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Zeitungsexpeditionen angenommen. directemBezüge. Einzelne Nummern30Pfennige.

Der Spiegclbrunnen.

einer Zeit, schier vor 500
Jahren lebte zn München
Einer, der war Bürger-
meister — also, wie sich
von selbst versteht, ein
hochwcis' und gelahrter
Herr, in seiner Pflicht
ungemein eifrig und aller-
wegen von größtem Ansehen — nur nicht im eignen
Hause, wie das in der Welt oft der Fall ist. Will heißen,
seine Ehehälfte war von den Bösen Eine, Hinderst mit Etwas
zufrieden und konnte nicht verwinden, daß der Bürgermeister
nicht mehr so schön that, als zu Freierszeiten — die waren
schon vor vierzig Jahren gewesen. Kann sich also Jeder denken,
daß die Bürgermeisterin ganz anders aussah, als dazumal, und
ihr Gemahl dachte billig, mit der Freundschaft könnte sic sich
auch begnügen. Dem war aber nicht so, und in ihrer Eifer-
sucht glaubte sie, cs gefalle ihm jede Andere viel besser, als sie
— das ging bis in seine Amtsgcschäfte hinein, falls er das oder
jenes mit einer Frauen oder Maid zu schlichten und zn richten
hatte. In Kurzem, er hatte das beste Leben nicht. Sic setzte j

ihm überall nach, ärgerte ihn daheim, so viel sie nur konnte,
ward vor lauter Bosheit und ewigen: Zorn im Antlitz stets
wilder, und je wilder sie wurde, desto mehr Ansprüche machte
sic, so daß er oft dachte: Hättest doch Alles gcthan, nur nicht
das, daß du die böse Sieben zum Altar geführt hast; erst war
sie wie ein guter Engel, und jetzt schier nach einem halben
Jahrhundert ist's, als ob der Teufel im Haus los wär'. O,
wann du nur da Etwas wüßtest, daß dir geholfen würde!

Aber es fiel ihm nichts ein; seine Freunde vom Rath der
Stadt, die von Manchem unter der Hand Bescheid hatten,
wußten auch keine Abhilfe, also blieb ihm nichts übrig, denn
stiller Kummer und Geduld, und dachte er: Wird schon so sei»
müssen. Trag's halt — hat unser Herr sein Kreuz getragen,
nimm du das deine ans dich, nachher geht's dir im ewigen
Leben desto besser —■ anders du aber noch in dem irdischen
Jammerthal Ruh' bekommen könntest, wür's wohl noch erwünschter.

Sah aber nie so aus, als ob der Himmel sein Seufzen
erhöre, und so gings fort und fort in gleicher Weise: In der
Stadtangelegenheit war er, wie gesagt, in hohem Ansehen, und
wann er dann ganz müd' heim kam, machte ihm sein Eh'gcmahl
Bosheit und Rebell, daß er sich hätte verkriechen mögen.

Zur Zeit das Alles so war, stand an der Ecke des '
Schrammergäßleins und gcradeüber von der Schäfflcrgassc ein
tapferer Ziehbrunnen, an den: sich die Weibsen nichts Bösen ver- j
sahen, wenn sie Wasser aufzogen, und mit der Wäsche oder j
aber den Zungen klatschten.

Mit einen: Mal war cs aber, als sei es im Brunnen

unten nicht mehr sauber und richtig beschaffen. Denn fürerst

war das Wasser, das heraus kam, nicht mehr klar. Nächst

war es, als stiegen Dünste auf, von denen der Kopf einge-
nommen und gar der Odem beengt wurde. Ueberdics ging
schon das ganze Heraufziehen nicht mehr recht von Statten,

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Spiegelbrunnen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Erdmann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Wut <Motiv>
Geste <Motiv>
Ehefrau <Motiv>
Bürgermeister
Drache
Initiale
Karikatur
Eifersucht <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Bewohnte Initiale

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 62.1875, Nr. 1537, S. 1
 
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