Drei Wünsche.
Abenteuer einer Neujahrsnacht.
Bestcl'luiistcu werden in aller: Buch- und Kunst- Preis des Bandes (26 Nummern) JC. 6.70. Bei directe.n
Handlungen, sowie von allen Postämtern und 'lATvo. -ffi Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich r vv,^ ^
Zeitungs-Erpeditionen angenommen. i« ® ^ 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins „/5 8—.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer 30 -*?.
E§ war bretoiedel zehn Uhr am Neujahrsabend, und der
geneigte Leser, zu dessen Nutz und Frommen ich die Erlebnisse
jener Nacht anfschreiben will. glaubt mir gewiß gerne, wenn
ich ihn versichere, daß der Sylvester den alten Junggesellen bei
jeder Wiederkehr ein griesgrämigeres Gesicht schneidet. Jinmcr
unangenehmer sind die Dinge, welche Einem dabei einfallen. >
immer sparsamer die Hoffnungen auf's Künftige — und wenn
man nur ivüßte. wo anders hin. man ginge gewiß nicht in
das gewohnte Hcrrenstübel der „Post", ivo man jeden Abend
des langen Jahres versitzt und alle Bilder an den Wänden
und alle Geschichten der Stammgäste auswendig kennt. Aber
ganz allein zu Hause sitzen, ist noch trübseliger, und so stellte
ich denn am NeujahrSabend 1879 meinen Stock mit dem
Elfcnbeinknops in denselben Winkel am Büffet, wo er schon seit
30 Jahren alle Abende steht, hing Paletot und Hut darüber
und wandte mich zu den vier Junggesellen am langen, öden
Tisch, die ebenfalls nicht wußten, wohin an diesem Abend.
Es waren: der Herr Coopcrator. der lange Assessor vom
Stadtgericht, der Förster, dem cs auch in dem verschneiten Wald
draußen zu einsam war. und der dicke Winkler, den ich nicht
nnsstehen kann Ivegen der einfältigen Witze, die er sich immer
gegen mich erlaubt. Er ist Commis in einer Weinhandlnng
und beneidet mich als Partikulier wegen meiner tausend Mark
Renten; ich gebe mich auch sonst nicht mit ihm ab. An jenem
Abend indessen konnte ich nicht gut ausweichen; er rief mir
denn auch gleich zu. als ich noch an der Thürc war: „Geschwind.
Herr Götschenberger, thu'n Sie drei Wünsche, sie iverden Ihnen
heute Abend erfüllt." - „Dummes Zeug." brummte ich.
während der Herr Coopcrator zum Assessor sagte: „Glauben
Sie mir. ivcnn man Einem drei Wünsche verstattete. hätte er
sechsc nöthig. um sein Schicksal zu verbessern. Das überläßt
man am Gescheidtesten dein lieben Gott." — „Run. ich ließe
mir auch sechsc gefallen!" lachte der Assessor.
„Nein," rief der rothbärtigc Förster hitzig, „drei Wünsche!
Herrgottsaxen. wenn ich die thnn dürfte!" — „Dann würde
Ihnen vermuthlich auch die Bratwurst an der Nase sitzen!" rief
Winkler. - „Keine Idee, ich wollte mich vorher gut bedenken!"
Ich weiß nicht, war cs. ivcil ich vorhin in der Dämmer-
stunde zu Hanse an allerhand unerfüllte Wünsche gedacht hatte,
aber ich fing auch gleich mit an: „Drei Wünsche? Freilich,
damit müßte man auskommen!" — „Aber hinterher den In-
halt iviedcr vergessen dürfen!" rief der Förster und zwirbelte
seinen langen Bart. — „Sehen Sie. das wären also schon
Wünsche, die gegen das Gewissen gingen!" mahnte der Coopcrator.
„Es reicht wirklich nicht!" sagte währenddem der Assessor.
1
Abenteuer einer Neujahrsnacht.
Bestcl'luiistcu werden in aller: Buch- und Kunst- Preis des Bandes (26 Nummern) JC. 6.70. Bei directe.n
Handlungen, sowie von allen Postämtern und 'lATvo. -ffi Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich r vv,^ ^
Zeitungs-Erpeditionen angenommen. i« ® ^ 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins „/5 8—.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer 30 -*?.
E§ war bretoiedel zehn Uhr am Neujahrsabend, und der
geneigte Leser, zu dessen Nutz und Frommen ich die Erlebnisse
jener Nacht anfschreiben will. glaubt mir gewiß gerne, wenn
ich ihn versichere, daß der Sylvester den alten Junggesellen bei
jeder Wiederkehr ein griesgrämigeres Gesicht schneidet. Jinmcr
unangenehmer sind die Dinge, welche Einem dabei einfallen. >
immer sparsamer die Hoffnungen auf's Künftige — und wenn
man nur ivüßte. wo anders hin. man ginge gewiß nicht in
das gewohnte Hcrrenstübel der „Post", ivo man jeden Abend
des langen Jahres versitzt und alle Bilder an den Wänden
und alle Geschichten der Stammgäste auswendig kennt. Aber
ganz allein zu Hause sitzen, ist noch trübseliger, und so stellte
ich denn am NeujahrSabend 1879 meinen Stock mit dem
Elfcnbeinknops in denselben Winkel am Büffet, wo er schon seit
30 Jahren alle Abende steht, hing Paletot und Hut darüber
und wandte mich zu den vier Junggesellen am langen, öden
Tisch, die ebenfalls nicht wußten, wohin an diesem Abend.
Es waren: der Herr Coopcrator. der lange Assessor vom
Stadtgericht, der Förster, dem cs auch in dem verschneiten Wald
draußen zu einsam war. und der dicke Winkler, den ich nicht
nnsstehen kann Ivegen der einfältigen Witze, die er sich immer
gegen mich erlaubt. Er ist Commis in einer Weinhandlnng
und beneidet mich als Partikulier wegen meiner tausend Mark
Renten; ich gebe mich auch sonst nicht mit ihm ab. An jenem
Abend indessen konnte ich nicht gut ausweichen; er rief mir
denn auch gleich zu. als ich noch an der Thürc war: „Geschwind.
Herr Götschenberger, thu'n Sie drei Wünsche, sie iverden Ihnen
heute Abend erfüllt." - „Dummes Zeug." brummte ich.
während der Herr Coopcrator zum Assessor sagte: „Glauben
Sie mir. ivcnn man Einem drei Wünsche verstattete. hätte er
sechsc nöthig. um sein Schicksal zu verbessern. Das überläßt
man am Gescheidtesten dein lieben Gott." — „Run. ich ließe
mir auch sechsc gefallen!" lachte der Assessor.
„Nein," rief der rothbärtigc Förster hitzig, „drei Wünsche!
Herrgottsaxen. wenn ich die thnn dürfte!" — „Dann würde
Ihnen vermuthlich auch die Bratwurst an der Nase sitzen!" rief
Winkler. - „Keine Idee, ich wollte mich vorher gut bedenken!"
Ich weiß nicht, war cs. ivcil ich vorhin in der Dämmer-
stunde zu Hanse an allerhand unerfüllte Wünsche gedacht hatte,
aber ich fing auch gleich mit an: „Drei Wünsche? Freilich,
damit müßte man auskommen!" — „Aber hinterher den In-
halt iviedcr vergessen dürfen!" rief der Förster und zwirbelte
seinen langen Bart. — „Sehen Sie. das wären also schon
Wünsche, die gegen das Gewissen gingen!" mahnte der Coopcrator.
„Es reicht wirklich nicht!" sagte währenddem der Assessor.
1
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Drei Wünsche"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1881
Entstehungsdatum (normiert)
1876 - 1886
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)