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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- .

14. Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungsexpeditionen angenommen.

Erscheinen wöchentlich ein Mal. Preis des Bandes

(26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., cxcl, Porto bei LXII. Dd.

directem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.

Er bringt feine Frau.

Eine Geschichte aus einer kleinen Stadt.
Von Or. Märzroth.

Es erregte kein kleines Aufsehen, als eines Tages in der
Ortschaft Grüncck, welche seit der Eisenbahn aus dem Verkehr
gehoben, und nun „aus der Welt lag", plötzlich das Posthorn
erklang, welches man schon ein Jahr lang hier nicht mehr ver-
nommen hatte. Alles, was sich rühren konnte, lief ans die
Straße hinaus, die Hunde wurden im wahren Wortsinn rebellisch,
denn sic ließen sich in keiner Weise beschwichtigen, ja sogar die
Gänse stürzten mit einem Heidenspektakel ans dem Bache auf

den Hauptplatz hinaus, wo der Krämer zugleich den fast gänzlich
eingeschrumpften Postdicnst übernommen hatte.

Endlich hörte man einen Wagen rollen, bald darauf
wirbeltest Staubwolken von der Landstraße auf. Etwas später
vernahm man auch schon das Getrampel von Pferden.

„Das sind gar vier Pferde!" sagte der Wagner der Ortschaft.

„Warum nicht gar sechs!" bemerkte der neben ihm stehende
Färber, der mit dem Wagner prinzipiell immer und in Allem
im Widerspruch stand.

„Und ich sage, es sind nur drei!" rief der Schneider aus,
der hinter den Beiden aus seinem Fenster herausspähte.

„Wetten wir! Just scchse sind's!" gab der Metzger von
sich, der eben ein wiedcrspcnstig gewordenes Kalb beim Schivcif
aufzog, um es in's Thor seines Hofes zu zwingen.

Da kam die Staubwolke immer näher und näher. Endlich
fanden sich sämmtlichk Honoratioren der Ortschaft, wie wir sic
soeben vorzuführen die Ehre hatten, von der hcrangcwirbcltcn
Wolke so cingchüllt, daß eine Entscheidung über die Natur und
die Details des angekommenen Gefährtes erst möglich ward, als
der Wagen etwa fünf Klafter iveitcr hielt. Zwei Minuten
später erst nämlich senkte sich der Staub wieder zu Boden und
man erkannte zur allgemeinen Ueberraschung, daß die Postchaisc
weder von vier, noch von sechs, noch von drei, sondern von
fünf Pferden gezogen war, von denen drei an der Deichsel in
der Breite, und zwei als Vorspann des Berges >vcgcn, der nach
Grüncck führte, verthcilt waren.

„Fünfc sind's! Hab' mir's gleich gedacht, hab's aber
nicht sagen wollen!" ließ sich jetzt der Schmied vernehmen, der
sich dadurch, daß er die Dinge immer erst nannte, wenn er
sie greifen konnte, zum Bürgermeister der Ortschaft cmporge-
schwungen hatte.


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Er bringt seine Frau"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Watter, Joseph
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Dorf <Motiv>
Neugier <Motiv>
Posthorn
Auflauf
Karikatur
Menschenmenge <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 62.1875, Nr. 1550, S. 105
 
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