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Erscheinen wöchentlich ein Mal. Preis des Bandes
^ (26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., excl. Porto bei I-XIV. Ad.

directem Bezüge. Einzelne Nummer 30 Pfennige.

Die O-Miedl.

Eine Dorfgeschichte von p. llomig.
(Schluß.)

Die O-Miedl hatte da schwere Zeiten durchzumachen. ;
Kein Mensch wollte ihr zugehen oder ihr in der Pflege der

im Fieber unbändig Gewordenen beistehen, ja, die Leute machten
lieber einen weiten Umweg, mir, um nicht an ihrem Häusel
vorübergehen zu müssen. ■ Durchs Fenster hinein reichten sie ihr
mittelst einer Stange die nöthigen Lebensmittel, und wenn sie
ins Dorf um den Doktor gelaufen kam, da schlugen die Eng-
herzigen schnell die Hausthüren vor ihr zu, damit von der

O-Miedl ja nicht ein Pesthauch durch dieselben eindringen konnte.

Aber bald lag in jedem zweiten oder dritten Hanse des
Ortes ein Kranker, mitunter waren es auch deren mehrere. Nicht
Alle starben sic, die meisten aber wurden schrecklich entstellt
durch die Krankheit und nur äußerst wenige kamen glücklich ohne
Narben weg.

Recht schlecht hatte sich auch der Knauer-Sepp gegen die
O-Miedl betragen, als diese noch ihre kranke Mutter im Hanse
bei sich hatte. Von Weitem schon war er ihr ausgewichen und
nicht ein einziges Mal hatte er ihr ein Wort des Trostes oder
der Aufmunterung znkommen lassen. Ihm war wohl für

seine Schönheit bang gewesen, denn diese mußte er für die
Sonncnwirthin in Acht haben, da sie ihn ja doch nur um
seines sauberen Gesichtes willen zum Mann haben wollte.

Am Charsamstag war's, gleich nach der Auferstehung, als
die O-Miedl langsamen Schrittes aus der Kirche kam, um
heimzugehen. Die Mutter lag bereits seit vier Tagen in der j

berde und da sie fleißig geräuchert hatte und ein neues Trauer- !
getvand angelegt, so wichen ihr die wenigen Leute, die dießmal
die Kirche besucht hatten, nicht mehr wie sonst erschreckt aus.

Auch der Knauer-Sepp trat jetzt auf sie zu und drückte ihr
sein Bedauern aus über all' die Mühseligkeiten, die sie in
letzter Zeit ertragen gemußt. Sic antwortete ihm freundlich und
kurz und ging dann in ihr Häuschen.

Am Ostersonntag fehlte der Knauer-Sepp in der Messe
und doch fand am Schlüsse derselben sein drittes und letztes
Aufgebot mit der Sonncnwirthin von der Kanzel herab statt.
Die O-Miedl schüttelte bedenklich den Kopf, als sie ihn im
Kirchenstuhl vermißte, die Sonnenwirthin aber machte ein sehr
mißmuthiges Gesicht.

Tags darauf wußte man, weßhalb er ansgeblicbcn war;
die Krankheit hatte auch ihn ergriffen. Am ersten erfuhr es
seine Braut, als diese ihn durch die Beiständer zur Trauung
wollte abholen lassen und sic ihr die Kunde brachten, der
Bräutigam läge im hitzigen Fieber. Die schöne Wittfran
aber verwahrte sich ernstlich dagegen, daß man ihr ferner direkte
Nachrichten von seinem Befinden geben solle, sic wollte in kein
Contagium mit dem Kranken gebracht werden.

Kaum erfuhr solches die O-Miedl, als sie schon zu ihrem
Nachbarn hinüber eilte und diesem ihre Hülfe, ihren Beistand
anbot. Bald stand es um den Knauer-Sepp recht übel und der
Arzt zweifelte an seinem Davonkommen. Da, die O-Miedl
getraute sich nicht selbst weg von seinem Lager, nahm sie eine
Schnur guter Perlen von ihrem Halse und schickte diese dem
Herrn Pfarrer und ließ ihn bitten, solches der allerheiligsten
Jungfrau zu opfern und eine heilige Messe zu lesen für ein
heimliches, schweres Gebitt. Der Herr Pfarrer schickte ihr
seinen Segen und behielt die guten Perlen, und merkwürdiger
oder vielmehr glücklicherweise verminderte sich von da ab Stunde
für Stunde die Gefahr für den Kranken.

Als er zum ersten Male zu sich kam aus der Fieberhitze,
da suchte sein Blick seine Braut und fand statt derselben
nur die O-Miedl an seinem Lager. „Auch gut!" brummt
er leise, drehte sich zur Wand hin und schlief ruhig ein.

Als der Knauer-Sepp zum ersten Mal sein Bett verlassen
konnte, wollte er an den kleinen Spiegel treten, der immer

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