Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Bestellungen werden in allen Buch- unv Kunst- M Erscheinenmöchentl. ein Mal. Subscriptions- ^
15. Han dlung en, sowie von allen P o stäm tern und »M« preis für den Band von 26 Numni. 3 fl. 54 kr.
Zeitungsexpedttionen angenommen. od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2>/z Sgr.

Die Kpchzeitreisc.
(Fortsetzung.)

Franz ging verstimmt hinaus, kaum aber hatte er sich
entfernt, als Elise von ihrem Sitz aufsprang und ebenfalls
Vorbereitungen zu einem Spaziergange traf.
Im Kurgarten, an einer ziemlich einsamen Stelle erwartete
Franziska den Freund ihres Bruders.
„Sie find verstimmt", sagte sie, als sie ihm in's Gesicht
blickte. „Trüben Wolken schon so frühe den ehelichen Horizont?"
Franz versuchte zu lächeln.
„Das Schicksal Ihres Bruders trübt meine Heiterkeit",
erwiderte er, „Werner war mir stets ein lieber Freund, wie
sollte ich nicht innigen Antheil an seinem Geschick nehmen!"
Franziska nickte gedankenvoll.
„Dennoch fürchte ich, Sie werden ihm nicht helfen können,
trotz Ihres guten Willens. Sie wußten noch nicht, daß er sich
dem Theater gewidmet hatte?"
„Nein."
„Er wollte Kaufmann werden, aber es behagte ihm nicht,
am Pult zu stehen, zudem verleideten einige Unannehmlichkeiten,
die er mit seinem, Prinzipal hatte, ihm die Stellung. Unser
guter Vater aber beharrte eigensinnig darauf, daß Werner der
Laufbahn treu bleiben müsse; so kam es zum Bruch, Werner
verließ das elterliche Haus und sah den Vater erst auf der
Bahre wieder. Er ging zur Bühne, aber du lieber Gott, wie
sehr sah er sich in seinen Hoffnungen getäuscht! Im ersten
Debüt machte er vollständig Fiasco, er spielte den „Mortimer"
in Maria Stuart, und seitdem ist ihm diese Rolle verhaßt.
Er trat ab und wurde Kellner."
„Er wurde Kellner?" fragte Franz überrascht.
„Ja, und wenn er eS geblieben wäre, so würde er heute
vielleicht glücklich sein. Zwischen ihm und der hübschen Tochter
des Gastwirths entspann sich ein zartes Verhältnis;, der Wirth

entdeckte es und — Sie können denken, was darauf erfolgte.
Mein Bruder kehrte zur Bühne zurück und versuchte sich jetzt
im komischen Fach. Er errang einen Erfolg, der ihn befriedigen
konnte, seitdem hat er sich zum Liebling des Volkes emporge-
schwungen. Aber zufrieden war er in seinem Herzen nie mit
dieser Laufbahn, so wenig, wie ich mich mit dem Gedanken
befreunden kann, daß ich auf diesem Wege meinen Unterhalt
erwerben soll. Und nun fand er hier seine Geliebte wieder,
er überzeugte sich bald, daß sie ihm treu geblieben war und
wagte es, um ihre Hand, zu werben. Die Antwort, die er i
darauf erhielt, habe ich nie ganz vernommen; ich weiß nur, !
daß der alte Mann ihn einen Komödiant genannt und mit >
verletzendem Hohn zurückgewiesen hat."
„Das ist das ganze Unglück?" fragte Franz.
„Seitdem ist er mit sich und der Welt zerfallen."
„So rasch kann er verzagen?"
„Weil ihm die innere Zufriedenheit, die Berufsfreudig-
keit fehlt."
„Weßhalb wühlt er nicht einen andern Beruf? Er ist noch
jung, Kenntnisse und Erfahrungen stehen ihm zur Seite, er
kann noch immer —"
„Ach Herr Rehborn, wenn das Geld fehlt —"
„Freilich, dann ist es schwer. Jndeß, ich blicke nicht so
schwarz in seine Zukunft, ich werde mit dem Gastwirth sprechen
und berathen; wenn das Mädchen Ihren Bruder liebt, dann
muß es ein Mittel geben, alle Hindernisse zu beseitigen."
Franziska schüttelte zweifelnd den Kopf, aber die Zuversicht !
des Freundes flößte ihr dennoch Beruhigung ein.
Sie nannte ihm den Namen und die Wohnung des Wirths !
und bat ihn, ihrem Bruder nicht zu verrathen, daß er in das '
Geheimnis; eingeweiht sei.

tL
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen