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• Han dlnngen, sowie von allen Postämtern und ^ (26 Nummern) 6 Mark 70 Pst, excl. Porto beilßXIV.Dd.
Zeitnngse Speditionen angenommen._ directem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.
Herr Professor war ein ernster Gelehrter; man konnte ihn
wohl für finster und verschlossen halten, wenn man seine
strengen Züge sah. Aber das war er nicht. Nicht allein der
Eifer und die Hingabe für seine Wissenschaft waren cs, die
seine Mannesstirne zn furchen schienen, er hatte schon Manches
erlebt und erlitten, was auch einen schwächeren Denker zum
heiligen Ernste hätte geneigt machen können. Er war kein ver-
knöcherter Fanatiker, für den es nichts giebt, als eine einzige
Wissenschaft. Sein Geist nahm Antheil an allen wichtigen Be-
wegungen, vielleicht mit zn vielem Ernste für jede einzelne, als
daß ihm Zeit übrig geblieben wäre, zu freundlicherem Denken.
Daher das anscheinend Düstere auf seiner Stirne. Und doch
hatte der fünfunddreißigjährige Mann aus all' den Kämpfen
und Sorgen, aus all' den riesigen Anstrengungen, etwas zn
lernen, um etwas lehren zn können, einen unbezahlbaren Talis-
man hinübergebracht ans seiner Jugend. Tief in seinem Herzen
wurzelte das Gefühl der wahren, echten Poesie, — ich meine nicht
jene, die da Verse macht mit und ohne Reim, ich meine die,
welche alles Irdische im göttlichen Lichte erscheinen läßt; ich
meine jene milde Sehnsucht, jenes stille Wünschen, alle Menschen
glücklich zn sehen und alle lieben zn können. Der Mann niit
dem düstern Blicke, mit den strengen Zügen und ernsten Worten
war gütig und liebesbedürftig über die Maßen. —
Und nun Malvine von Kamps ! Ihr Antlitz war wie ein
schöner Frühlingstag; tausend Blüthen und Knospen von
Lebenslust und Fröhlichkeit sproßten daraus hervor. Heiterkeit
und Schelmerei waren ihr Element, und wer sic lächeln sah
oder gar lachen hörte, der mußte sagen: Die ist fröhlich von
Herzen. Sie war übermüthig, das ist wahr, aber sic war
doch in ihrem tiefsten Innern demüthig, wie ein echtes Weib.
Diese Beiden nun, der tiefernste Professor und das schel-
mische Mädchen von zwanzig Jahren liebten einander. —
Hiermit, lieber Leser, stelle ich Dir die beiden Helden der
nachfolgenden wahrhaftig erfundenen Erzählung vor. Zuerst den
Herrn Doktor Gabriel Kühnert, ordentlichen Professor der Ma-
thematik an der Universität zn £. und dann das Fräulein
Malvine von Kamps, die jüngste Tochter des Freiherrn von
Kamps auf Kampshansen. Ich will Dich auch gleich mit
der Gcmüthsart der Beiden bekannt machen, denn das er-
leichtert mir das Erzählen und Dir das Verständnis;. Also der
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• Han dlnngen, sowie von allen Postämtern und ^ (26 Nummern) 6 Mark 70 Pst, excl. Porto beilßXIV.Dd.
Zeitnngse Speditionen angenommen._ directem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.
Herr Professor war ein ernster Gelehrter; man konnte ihn
wohl für finster und verschlossen halten, wenn man seine
strengen Züge sah. Aber das war er nicht. Nicht allein der
Eifer und die Hingabe für seine Wissenschaft waren cs, die
seine Mannesstirne zn furchen schienen, er hatte schon Manches
erlebt und erlitten, was auch einen schwächeren Denker zum
heiligen Ernste hätte geneigt machen können. Er war kein ver-
knöcherter Fanatiker, für den es nichts giebt, als eine einzige
Wissenschaft. Sein Geist nahm Antheil an allen wichtigen Be-
wegungen, vielleicht mit zn vielem Ernste für jede einzelne, als
daß ihm Zeit übrig geblieben wäre, zu freundlicherem Denken.
Daher das anscheinend Düstere auf seiner Stirne. Und doch
hatte der fünfunddreißigjährige Mann aus all' den Kämpfen
und Sorgen, aus all' den riesigen Anstrengungen, etwas zn
lernen, um etwas lehren zn können, einen unbezahlbaren Talis-
man hinübergebracht ans seiner Jugend. Tief in seinem Herzen
wurzelte das Gefühl der wahren, echten Poesie, — ich meine nicht
jene, die da Verse macht mit und ohne Reim, ich meine die,
welche alles Irdische im göttlichen Lichte erscheinen läßt; ich
meine jene milde Sehnsucht, jenes stille Wünschen, alle Menschen
glücklich zn sehen und alle lieben zn können. Der Mann niit
dem düstern Blicke, mit den strengen Zügen und ernsten Worten
war gütig und liebesbedürftig über die Maßen. —
Und nun Malvine von Kamps ! Ihr Antlitz war wie ein
schöner Frühlingstag; tausend Blüthen und Knospen von
Lebenslust und Fröhlichkeit sproßten daraus hervor. Heiterkeit
und Schelmerei waren ihr Element, und wer sic lächeln sah
oder gar lachen hörte, der mußte sagen: Die ist fröhlich von
Herzen. Sie war übermüthig, das ist wahr, aber sic war
doch in ihrem tiefsten Innern demüthig, wie ein echtes Weib.
Diese Beiden nun, der tiefernste Professor und das schel-
mische Mädchen von zwanzig Jahren liebten einander. —
Hiermit, lieber Leser, stelle ich Dir die beiden Helden der
nachfolgenden wahrhaftig erfundenen Erzählung vor. Zuerst den
Herrn Doktor Gabriel Kühnert, ordentlichen Professor der Ma-
thematik an der Universität zn £. und dann das Fräulein
Malvine von Kamps, die jüngste Tochter des Freiherrn von
Kamps auf Kampshansen. Ich will Dich auch gleich mit
der Gcmüthsart der Beiden bekannt machen, denn das er-
leichtert mir das Erzählen und Dir das Verständnis;. Also der
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Betrogene Betrüger"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)