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174 Entwicklungsgeschichte des deutschen Professors.

Eine Welt im warmen Busen
Und im Beutel eine Mark!

Schwärme, liebe, trink' und scherze,

Künftiges Professorlein;

Spät noch glüh' dein altes Herze
Von der Jugend Wiederschein!

Zehn Semester sind verflossen —

Eine Thrünc sei geweiht
Dir und deiner Lust Genossen,

Alte Burschenherrlichkeit!

„Sehe Jeder, wie er's treibe!"

Ruft das Schicksal donnernd drein,

„Denke, rede, lies und schreibe.

Künftiges Professorlein!"

Treulich geht er nun an's Denken,

Bis die Welt ihn Doctor nennt;

Bald vor staubbedeckten Bänken
Redet der Privatdocent.

Treulich liest er lange Jahre
Und erringt die Professur,

Schreibt sich weiß die grauen Haare,

Wird Geheimrath, wird Comthnr. . . .

Aber wir im Bnrschenkreise
Freuen uns des wackern Herrn,

Denn im Chore summt er leise —

Doch er summt's von Herzen gern:

Schwärme, liebe, trink' und scherze,

Künftiges Professorlein;

Spät noch glüh' dein altes Herze

Bon der Jugend Wicderschcin! ^dwi» D-rmann.

Eigenthümlichc Ursache.

A.: „Du wirst doch Deinen Sohn jetzt Theologie studiren
lassen?" — B.: „Aber wie kommt es denn, daß Du jetzt ans
einmal Deine Ansicht geändert — früher warst Du doch so
dagegen?" — A.: „Nun, hast Du nicht gehört, daß der Pfarrer-
wittwengehalt bedeutend erhöht worden ist?!"

Aus der Selbstbiogrnphic eines Zerstreuten.

Meine Mutter starb kinderlos. Ich hatte neun Geschwister,
darunter vier Brüder und sieben Schwestern. Bon Beginn an
kränkelte ich; die Acrztc schrieben die Schuld dem Umstande zu,
daß ich zu früh nach meiner Geburt zur Welt gekommen. Ich
wurde nämlich ein Monat später geboren, als vorherzusehen
war. Ich nahm von Tag zu Tag an Jahren zu. Mein
Vater war drei Jahre vor meiner Geburt gestorben; ich verlor
ihn im zartesten Alter, kaum zurechnungsfähig. Meine Mutter
kannte ich ebenfalls nicht. Sie hatte sechs Monate, ehe ich
das Licht der Welt erblickte, letztere verlassen, welchen Verlust
mein Vater niemals verschmerzen konnte. Sein Jammer war
groß. Letzterer bestimmte mich für die kaufmännische Karriere;
kaum zwölf Jahre alt, schickte er mich an die Handelsschule, i
aber dieses Fach gefiel mir nicht. Ich wollte etwas Anderes
werden. Dazu hatte ich zu wenig gelernt. Ich bestürmte meine

Aus der Selbstbiogrnphic eines Zerstreuten.
Eltern, welche mich immer liebten, als sei ich ihr eigenes Kind,
mich an's Gymnasium zu schicken. Ich dachte an Medici», die
mir über Alles gefiel. Meine Eltern gaben nach, trotzdem ich
dagegen war; ich bezog das Gymnasium, wo ich keineswegs der
Aelteste, sondern vielen meiner Mitschüler um sechs bis acht
Jahre voraus war. Ich muß bemerken, daß ich hierauf die
Handelsschule besuchte, wovon später schon die Rede war. Im
Alter von achtzehn Jahren änderte ich meinen Plan, schickte
meinen Vater an's Gymnasium, erlaubte meiner Mutter, Arzt
zu werden und ermordete meine Brüder. Man erwartete wenig
von mir und ich habe diese Hoffnungen nicht getäuscht. Durch
eisernen Fleiß, durch eine Geduld, welche an Leichtsinn grenzte,
erreichte ich meinen Zweck. Ich legte das Doktorat ab, ehe
Jemand darauf gefaßt war und begann die ärztliche Praxis.
Eine Epidemie war die Folge; der Todesengel ging durch die
Stadt, Greise starben und Kinder wurden geboren. Unter zehn
Frauen starben neun Mann dahin. Spielgenossen hatte ich fast
gar nicht, nur einen großen Hund. Die andern Geschwister
standen mir ziemlich ferne. Aber, kinderlos, wie ich war,
schwur ich zur Fahne der Wissenschaft und dieser bin ich treu
geblieben. Als Student habe ich vielen Hunger gelitten, be-
reiste dann, um mich darin ausznbildcn, einen Theil Europa's
und lebe seither in dieser Stadt. Vor zehn Jahren veröffent-
lichte ich mein Buch über Behandlung des kalten Wassers mit
allen möglichen Krankheiten, bald darauf ein zweites, welches
ein Mädchen war, und erfreue mich der Achtung meiner Mit-
bürger, woran mir aber wenig liegt. Ich bin mit meiner
Frau verehelicht, woran ich mich gewöhnt habe. — Indem ich
einer löblichen Redaktion diese autobiographischen Daten mittheilc,
bitte ich ergebenst von denselben keinen Gebrauch zu machen.

F. G.

Flüchtlings-Leiden.

Pcro Stankovia, der Edle,
Hat im Wälde sich verirrt,
Hat die Grenze überschritten.
Wurde leider internirt.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Flüchtlings-Leiden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bechstein, Ludwig
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Fremdbild
Braten <Speise>
Herr <Motiv>
Nahrungsaufnahme <Motiv>
Traurigkeit
Stuhl <Motiv>
Tisch <Motiv>
Osteuropäer
Karikatur
Gastfreundschaft <Motiv>
Verirren <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 67.1877, Nr. 1688, S. 174
 
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