cn, vielen
: „Warte,
abe meine
i)» Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungsexpeditionen angenommen.
- _ Erscheinen wöchentl. ein Mal. Subscriptions-
M.'Mzpreis für den Band von 26 Numm. 3 fl. 54 kr. Vckt.A a
od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sgr.
Der Besuch im Carcer.
Von Ernst Eckstein.
(Schluß.)
Samuel Heinzerling maß inzwischen mit großen Schritten
die Zelle. Seine ganze Erscheinung gemahnte an den afrikani-
schen Löwen, den menschliche Gewinnsucht in den Käfig gebannt,
ohne die stolze, urwüchsige Kraft seiner edlen Natur brechen zu
können. Die Hände auf dem Rücken, das Haupt mit der
grauen Mähne wehmüthig auf die rechte Schulter geneigt, die
Lippen fest aufeinander gepreßt, — so wandelte er auf und
nieder, auf und nieder, — die düstersten, menschenfeindlichsten
Gedanken im Gemüthe wälzend.
Plötzlich spielte ein breites Vollmondslächeln über seine Züge.
„Es äst und bleibt doch komäsch!" murmelte er vor sich
hin. „Wahrhaftig! Wenn üch nächt so onmättelbar bei der
Geschächte betheiligt wäre, üch könnte sä amüsant fänden. .."
Er blieb stehe» . . .
„Gereicht mär däse Öberlistung eigentlich zur Schande?
Prüfe Dach, Samoöl! Hat nächt ein bekannter König dem
Diebe, der ihm eine Uhr stehlen wollte, eigenhändig die
Leiter gehalten? Äst nächt selbst Graf Bäsmarck von bos-
hafter Hand ränkevoller Weise eingerägelt worden? Hondert
andrer Fälle nächt zo gedänken! Ond doch begägnet die Wält-
geschächte besagtem König müt Hochachtung. Ond doch gilt
Graf Bäsmarck nach wü vor für den bedeutendsten Däplomaten
Europa's! Nein, nein, Samoöl! Deine Wörde als Scholmann,
als Börger, als gebäldeter Denker leidet nächt äm Gerängsten
onter däser peinlichen Sätoation! Berohigc Düch, Samoöl..."
Er setzte seine Promenade in befriedigter Stimmung fort.
Bald aber unterbrach er sie von Neuem.
„Aber meine Prämaner!" stammelte er erbleichend. „Wenn
meine Prämaner erfahren, daß üch auf dem Carcer gesässen
habe! Onerträglächer Gedanke! Meine Autorätät wäre ein för
alle Mal dahän! Ond sä würden es erfahren! Sä müssen
es erfahren! Äch bän ein för alle Mal däscredätürt! O Götter,
warom habt Ähr mär das gethan!"
„Herr Direktor", flüsterte jetzt eine wohlbekannte Stimme
an der Zellenthüre. . . „Sie sind noch lange nicht discreditirt!
Ihre Autorität steht noch in vollem Flore..."
„Rompf!" stammelte Samuel, — „Schändlicher, gottver-
geßner Münsch! Offnen Sä! Augenblückläch! Betrachten Sa
2 t
: „Warte,
abe meine
i)» Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungsexpeditionen angenommen.
- _ Erscheinen wöchentl. ein Mal. Subscriptions-
M.'Mzpreis für den Band von 26 Numm. 3 fl. 54 kr. Vckt.A a
od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sgr.
Der Besuch im Carcer.
Von Ernst Eckstein.
(Schluß.)
Samuel Heinzerling maß inzwischen mit großen Schritten
die Zelle. Seine ganze Erscheinung gemahnte an den afrikani-
schen Löwen, den menschliche Gewinnsucht in den Käfig gebannt,
ohne die stolze, urwüchsige Kraft seiner edlen Natur brechen zu
können. Die Hände auf dem Rücken, das Haupt mit der
grauen Mähne wehmüthig auf die rechte Schulter geneigt, die
Lippen fest aufeinander gepreßt, — so wandelte er auf und
nieder, auf und nieder, — die düstersten, menschenfeindlichsten
Gedanken im Gemüthe wälzend.
Plötzlich spielte ein breites Vollmondslächeln über seine Züge.
„Es äst und bleibt doch komäsch!" murmelte er vor sich
hin. „Wahrhaftig! Wenn üch nächt so onmättelbar bei der
Geschächte betheiligt wäre, üch könnte sä amüsant fänden. .."
Er blieb stehe» . . .
„Gereicht mär däse Öberlistung eigentlich zur Schande?
Prüfe Dach, Samoöl! Hat nächt ein bekannter König dem
Diebe, der ihm eine Uhr stehlen wollte, eigenhändig die
Leiter gehalten? Äst nächt selbst Graf Bäsmarck von bos-
hafter Hand ränkevoller Weise eingerägelt worden? Hondert
andrer Fälle nächt zo gedänken! Ond doch begägnet die Wält-
geschächte besagtem König müt Hochachtung. Ond doch gilt
Graf Bäsmarck nach wü vor für den bedeutendsten Däplomaten
Europa's! Nein, nein, Samoöl! Deine Wörde als Scholmann,
als Börger, als gebäldeter Denker leidet nächt äm Gerängsten
onter däser peinlichen Sätoation! Berohigc Düch, Samoöl..."
Er setzte seine Promenade in befriedigter Stimmung fort.
Bald aber unterbrach er sie von Neuem.
„Aber meine Prämaner!" stammelte er erbleichend. „Wenn
meine Prämaner erfahren, daß üch auf dem Carcer gesässen
habe! Onerträglächer Gedanke! Meine Autorätät wäre ein för
alle Mal dahän! Ond sä würden es erfahren! Sä müssen
es erfahren! Äch bän ein för alle Mal däscredätürt! O Götter,
warom habt Ähr mär das gethan!"
„Herr Direktor", flüsterte jetzt eine wohlbekannte Stimme
an der Zellenthüre. . . „Sie sind noch lange nicht discreditirt!
Ihre Autorität steht noch in vollem Flore..."
„Rompf!" stammelte Samuel, — „Schändlicher, gottver-
geßner Münsch! Offnen Sä! Augenblückläch! Betrachten Sa
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Besuch im Carcer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)