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Eine Spitz

Ein kalter, unfreundlicher Herbstmorgen lagerte über dem
Hänscrmeere der lustigen Kaiserstadt an der Donau. Der durch
die Straßen fegende, rauhe Nordwind verkündete nur zu auf-
dringlich das baldige Hcrannahen des Winters, und erfüllte so
die Brust manches mit irdischen Gütern spärlich bedachten
Menschenkindes mit bangen Besorgnissen für die nächste Zu-
kunft. — Dies mochte wohl auch der Fall sein bei einem zwar
reinlich, aber dennoch nothdürftig gekleideten, alten Mütterchen,
das ängstlich zwischen den geschäftig dahineilenden Menschen
hindurchlavirte. Mit der einen Hand ihr altmodisches, ziem-
lich fadenscheiniges Tuch fest um ihre dürren Schultern schließend.

cngeschichtc.

sich so vor dem eindringendcn Winde zu schützen, preßte sie
mit der anderen ein kleines Päckchen sorglich an ihre Brust,
als ob sie fiirchtetc, es könnte ihr durch einen unsanften Stoß
der achtlos vorüber Eilenden cntrißcn werden. Nur hie und da
hielt sie vor einem der prächtigen Schauläden der inneren
Stadt und warf einen prüfenden Blick ans die darin ans-
gelcgtcn Maaren.

Endlich machte sie vor einer großen, eleganten Spitzcn-
Ricderlage längeren Halt. Sie schien gefunden zu haben, was
sic suchte, denn nach längerem, unentschlossenen Zögern ergriff
sie die Klinke der blinkenden Glasthürc und trat ein. Ihre
ärmliche Erscheinung contrastirte seltsam mit dem luxuriös aus-
gestattcten Inneren des Lokals. Der wohl geschniegelte Laden-
jünger, der sonst nur vornehm gekleidete Kundschaften zu sehen
gewohnt war, betrachtete sic dcßhalb auch mit verwundertem
Blicke und schien ungewiß, ob er die vor ihm stehende Frau
als Käuferin oder als Bettlerin behandeln solle. Endlich ließ
er sich doch herab, zu fragen, was ihr Begehren sei.

„Ich möchte bitten, mit dem Herrn des Geschäftes sprechen
zu dürfen!" war die leise und bescheiden gegebene Antwort.

Da erhob sich von dem im Hintergründe des Lokales

sitnirtcn Schreibpulte ein etwas ältlicher Herr, dessen wohl-

gcrundetes, joviales Antlitz sofort den wohlhabenden, echten und
rechten Wiener Bürgersmann verrieth. Er näherte sich mit
freundlicher Miene der alten Frau und fragte ans gut wienerisch:
„Was wünschen S' denn von mir, liebe Frau?" — Das

alte Mütterchen, dem das gntmüthigc Aussehen des Spitzen-

händlers Vertrauen eingeflößt hatte, nahm nochmals ihren ganzen
Mnth zusammen und begann dann mit gedämpfter, unsicherer
Stimme: „Lieber Herr, ich habe hier ein Packet mit alten,
aber sehr schönen Spitzen, die einmal ein schönes Stück Geld
gekostet haben — ein altes Familienerbstück noch aus den Tagen
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine Spitzengeschichte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 71.1879, Nr. 1777, S. 49
 
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