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BcstcNiMlien werden in allen Buch- und Kunst- Preis deS Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei direktem

Handlungen, sowie von allen Postämtern und MiU». -M Bezüge per Kreuzband: jür Deutichland und Oesterreich .

Aeilungs-Erpeditione» angenommen. 7.!iv, für die anderen Länder des Weltpostvereins 8—. l^AAH.-DO.

Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer SO -4,

Drei Wünsche.

Abenteuer einer Ncujahrsnacht.
(Schluß.)

„Wo kommen Sie denn her?" hätte ich gerne gefragt,
wenn mir's möglich gewesen wäre. — „Dos geht Dich gor
nichts nn!" versetzte er höhnisch, als ob ich die Worte wirklich
gesprochen hätte. „Denkst Dn noch on die drei Wünsche? 's
ist eben Zeit — noch fünf Minuten bis Mitternacht. Wenn
die Uhr schlägt, ist's zu spät, also schnell, eile Dich!"

Es war mir so unheimlich, daß ich gor nicht daran dachte,
zu fragen, wie denn das möglich sein sollte tind warum er mich
plötzlich duzte. Ich rückte ein paar Schritte zurück, er aber
setzte sich rücklings auf meinen Tisch und sagte, indem er mich
unverwandt grinsend anstarrte: „Nun, was zögerst Du jetzt.
Du warst doch vorhin so bereit? Wünsche! die Gelegenheit
kommt nicht wieder. Eine Minute von den fünfen ist bereits
herum. Mir brauste es im Kopfe, wie große Mühlräder. Aber
warum sollte ich nicht wünschen? Das war ja keine Sünde.
Glücklicherweise hatte ich mir den Abend meine drei Wünsche
oft genug vorgesngt. Ich fing also an: „Fünfzehntausend Mark
jährliche Rente!" — „Eins!" zischte der Grünrock. — „Dreißig
Jahre von meinem Alter weg!" — „Zwei!" Seine Augen
leuchteten wie grüne Flammen. „Nun?" fragte er, als ich innc
hielt, und er sah dabei ans, wie der leibhaftige Satan. „Jetzt das
Dritte, rasch!" — Ich schnappte zweimal nach Athem, dann
stieß ich heraus: „Clara Bitterlich soll meine Frau sein!" —
„Ei," kicherte er höhnisch und reckte dabei seinen langen, dünnen
Hals, daß mir angst und bange wurde, „sie hat ja ihren
Mann, der muß also verschwinden — nicht?" Er machte eine
sehr verständliche Handbewegung nach Unten.

Daran hatte ich nicht gedacht, an diese schreckliche Noth-
Wendigkeit! . . .

Vor mir drehten sich Feuerräder auf und ab, ich war in
einem fürchterlichen Zustand. Ich erblickte zugleich mein bis-
heriges Leben, das streng nach den Anordnungen einer hohen
Obrigkeit verlaufen war und sah dicht vor mir mit dem un-
geheuersten Glück ein entsetzliches Verbrechen emporsteigen. Dazu
schrie es in mir: Er hat ohnedem die Schwindsucht. . . —
„Freilich!" nickte der Versucher, der alle meine Gedanken zu
lesen schien, „er kann es nicht mehr lange machen!"

„Und würde am Ende schwerer sterben!" — „Höchst
wahrscheinlich — durch einen Wunsch geht das leicht und
rasch. Aber eile Dich, es sind nur noch anderthalb Minuten."

Ich lief in Verzweiflung hin und her, mein ganzes Innere
war nur noch ein Sturm. Dichterstellxn sausten mir vor den
Ohren, worin gesagt wird, daß in jedem Menschen ein großer
Verbrecher schlummert, daß Jeder zum Mörder würde, wenn
seine Gedanken tobten könnten; dazwischen sah ich wieder die
unglückliche, holde Frau und ihren Tyrannen mit seinen Filz-
schuhen und dem ewigen Husten . . .

„Jetzt wird es schlagen!" rief der Unheimliche und richtete
seine lange Gestalt in die Höhe, daß ich das blasse Gesicht
bald da, bald dort ans- und abflackern sah und • die rothcn
Haare züngeln, ein höllisches Feuer. . . Aber es war um mich
geschehen. ..'„Sie soll mein sein!" rief ich mit dem ersten
Glockenschlag Zwölf, hörte noch ein infernalisches Gelächter und
fiel bewußtlos vor meinem Tische nieder.

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