald die bösen Zungen ein Märlein zusammen, welches
das auffallende Benehmen des Bräutigams von gestern mit dem Mädchen

in genaue Verbindung setzte, und es hieß, sie hätte
sich darum den Tod angethan, weil sie an ihren
bösen Absichten, welche sie mit dem Bräutigam vor-
hatte, durch die glückliche Dazwischenkunst des Vaters
gehindert worden, und nun in der Verzweiflung kein
anderes Mittel ausfindig machen konnte, ihre höllische
Gluth zu stillen, als in's Wasier zu springen. Andere
meinten, der Teufel selbst habe sie ins Wasier ge-
stürzt, weil sie mit ihm einen Bund geschlossen. „Ja
ja," schrieen andere zahnlose Plaudertaschen, „so ist's,
so ist's; drum ist sie seit einiger Zeit her nicht mehr
unter die Leute gegangen, und war so still und
immer so düster, sie ist vielleicht gar schon auf dem
Hexensabbath gewesen, wo sie dem Bösen geopfert,"
und mehr solche ähnliche Muthmaßungen konnte
man über die unschuldige Grete hören. Die Hochzcit-
gästc, welche nähere Auskunft hätten geben können,
schwiegen wohlweislich stille, und waren froh, daß
keine Stimme sich annahm um die Arme, obgleich
Manchem sein Gewissen nach verschlafenem Rausche
sonderbare Dinge vorplaudern mochte.

Ohne Sang und Klang wurde sie nach dem
Kirchhofe geschleppt und eingescharrt. Nächst der
Mauer unter den Hollunderstauden ist ihr Grab,
einsam und öde, durch einen langen leeren Raum
von den andern Gräbern gettennt. Kein Kreuz
steckt darauf, keine Blume ziert dasselbe, und keine
Inschrift sagt, wer hier modett. Wenn am Tage
Aller Seelen alle andern Gräber mit den wenigen
Blumen, deren zartes Leben der rauhe Herbstwind
verschont hat, geziert sind, und liebende Herzen, der
Dahingeschiedenen eingedenk, betend und weinend
daneben stehen, so liegt kalt und öde dieser Hügel,

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. Bestellungen werden in allen Buch, und Kunst. ^-ro Erscheinen wöchentlich. Subscripttonspreis für den \r

__Handlungen, sowie von allen Postämtern und Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr. R.-W. od.j-"-

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Hexengrab"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gaststätte <Motiv>
Paar <Motiv>
essen <Wort>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 99, S. 17
 
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