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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
24. Handlungen, sowie von allen Postämtern und m ÄUWWM«

Zeitungsexpedition en angenommen._

Erscheinen wöchentlich ein Mal. Preis desBandes

(26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., cxcl. Porto bei 4/XII.Dd.

directem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.

„Sonnwcndnacht war's, der Himmel eine tiefdunkclblaue
Sammetdcckc, durchwirkt mit Millionen Diamantsternen. Die
Iqi«c Luft >var erfüllt von würzigen Düften, welche einem
^(eer von Rosen, Reseda und Heliotrop entströmten, Leucht-
käferchen zogen wie zarte Märchengeister ab und zu, das Silber-
^ächlein rauschte seine gehcimnißvollc Weise, und in üppig

Goldhaars N achtgcdankcn.

Von einem Paar blonder Zöpfe geflüstert.

grünen Wicsenhalmen da zirpte die Grille ihren einsamen me-
lancholischen Monolog.

Es war eine Nacht für Dichter und — Liebende. Vor
dem Dörfchen draußen am Kreuzweg saß die Grctcl und neben
ihr auf der kleinen schmalen Steinbank ihr Liebster, der Franz.

Ich selbst, ein goldiges, fast allzu üppiges Ding von
sechzehn Jahren umschlang damals den lieblichsten Mädchenkopf
auf Meilen in der Runde; ich ivußte nicht einmal, was ich
galt und dennoch war ich ungcbcrdig und prüde, denn ich
I nestelte mich jetzt gewaltsam los aus den Zähnen eines harmlosen
Hornkammes, als des Franzens derbe aber ehrlichen Hände
mich umfaßten und er seine rothglühenden Lippen auf mich
preßte.

„Gretel," sprach er damals, und seine Stimme zitterte ge-
waltig, „Gretel, heute muß's geschieden sein, der König ruft,
ich bin einmal Soldat. Bleib mir treu, hörst Du? heut über's
Jahr bin ich wohl wieder da, wenn nicht — bist Du frei!"

Unter mir aber da schluchzte und weinte es, die arme
Grete geberdete sich so jammer- und leidvoll, daß sich jede
Faser in mir bäumte, und ich selbst mich auflöste in ein gol-
diges Thränenmeer.

Und die braunen Hände Franzens umfaßten mich wieder,
und wieder drückten sich die ehrlichen Lippen glühendheiß auf
mich, während sic halblaut lispelten:

„Gretel, gelt Du gibst mir ein Büschel von Dcin'm lieben
Goldhaar, ich will's auf der Brust tragen zum Angedenken an
Dich und Deine Lieb, und wenn ich in's Feld muß und in
die Schlacht, und es trifft mich eine Kugel, dann geht doch
ein Thcil von Dir mit mir in's Grab!"

„Gern!" schluchzte Gretel, „nimm was Du willst!" Und
weinend zog sie mich an sich und mit einem rohen ungeschlach-
ten Gartenmesser, das ihr der Liebste zur Hand gab, schnitt sie
einen Strähn aus meiner Lebensader; er wickelte denselben um

a

*4
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Goldhaars Nachtgedanken"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Harburger, Edmund
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Soldat <Motiv>
Haar <Motiv>
Liebespaar <Motiv>
Nacht <Motiv>
Liebeserklärung <Motiv>
Abschied <Motiv>
Karikatur
Wegkreuz
Liebe <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Umarmung <Motiv>
Andenken <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Haarlocke <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 62.1875, Nr. 1560, S. 185
 
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